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Schwanenberg Friedrich, Lanzkn. ßg Schwarienberg^ Friedrich, Qanzkn.
Und das ist nun jener Punct im Leben, der
dem Fürsten von so vielen Seiten erübelt.
dessentwegen er so heftig angegriffen und
schonungslos verurtheilt wurde. Und doch
hatte der Fürst nur gethan, was seine eige«
nen Gegner thaten, er war seiner eigenen
Ueberzeugung gefolgt, die freilich gerade
die entgegengesetzte seiner Angreifer war.
Dabei sah der Fürst die Ereignisse, die sich
im Herzen der Schweiz abspielten, nock
von einem höheren politischen Gesichts»
puncte an. Er fühlte und wußte es ganz
gut, ,daß am Vierwaldstättersee und am
St. Gotthard' auch die Sache Oesterreichs
mitbekämpft und vertheidigt wurde und
wenn die Diplomaten der conservativen
Mächte diesen Vorposten so ohne Verthei-
digung ließen, war eS seiner Ansicht nach
nicht nur ein politischer, sondern auch ein
strategischer Fehler". Im Verlaufe des
Jahres 1847. nach abwechselndem Auf-
enthalte in Luzern. Wien und Mailand,
erhielt er im Herbst genannten Jahres
ein Einladungsschreiben der katholischen
Stände der Schweiz zu ihrem KriegS»
rathe. Erzherzog Johann schlug in
einem Briefe an Fürst Metternich. ääo.
Gastein, 24. Juli genannten Jahres, vor
allem Anderen den Fürsten Friedrich
Schwarzenberg zum Commandanten
der Sonderbundstruppen vor, da „dessen
ritterlicher Sinn bekannt, den man ge«
wohnt sei, überall zu sehen, wo geschossen
wird". Bei den durch den StaatSkanzler
mit dem Fürsten eröffneten Verhandlun«
gen zeigte Letzterer im Anbeginn sich nicht
abgeneigt zurAnnahme des Commando'S,
aber die Bedingungen, die er stellte, stießen
auf Widerstand, kurz der ganze Vorschlag
scheiterte und so begab sich
denn der Fürst zu«
rück in die Schweif um als Freiwilliger zu
kämpfen. Am 17. November 1847 machte
er die Expedition gegen Airolo mit und
stand dem Erbauer der Gotthardsstraße und der Aarbrücke in Bern und dem Ur-
heber der Reuß'Regulirung, Emanuel
Mül ler , der auf dem Gotthard das
Commando führte, treu zur Seite. AlS
Adjutant des Generals Sal is Sog l io
kämpfte er wieder am 23. November bei
Glslikon. Aber was nützten alle Kämpfe
gegenüber einer an Geschützen weit überle«
genen feindlichen Uebermacht. Schmerzlich
enttäuscht verließ der Fürstdie Schweiz und
erreickte nicht ohne Gefahr Mailand, wo»
hin ihm bald seine Waffenfreunde, Gene-
ral Sa l is und Oberst Elger, gefolgt
waren. In Mailand zeigten sich bereits
die Vorboten des nahenden Gewitters.
Die Revolution organisirte sich. Anfangs
Jänner hatte der Fürst in der Lombarden-
Hauptstadt noch den sogenannten „Tabak«
krawali" erlebt, dann begab er sich, am
9. Jänner 1848, mit vertraulichen Auf-
trägen des Grafen Ficquelmont nach
Wien. Umsonst warnte und mahnte er
dort vor der zum Ausbruche schon voll-
reifen Revolution. Man hörte aus nichts
und hielt Alles für eitle Schwarzseherei.
Die Märztage gaben dem Fürsten-Staals-
kanzler an deS Lanzknechts Stelle die
Antwort. Diesen beschäftigte im Augen»
blick, mehr als alle Politik, der Tod seiner
Mutter, die am 2. April, ,80 Jahre alt",
gestorben war. Dann begab er sich sofort
nach Tirol, wo er sich dem dortigen Lan«
des'Vertheidigungs-Ausschufse zur Ver»
fügung stellte. Erzherzog Johann und
sein alter Freund Roßbach nahmen ihn
freudig auf. Mit dem Stutzen in der
Hand. als ein einfacher Landesschütze,
marschirte nun der Fürst, unter Commando
des Hauptmanns Mör l über Botzen ge»
gen Trient in das Chiusathal, wo er tag»
lich mit den Insurgenten plänkelte. Wie
er sich damals wohl befand, darüber gibt
uns eine Tagcbuchstelle im VI. Fascikel
der „antediluvianischen Fidibusschnitzel"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon