Seite - 107 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Band 33
Bild der Seite - 107 -
Text der Seite - 107 -
Karl Philipp 4 y? HchwaxZenber^ Karl Philipp
störten, was die Heilquelle gebessert, be>
sonders der Tod seines Freundes Moritz
Liechtenstein und jener Blücher's
gingen ihm sehr zu Herzen. Zunehmende
Zähmung, geistige Abspannung und
heftige Anfälle, die sich im Jahre 1849
wiederholten, ließen das Schlimmste be«
fürchten. Durch die Homöopathie Ge»
nesung oder doch Erleichterung suchend,
reiste der Fürst im Jahre 1820 über
Kulm und Dresden nach Leipzig, wo er
am 19. April anlangte. Das Betreten
der Heimat seines Ruhmes schien Geist
und Körper erstarken zu wollen, aber die
Ausbrüche eines inneren unheilbaren Lei»
dens erneuerten sich immer wieder und
wurden zuletzt so heftig, daß sie nicht
mehr die Rückkehr nach Böhmen gestat«
teten. Den ganzen Sommer war er in
Leipzig geblieben; als sich das Uebel im«
mer verschlimmerte und die rauhe Witte»
rung den Aufenthalt auf der sogenannten
Milchinsel nicht mehr. gestattete, wurde
er auf den Wunsch des Königs von
Sachsen in deffen eigene Wohnung am
Markte gebracht. Bis zum 43. October
blieb er bei Bewußtsein, dann wich auch
dasselbe und am 15. October 1820, noch
nicht fünfzig Jahre alt, hauchte der Fürst
seine Heldenfeele aus. Eigenthümliche
Fügung des Geschickes: dort verschied er,
wo er sieben Jahre zuvor das Schicksal
Europa's entschied. Am 19. October
in derselben Stunde, in welcher er die
siegenden Völker in die Stadt geführt,
wurde sein Leiche im feierlichen Zuge
aus der Stadt gebracht, von sächsischen
Truppen bis an die böhmische Grenze
geleitet, wo ihn österreichische Truppen
übernahmen, und über Prag nach Wit«
tingau brachten. Jetzt ruht der Feld«
marschall in der Familiengruft zu Wor-
lik. Zur Zeit des Ablebens des Fürsten
befanden sich die Monarchen eben zum Congrefse in Troppau versammelt. 'Von
dort aus erließ der Kaiser Franz den
Armeebefehl, in welchem er der Armee
befahl, dreitägige Trauer für den ver-
ewigten Helden anzulegen, zugleich be-
stimmte er die Errichtung eines Denkmals
zum bleibenden Gedächtniß des Fürsten,
welches des Kaisers Enkel in noch mehr
verherrlichender Weise, als der kaiserliche
Großvater geplant, aufrichten ließ. Der
Degen oeS Feldherrn wurde in daS Zeug«
haus in Wien gebracht und wird daselbst
aufbewahrt. Das 2. Uhlanen»Regiment
dessen Inhaber der Fürst war, behält für
immerwährende Zeiten seinen Namen.
Ueber die Beweise der Theilnahme, welche
sein Ableben hervorrief, vergleiche unten
die Trauerfeierlichkeiten. Seit dem Jahre
1790 war der Fürst mit Mar ia Anna
geborenen Grasin Hohenfeld, verwit»
wete Fürstin Eßterhäzi ^Nr. 44), ver«
malt, welche ihm in einer dreißigjährigen,
von seltenem Schimmer häuslichenGlückes
umstrahlten Ehe 3 Söhne: Friedrich,
den sogenannten Lanzknecht, Ka r l , den
General und Civilgouverneur Sieben»
bürgens, und Edmund, den Maria
Theresien-Nitier, deren besondere Bio»
graphien mitgetheilt wurden, gebar. Seine
Gattin überlebte ihn um 28 Jahre und
starb als hochbetagte Matrone in der
Zeit, als die Völker eben das ernten soll-
ten, wofür ihr Gatte den Degen gezogen
und was man ihnen für das vergossene
Blut versprochen und nicht gehalten hatte.
Protesch von Osten (Anton). Denkwürdig,
keiten aus dem Leben des Feldmarschalls
Fürsten K. von Schwarzenberg (Wien 18z^
8«.). Neue Ausgabe (ebenda 186!, 3«.) sdavon
erschien auch eine holländische Uebersetzung
(Amsterdam 1823, 8°.)). — (Schwarzen,
berg Friedrich Fürst) Karl Fürst zu
Schwarzenberg, geb. den 15. April 1771, ge»
storben den 15. October 1820 (Wien 1360,
L, Grund, 8<>.). ^Diese ungemein seltene, vom
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon