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) Felix Schwaxzeuberg^ Felix
licherer Entwicklung eintreten zu sehen,
wie dieß ebenso wenig der Fall war mit
der Einführung des dänisch-schleswig-
holsteinischen Handels in das Stadium
einer definitiven Schlichtung, in sofern
das Londoner Protokoll vom 8. Mai
4852 — also etwa einen Monat nach
des Fürsten plötzlichem Ableben — als
das erste Moment jener Regelungsuer.
suche angesehen wird. Im Vorstehenden
sind die hauptsächlichsten Momente der
staatsmännischen Wirksamkeit des Fürsten
Felix S., soweit dieß mit der Aufgabe
dieses Lexikons vereinbar, hingestellt. So
zu sagen erst im Anfange der Lösung der
Aufgaben, die er sich gestellt, wurde er
plötzlich aus der Reihe der Lebenden ab«
berufen. Die aufregenden Arbeiten seines
Staatsamtes in einer politisch mächtig
erregten Zeit, der beständige Kampf mit
den mannigfachsten Elementen hatten die
Nerven des Mannes, der nie aus den
Momenten der Ruhe herauszutreten
schien, also Alles nack innen verarbeitete,
macklig angegriffen. Warnende Symp«
tome und bedenkliche Zufälle waren in
den letzten Lebensjahren der Katastrophe
vorangegangen. Er dachte oft an eine
Erholungsreise und Neapel war immer
das Ziel seiner Sehnsucht, unter dem
schönen Himmel jenes Landes wollte er
neue Kräfte zu dem Werke, das er durch»
führen wollte, „ein großes, einheitliches,
mächtiges Oesterreich", sammeln. Inder
Nacht vor seinem Tode bis zum frühen
Morgen, 5. April 1832, hatte der Fürst
gearbeitet, dann erst sich ein paar Stun-
den Ruhe gegönnt und Nachmittags
wieder einem mehrstündigen Minister-
rathe beigewohnt, in welchem über die
Organisation Ungarns verhandelt wurde.
Um fünf Uhr verließ er die Berathung
mit der Erklärung, daß er für seine Per-
son scheiden müsse, aber die Berathungen nicht zu unterbrechen bitte. Wenige
Augenblicke, nachdem er seine Zimmer
betreten hatte, stürzte er, im Wechsel des
Anzuges begriffen, besinnungslos zu
Boden. Aerztliche Hilfe war wohl schleu-
nigst zur Stelle, aber der Fürst kam nickt
wieder zu fick, ein Nervenscklag heftiger
Art hatte ihn getroffen, und in weniger
als einer Stunde hatte der Fürst vollen«
det. Der General-Adjutant Sr. Majestät.
Graf Grünne. und der damalige
Minister des Innern, Or.Bach, standen
an seinem Sterbebette, kurz nach sechs
Uhr kam Se. Majestät und fand nur
mehr die entseelte Hülle des Fürsten.
Seine Charakteristik als Mensch, Fürst,
Militär und Staatsmann haben Baron
Hel fer t und der Historiograph deS
Hauses, Adolph Franz Berg er, in er-
schöpfender Weise gegeben. Ihre Darstel«
lungen waren vorherrschend auch für die
vorstehende Skizze maßgebend. Was die
äußere Erscheinung deb Fürsten betrifft,
so war er von hoher Gestalt, schlank und
hager, von zartem Körperbau. Seine
feinen Züge trugen ein ausgesprochen
aristokratisches Gefüge und verriethen ein
jüngeres Lebensalter, als man auS seinem
vor der Zeit gebleichten Haare — daS
ihm nach einem 1847 überstandcnen
lebensgefährlichen Typhus geblieben war
— vermuthen konnte. Im geschäftlichen
Verkehre ernst, fast streng, und gegen
seine Untergebenen wohlwollend, wenn
auch in den Worten nicht eben wählerisch,
wenn sie ihrer Aufgabe sich nicht gewach»
sen gezeigt, weil er selbst
sich
nicht schonte,
auch seine Beamten nicht schonend, war
er dock im gesellschaftlichen Verkehre
durch seine liebenswürdigen Launen und
seinen pikanten Witz ungemein beliebt,
und selbst diesem letzteren, so scharf er
manchmal sein mochte, benahm er durch
die gutmüthige Weise seines Ausdrucks
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon