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Schwind. August 423 Schwind. August
ausbrachen, wurde Sch. dem als bevollmäch«
tigten k. k. Hofcommissär dahin abgeordneten
Hof- und Staatsvicekanzler Ph i l ipp Graf
Cobenzl als Secretär — und zwar mit
Uebergehung des ganzen Personals der nieder-
ländischen Hofkanzlei — beigegeben, welcher
ihn auch im Jahre 1790 den Geschäften bei
der Krönung des Kaisers Leopold I I . in
Frankfurt a. M. beizog. Im folgenden Jahre
fungirte Sch. in einer kaiserlichen Anstellung
bei dem letzten in Wien mit dem alten Ge«
pränge erschienenen türkischen Internuntius
Ebn Bekr Nat ib Effendi und anfangs
l?93 wurde er k. k. Geschäftsträger am kön.
preußischen Hofe, nachdem er das Jahr vor-
her mit Diplom vom 6. Juli 1792 unter dem
Reichs.Vicariat von Kurfürst Kar lTheodor
von Pfalzbayern den Reichsadel erlangt hatte.
Im Jahre 1793 erfolgte seine Beförderung zum
wirklichen Legationssecretär bei der k. k. Ge-
sandtschaft im schwäbischen Kreise; dann trat
er im März 1795 als k. k. Geschäftsträger bei
dem Kreisconoente in Ulm ein und veranlaßte
bald darauf bei der Kreis-Versammlung ein
von Fi-awit von 30.000 Thalern für Seine
Majestät; auch gelang es seinen Bemühungen,
die von der schwäbischen Reichs-Rirterschaft
angebotene Necrutenreluition von 30,000 st.
auf 6000 Lomsdor oder 60.000 fl. zu erhöhen.
Ueberhaupt hat sich Schwind in seiner
Stellung überall mit Tact, Umsicht und
Talent benommen, und hat dem kaiserlichen
Hofe. wo er ihn vertrat, Vortheile zuzuwenden
verstanden. Da6 kaiserliche und Reichs.Gcneral-
Commando würdigen wiederholt in amtlichen
Schreiben seine Dienstleistungen. Sch. trug
wesentlich zur Netkmg der kais. Depots in
Ulm. Lauingen. Dillingen, des Artillerie»
Depots in Donaulvörlh. der Münze mit allen
Gold« und Silbervorräthen in Günzburg bei,
als er dein ohne Weisung und Nettungs-
mittel belassenen k. k. Feldkriegscommissär
von Stregen über das Vordringen des
Feindes bei Zeiten genaue Mittheilungen und
so die rechtzeitige Bergung des österreichischen
Eigenthums möglich machte. Auch war er
es. der im Jahre 1799 den dringenden Be-
dürfnissen des Hauptspitals Nr. 7 in Augs»
vurg an Requisiten und Fournituren durch
zweckmäßige und mit Energie in's Werk ge-
setzte Anstalten abhalf, und die im St. Anna»
und im Zeughausgebäude gelegenen Blessirten
mit allem Möglichen versah und unterstützte.
Die mit jedem Tage sich steigernden Be-
schwerlichkeiten, der häusige Wechsel des Dienstpostens, der überdieß alle seine mate,
riellen Hilfsmittel in Anspruch nahm, zwangen
ihn, um für die Erziebung und das Fort-
kommen seiner zahlreichen Familie, es waren
fünf Söhne und drei Töchter, zu sorgen, um
Uebersetzung aus der Diplomatie auf einen
stabilen Posten im Inlande zu bitten, worauf
1799 seine Ernennung zum Hofsecretär bei
der böhmisch-österreichischen Hofkanzlei Statt
fand. Aber auch dann wurde seine diploma»
tische Gewandtheit in Anspruch genommen; so
im Occober 1802. als es galt, die vom Kaiser
gewünschte, von dem damals regierenden
Grafen aber bestimmt abgelehnte Acquisition
der Reichsgrafschaft Nothenfels durchzuführen.
Schwind übernahm diese Mission über
Wunsch der k. k. geh, Hof> und Staatskanzlei
ohne Creditiu, ohne Vollmacht und schon
mit Anfang December d. I . konnte er das
schriftliche, verbindliche Jawort des Grafen
sowohl, als den Consens der Agnaten in die
Hände des damaligen Ministers de5 auS.
wärtigen Amtes Graf Cobenzl niederlegen.
Auch in der Stelle, in welcher er diente, be-
wies er seine Tüchtigkeit; so wurde er im
Jahre 1803 bei dem damals aurgebrochenen
Kriege dem nach Innerösterreich als devoll«
mächtlgten k. k. Hoftommissär abgesandten
Grafen Säur au beigeben und hat dabei so
verdienstlich gewirkt, daß ihm in einem besonde,
ren Decrete ä6c». 30. März 1809 in Anerken«
nung seiner eifrigen und nützlichen Verwen»
düng ausgesprochen wuroe, „daß ihm die Gnade
Seiner Majestät auch für die Zukunft vorbe»
halten bleibe". ES sollte ihm nicht gegönnt
sein, die Erfüllung dieser kaiserlichen Ver»
heißung zu erleben. Von einem Schlaganfall
im Jahre 1816 betroffen, starb er im Fe»
druar 1818. Aus zwei Ehen ll- d Stamm»
tafelt hatte er acht Kinder. Beide Töhne aus
erster Ehe waren vor ihm gestorben und einer
von ihnen. Joseph, am 3. Mai 1809 im
Tressen zu Ebelsberg als Adjutant im 2. Ba<
taillone der Wiener Landwehr gefallen. Von
den Kindern aus zweiter Ehe haben zwei
Söhne, August und Franz. sich im Staate,
dienste Verdienste, hohe Aemter und Aus»
zeichnungen erworben ls- ihre Lebensskizze
S. 120 u. 124). der drüte aber. Moriz, als
Künstler ls. d. S. 127) — leid« nicht im
Vaterlande — Unsterblichkeit errungen. Ein
Bruder des Hofsecretärs Johann Franz
von Schwind, Ludwig, betrat die mili-
tärische Laufbahn und starb zuletzt als k. k.
Oberst, aus seiner Ehe mit Susanna
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon