Seite - 101 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Band 33
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Karl Philipp Schwar^enberg^ Karl Philipp
Tmd ihr noch empfindliche Verluste beizu
bringen. Nach der Katastrophe an der
Beresina zog er sich auf Bialystok zurück,
ermöglichte durch die Deckung Warschau's
'die Organisation der polnischen Truppen
durch Ponia towsk i , zog sich alsdann
nach Krakau zurück, wo er den Befehl an
Fr imont abtrat und darauf über Wien
nach seinem Gesandschaftsposten Paris
sich begab. Noch wahrend des russischen
Feldzuges hatte Napoleon den Fürsten
zum Marfchall empfohlen und Kaiser
Franz hatte diesen Wunsch erfüllt. Aber
auch seine Botfchafterrolle am Napo-
leon'schen Hofe war ausgespielt. Am
47. April 1813 war der Fürst zum letzten
Male in friedlicher Sendung nach Paris
gekommen und hatte Alles versucht, den
-Kaiser Napoleon von seinen Kriegs-
Plänen abzubringen. Nachdem alle Be>
mühungen des Fürsten gescheitert, kehrte
er wieder nach Wien zurück, wo wichtige
Verhandlungen Statt fanden, dann, nach«
dem die Verhandlungen zur Beilegung des
allgemein drohenden Kampfes sich zer«
schlagen hatten, rüstete Oesterreich, und
als es galt, den rechtenFührer der Heere
zu finden, welche zum letzten Male zum
Entscheidungskampfe gegen den Cäsar
auszogen, da fiel die Wahl auf den Für»
sten Schwarzenberg. Aber diese
Wahl war nicht so glattweg erfolgt. Als
Schwarzenberg in den ersten Tagen
des Mai in Wien eingetroffen war, waren
die Kriegsrüstungen seit Monaten eifrig
im Gange, aber man befand sich noch
immer nicht am Ziel. Erst Mitte Juni
glaubte man in Böhmen eine schlagfertige
Armee von 120.000 Mann aufstellen zu
können. Nun galt es den Oberfeldherrn
zu wählen. Tausende verdienter Krieger
Tiefen nach ihrem früheren geliebten und
bewährten Generalissimus Erherzog
Kar l . Allein dagegen war die damalige Hofpartei. Es gab da Neider und
Hetzer, die dem von Natur aus mißtraui-
schen Kaiser Franz in den Ohren lagen,
und ihn gegen seine Brüder und Vettern
einnahmen. Man vergaß sich so weit,
die Lauterkeit ihrer Gesinnung in Zweifel
zu ziehen. „Jeder von ihnen handle
nach eigenen Ansichten und nicht nach
dem Befehle seines Monarchen. Jeder
wolle einen Staat im Staate bilden und
sei ein Werkzeug unruhiger Ergeiziger,
die sich an ihn drängen, um durch ihn zu
steigen." Vornehmlich war der edle Erz«
herzog Kar l ein Hauptziel solcher gemei«
nen Verdächtigungen. Durch solche Mittel
wurde der Kaiser Franz dahin gebracht,
dießmal alle Prinzen von Geblüt von
einer thätigen Theilnahme an der Krieg»
führung zu entfernen. Selbst Erzherzog
Ferdinand mußte sein mährisch.schlesi.
sches Generalkommando niederlegen, ehe
eS zum Ausbruche kam. Und so wurde
denn Schwarzenberg zum Posten deS
Generalissimus ausersehen. Er hatte sich
bis dahin als Führer von glänzender
Bravour und Tapferkeit erwiesen; sich
das Ritter» und Commandeurkreuz deS
Maria Theresien-Ocdens, jene Auszeich»
nung, die auch ein Prinz nur durch Be«
weise eines mit kluger Umsicht gapaarten
Heroismus erkämpfen kann, erworben;
im letzten französisch-österreichischen Feld«
zuge gegen Rußland hatte er seine tak«
tische und strategische Befähigung außer
Frage gestellt, sein ungefährdeter Rückzug
gegen die vereinte Uebermacht von Tor«
massow und Tschitschakow war ein
Meisterstück klugberechnender Kriegskunst,
dabei war er von hoher Geburt, eine
durch sein würdevolles, achtunggebieten'
des Wesen gleich ausgezeichnete Person«
lichkeit. der
sich in so ernster, folgenschwerer
Lage keine zweite an die Seite sehen ließ.
So wurde mit kaiserlichem Handschreiben
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon