Seite - 136 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Band 33
Bild der Seite - 136 -
Text der Seite - 136 -
ind^ Moriz 536 Schwind^ Moriz
nachdemTodeKup elwieser's ^17. No«
vember l862^, allen Ernstes daran ge-
dacht, Schwind bleibend für Wien zu
gewinnen. Von Seite des kais. Unter«
richtsminisieriums war ihm nämlich der
Antrag gemacht worden, in der Kunst»
Akademie an Kup elwieser's Stelle zu
treten. Ein Beamter des Ministeriums
begab sich sogar nach München, um mit
dem Künstler zu unterhandeln. Die Sache
zerschlug sich aber auS bisher unbekannten
Gründen. Schwind hatte also das
Programm für die. Opernhaussresken
entworfen und sich auch sofort an die
Ausführung der Entwürfe gemacht; im
Juli 1864 waren die Skizzen zur Zauber«
fiöte fertig, dann folgten die im Foyer
auszuführenden Darstellungen aus Opern
verschiedener Meister und im Reste des
Jahres 1864. wie im Laufe des Jahres
1863 waren die Cartons zu beiden großen
Cyklen sl., Fresken. Nr. 9. I I . , Cartons.
Nr. 19 u. 20) vollendet. Außerdem, da es
der Künstler liebte, neben der Hauptarbeit
sich mit einer anderen, minder schwierigen
zu beschäftigten, führte er in dieser Zeit
eine Folge von 33 Entwürfen für Erzeug»
nijse der Kunstindustric ^VII.,Zeichnungen,
Nr. 263^ aus, wovon sich ein größerer
Theil in der Kunstgewerbefchule in Nürn»
berg. einige Blätter in seinem Nachlasse
besindm. Nachdem er anläßlich der Vor-
arbeiten für die Wandbilder des Opern«
Hauses mehrmale Wien besucht, nahm er.
um zur Ausführung der Entwürfe zu
schreiten, im Jahre 1866 längeren Aufent-
halt in Wien. Aber es war nicht das
alte Wien, wo er nunmehr arbeitetete.
Es hatte sich äußerlich und in seinem
inneren Wesen gründlich verändert, dazu
war die Zeit eine bedrängnißvolle: Krieg
im Norden, Krieg im Süden. Im Norden
gegen eigene Stammesbrüder, im Süden
gegen einen unverbesserlichen hinterlistigen Feind. Was im Süden Heldenmuth und
Feldherrnscharfblick zu Wasser und zu
Lande gewannen, verdarb im Norden zu
große Zuversicht und Verblendung, welche
die Rüstungen eines Gegners, der lange
diesen Streich geplant, nicht sah. Wie tief
auch als Oesterreicher von diesen Vor»
gangen berührt, der Maler übte treulich
seinen Beruf und suchte, jemehr er in seine
Arbeit sich vertiefte, den Jammer zu ver»
gefsen, von dem sein geliebtes Oesterreich
heimgesucht worden und den er ganz mit»
fühlte. Schwind hatte, da ja sein Auf«
enthalt länger währen mußte, auch seine
Familie dahin mitgenommen, und da
fand im Herbst 1867 die Verheirathung
seiner zweiten Tochter Mar ie , mit dem
Wiener ArzteOr.B aurnfeindt, Statt,
was ihn bei seinem ausgesprochenen
Hange zum Familienleben, da seine Haus'
lichkeit durch Verheirathung seiner Töch»
ter, so glücklich ihn dieß machte, wesentlich
verändert wurde, bei der eintretenden
Verwaisung seines Familienlebens mit
Wehmuth erfüllte. Noch während seines
Wiener Aufenthaltes hatte er an seinem
letzten großen Werke, der reifsten Frucht
seiner Künstlerschaft, an dem Märchen
„Von der schönen Melufine" zu arbeiten
begonnen. Ja eigentlich früher schon hatte
der wunderbare Märchenftoff ihn ange»
regt. denn in der Zeit, als er an den Ent»
würfen für Erzeugnisse der Kunstindustrie
(1864 u. 1863) arbeitete, findet sich un-
ter diesen ein Waschbecken mit der Ge»
schichte der Melusine vor. Er versenkte
sich nun in diesen Märchenstoff und ging
auch bald an die Ausführung und an
seinem 66. Geburtstage hatte er seinen
letzten Pinselstrich daran gemacht ^s. IV.,
Aquarelle, Nr. 88). Im Januar 1870
wurde daS Werk zum Besten des Künstler-
Unterstützungsvereines in München auS-
gestellt. Die Aufnahme, welche es fand,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon