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Schwanenberg. Karl Philipp 100 Schroayenberg) Karl Philipp
Ernennung zum Ritter des goldenen
Vließes, dessen Infignien er inSt.PeterS-
bürg erhielt. Daselbst war er unter für
Oesterreich wenig günstigen Auspicken
eingetroffen und war es ihm nicht mög-
lich, freundschaftliche Beziehungen von
Dauer zwischen beiden Mächten zu
knüpfen. Aber so viel wenigstens war
ihm — und da fällt zumeist sein Person-
liches Auftreten in's Gewicht — gelungen,
daß er es verhinderte, daß nicht Rußland
gleichzeitig mit Frankreich gegen Oester-
reich in die Schranken trat. Kaiser
Alexander selbst beklagte tief den trau«
rigen Gang der Verhältnisse. Der Fürst
verließ die nordische Hauptstadt und traf
zwei Tage vor der Schlacht bei Wagram
im Hoflager des Kaisers zu Wolkersdorf
ein. Er übernahm nun das Commando
über einige Cavallerie»Regimenter unter
dem Befehle seines Jugendfreundes des
Fürsten Johann Liechtenstein. I n
der Schlacht selbst zu wirken, war" ihm
weniger gegönnt, aber bei dem Rückzüge
gab er durch eine vortreffliche Defensive
in dem entscheidendsten Momente eine
höchst günstige Wendung. Nach dem
Frieden ernannte ihn der Kaiser sam
22. September 1809) zum General der
Kavallerie und übertrug ihm bald darauf
daS damals schwerste und zugleich wich»
tigste Amt, das des Botschafters am Hofe
Napoleons. An demselben vertrat er
sein gebeugtes, aber nicht erniedrigtes
Oesterreich mit nie verleugneter Würde.
Studium der Hilfsquellen Frankreichs
und Anordnung von Festen, die Napo«
leon's Prunksucht erforderte, nahmen
den Fürsten vollauf in Anspruch. Die
Vermalung Marie Louisen's brachte
ihm Zeichen der Huld von beiden Höfen.
Am 1. Juli 1810 gab er der Tochter deS
Kaisers jeneS verhangnißvolle Fest, bei
dem das gräßliche Unglück geschah, wel. ches sein HauS mit Verzweiflung. Paris
mit Schrecken und ganz Europa mit Mit«
leid erfüllte. Im prachtvoll eigens er«
bauten Gartensaale, in welchem Tausende-
der ausgezeichnetsten Gaste versammelt
waren, fingen plötzlich die zarten Stoffe
der zierlichen Bekleidung Feuer und in
wenigen Minuten stand der ganze SaaÜ
in hellen Flammen. Am anderen Mor»
gen sand man einen halbverkohlten Zeich«
nam, nur an dem Diamantenschmucke und'
dem Trauringe als die Fürstin Pauline,.
die Gattin seines Bruders, erkennbar.
Das furchtbare Ereigniß, so mannlich er
eS auch ertrug, hinterließ in seiner Seele
einen zerstörenden Eindruck. ES verlor
sein Schlaf von dieser Stunde an die
erquickende Wirkung' sein Inneres wurde
mit einem düsteren Schleier umzogen,
den nur große Ereignisse auf Augenblicke
zu lüften vermochten. Napoleon selbst
bewunderte die Haltung des Fürsten und
behandelte ihn von dieser Zeit an mit aus-
gezeichneter Zuvorkommenheit. I n Paris
leitete der Fürst die Unterhandlungen,
denen gemäß Oesterreich jetzt die Rolle
gegen Rußland übernahm, welche wenige
Jahre zuvor Nußland gegen Oesterreich
hatte übernehmen müssen. Da mit einem
Male mußte der Diplomat wieder an die
Spitze eines Heeres treten, das sofort in
Action trat. Der Fürst erhielt den Befehl
über das 30.000 Mann starke HilfScorps.
daS mit Napoleon vereint gegen Ruß-
land in's Feld zog. Im Juni 1812 setzte er
sich mit seiner Armee von Lublin aus in
Bewegung. Später übertrug ihm der
Kaiser noch den Befehl über daS 7. Armee-
corps (die Sachsen), welches bisher wenig,
glücklich operirt hatte. Am 12. August
schlug der Fürst bei Podubnie den Gene-
ralTormassow und wußte durch kluge
Bewegungen die dreimal stärkere Armee
Tschitschakow's im Schach zu halten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon