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Schwanenberg/ Joseph Adam 86 Schwayenberg, Joseph Adam
wurde und am Morgen des folgenden
TageS verschied, war der Kaiser über die»
sen unglücklichen Vorfall auf das Tiefste
bestürzt, schloß sich in fein Cabinet ein
ließ Niemand vor sich kommen und würd«
nicht wieder heiter. Durch unmittelbare
Einflußnahme aufdie vormundschaftlichen
Geschäfte und die Erziehung des ver»
waisten 40jährigen Erbprinzen beschloß
er Vaterstelle bei demselben zu vertreten
und um die Trauer der tiefgebeugten
FürstlN'Witwe „durch einen außerordent
lichen Act kaiserlicher Huld zu mildern",
ließ er — ein noch nicht dagewesener Fall
in der Geschichte des goldenen Vließor
dens — die fürstliche Waise durch eine
eigens deputirte kaiserliche Commission
mit derselben Ordenskolane schmücken,
die des Fürsten Vater auf dem Frank»
furter Kaiserkrönungstage aus den Hän«
den des Kaisers empfangen. Während
der Minderjährigkeit des Prinzen leitete
- die Fürstin-Mutter die großartige Admi>
nistration der fürstlichen Besitzungen mit
Umsicht und Energie. Als sie im Jahre
4741 starb, war der Fürst 49 Jahre alt.
Er übernahm nun das. Regiment des
fürstlichen Hauses. Dem Andenken der
hohen Verblichenen, die sich durch ihre
weiblichen Tugenden in allen Kreisen hin»
gebende Liebe erworben hatte, ließ er ein
' Grabdenkmal setzen mit der von ihr selbst
gewählten demuthvollen Inschrift: „Hier
ruht die arme Sünderin E leonora ,
betet für sie!" Als der Fürst die Ver-
waltung seines Hauses (1741) übernahm,
hatte eben die Kaiserin Mar ia There»
sia das Erbe ihrer Ahnen angetreten
und bedrängnißvolle Zeiten waren über
den Kaiserstaat hereingebrochen, der trotz
der pragmatischen Sanction und deren
fürstlichen Garantien (!) in schwere Kriege
verwickelt, überdieß aber von Elementar»
Ereignissen, wie Mißwachs und daraus entstandener Hungersnoth, in traurigster
Weise heimgesucht wurde. Wo Alles litt.
wurde auch der Fürst.Joseph Adam
in Mitleidenschaft gezogen und es galt
des ganzen Aufwandes von Umficht und
Thatkraft, die empfindlichen Wirkungen
der herrschenden Mißverhältnisse so viel
als thunlich abzuschwächen. Der Fürst
stand bei der Kaiserin und ihrem Gemal
in hoher Gunst, wie die mannigfachen
Auszeichnungen beweisen, die ihm zu Theil
wurden. So erhielt er schbn 1783, da«
mals 31 Jahre alt, die geheime Raths«
würde und das Hofmarschallamt, im
Jahre 1776 jene des ersten Obersthof«
Meisters. Seinen bereits vorhandenen
umfassenden Grundbesitz zu vermehren,
war in jenen Tagen, die der Opfer genug
heischten, nicht möglich, war es doch schon
eine That, wenn das Vorhandene im
guten Stande erhalten wurde. Auf seinen
Gütern und im Verhältnisse zu seinen
Unterthanen erscheint der Fürst als ein
milder Herr seiner zahlreichen Diener,
als ein liebreicher, vorsorgender, wohl«
thätiger Gebieter seiner Unterthanen.
Sein Biograph berichtet, während er
'eine Frömmigkeit und Gottesfurcht
rühmt, von dem Fürsten, „daß er Kirchen
baut, Liebeswerke spendet, die studirende
Jugend, besonders junge Theologen un«
terstützt, und wenn er auf seinen Schlös«
'ern Feste veranstaltet, des BürgerftandeS
nicht vergißt und ihn an sich heranziehe".
Sein Geschlecht verdankt ihm überdieß
eine große Errungenschaft. Johann
Adolph (II.) hat dem Hause Schwär«
enberg die Fürstenwürde erwor«
ben, jedoch war dieselbe mit dem kaiser-
lichen Diplom vom 14. Juli 1670 auf
das Recht der Erstgeburt beschrankt;
mit dem neuen, dem Fürsten Joseph
Adam verliehenen Diplom ääo. Wien,
8. December 1746 ward die Fürstenwürde
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon