Seite - 12 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Band 33
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Ichwar^ettberg
»on Georg Ludwig hinterlassenen Erbes
nat. Mit Johann Adolph, dem ersten
Fürsten, setzt sich das Haus Schwarzen»
berg. als Fürstenhaus heute noch in zwei
ansehnlichen Majoraten blühend, in unver»
mindertem Glänze fort. ^Cosmar (Imma»
nucl Karl Wilhelm). Beitrag zur Unter«
suchung der gegen den churbrandenburgischen
Geheimen Rath Grafen Adam zu Schwär«
zenberg erhobenen Beschuldigungen; zur Be<
richtigung der Geschichte unserer Churfürsten
Georg Wilhelm und Friedrich Wilhelm (Ber<
lin 1826. 80). — Gartenlaube (Leipzig,
Ernst Keil. 4".) Jahrg. l863, S. 537: „Die
Leiche des Ministers Schwarzenbcrg", von
Georg Hi l t l . — Porträt. M. Cwiczek p..
Rol los so. (gr. Fol., selten).^ — 2. Adam
Franz Karl Fürst h. d. besondere Lebens«
sli;ze S. ^. — 3. Adolph Graf,Schwär»
zenberg (geb. l547, gefallen im Kampfe
bei Papa 29. Juli 1600), von der nieder«
ländifchen heute fürstlichen Linie; einziger
Sohn des gleichfalls vor dem Feinde geblie»
denen Wi lhe lm (II.) von Sch. und A n n a's
von der Harff. Widmete sich frühzeitig dem
Waffenhandwerk und kämpfte an der Spitze
deutscher Krieger in den Schlachten Phi«
lipp's I I . in den gegen die spanische Ty»
rannei
sich aufbäumenden Niederlanden, dann
in den Kämpfen der katholischen Liga gegen
die Hugenotten unter Coligny und Hein>
rich von Naoarra. Ruhm und verdienten
Dank erntet aber Adolph in den Kämpfen
gegen die den christlichen Glauben und die
Monarchie schwer bedrohenden Osmanen,
deren Macht nach Naabs Verlust und dem
Falle von Ofen immer dräuender und gefähr»
licher wurde. Bevor Adolph nach Ungarn
zog, erscheint er noch als kurfürstlich cölni-
scher geh. Rath. fürstlich Lüttich'scher Mar«
schall. Statthalter, General und Landhofmei.
ster im Stifte Cöln. Im Jahre l394 war er
' mit 2000 selbstgeworbenen wallonischen Rei<
irrn nach Ungarn gezogen, wo er zunächst
an der Belagerung von Gran in energischer
Weise sich betheiligte, dann im Jahre t393
bei der Eroberung von Hatuan mitkämpfte
und den mit Pälf fy errungenen Sieg von
KereSztes, bei dem 43 Kanonen gewow
nen wurden. nur durch die unzeitige Plün,
derungsgier-der Soldtruppen einbüßte. Das
schönste Blatt in seinem Ruhmeskranze ist
aber die Wiedereroberung RaabS, deren An«
denken in dem Wappen der Schwarzen,
berge erhalten ist. Einer Sage nach hatten dle Türken zum Höhne der Christen au
einem Thurme einen metallenen Hahn auf.
gerichtet und den Ausspruch gethan: nicht
früher würden die .Christen Raab wied«
bekommen, als bis der Hahn zu krähen be»
ginne. Und er hat gekräht, als Graf Adolph
am frühen Morgen des 29. März <593 die
Türken mit dem Krachen seiner hölzernen
Petarde aus dem Schlafe weckte. Seither
nennt die dichtende Geschichte Adolph den '
„Vezier mit der hölzernen Petarde". Die
Sache aber verhält sich folgendermaßen.-
Durch Plilffy's Kundschafter hatte man
erfahren, daß die Türken in Naab einige
Zufuhren aus Ofen erwarteten. Diese mußten
nun durch fünf verkleidete und der Sprache
kundige Huszaren angesagt werden, worauf
die Thorwache unbesorgt die Zugbrücke nie«
derließ, und Baron Vabecourt eine
bereits bei Tata <579 erprobte hölzerne Pe.
tarde am Weißenberger Thore anschraubte,
deren Wirkung diesesmal so ausgiebig war,
daß der eine Thorsiügel bis auf den Markt-
platz flog. Inzwischen aber hatte sich — es
war Alles unter dem Schutze der zwar mono«
hellen, aber nebligen Nacht geschehen — eine
von Schwarzenberg und Pälsfy ge.
führte, fünfthalbtausend Mann starte Truppe
in die Festung geworfen und der grauenvollste
Kampf begann. Denn die zwar überraschte
Besatzung hatte sich doch bald zur Gegenwehr
geseht und verzweifelten Widerstand geleistet.
Innerhalb zwölf Stunden war Naab im
Besitze der Unseren. Die Türken hatten über
2000 Todte und t()00 Gefangene und <s5 Ka-
nonen nebst anderer reicher Beute verlorrn.
Jedoch war der Sieg auch theuer erkauft,
denn über 600 unserer Leute waren im Kampfe
geblieben. Aber auch der moralische Erfolg
dieses Sieges war groß, denn als wenige
Jahre vorher diese Hauptfcstung von den
Türken erobert worden war, erfüllte stoße
Bestürzung die Christenheit Oesterreichs bis
tief in Deutschland hinein. Nun war die
Festung, welche die Osmanen selbst für un»
bezwingbar gehalten, wieder Zurückgewonnen.
Der Jubel kannte keine Grenzen. Auf allen
Kreuzwegen wurden auf kaiserlichen Befehl
steinerne Denksäulen mit Adolph's Namen
und dem Mahnspruche: „Sagt Gott dem
Herrn Lob und Dank, daß Raab ist gekom»
men in der Christen Hand", errichtet, von
denen sich manche bis auf unsere Tage er-
halten haben. Adolph's Heldenthat wurde
aber von dem Monarchen kaiserlich belohnt.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon