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Schwind, Moriz Schwind, Moriz
deutenderen Bilder, zum Verständnisse der«
selben, beigeqeben. und sind überhaupt beide
Kataloge — aber nur diese, denn die übrigen
Kataloge dieses Vereins erheben sich nicht
über die gewöhnliche Schablone — sehr sorg»
fältig redigirt. Ferner zählt der Schwind«
Enthusiast Mai l l inger (Joseph) in seiner
Bilder.Thronik der kön. Haupt, und Residenz»
stadt München vom XV. bis in das
XIX.Jahrhundert (München 1875, Montmoril.
lon'sche Buchhandlung. 8",), Bd. I I , S. l68
bis 182, unter Nr. 3064—3233, eine große
Reihe von Werken Schwind's auf u. z.
Zeichnungen (1804—1828 Wien u. 184l—1871
München), Rudirungen von des Meisters
-eigener Hand , Original < Lithographien,
Kupfer-, Stahlstiche und Radirungen nach
Schwind. Holzschnitte. Lithographien u. s. w.
Diese Liste Schwind'scher Bilder ent.
hält viele Curiosa. — Neber Schwind's
Arbeiten aus frühester Zeit gibt aber Dr.
Ho l land in seiner Biographie S ch wi nd's
die vollständigsten und reichsten Aufschlüsse
S. 4—27 im interessanten Abschnitte: „Incu»
nabeln von Schwind's Kunst."
I I . b) Zur Charakteristik Sch wi nd's. (AuS«
sprüche und Urtheile von Fachgenossen und
Kritikern über Schwind, den Künstler und
Menschen.) Cornel ius an Schwind.
Schwind hatte ihm die Zeichnungen für
das Wiener neue Opernhaus zur Einsicht zu»
gesendet, und nun antwortete ihm Corne.
l ius mit nachstehendem Schreiben: „Ver»
-ehrter Freund! So Bedeutendes ich auch von
Ihren Entwülfen für das Wiener Opernhaus
«rwartet hatte, so bin ich doch durch die
Zeichnungen, welche Sie die Güte hatten,
mir zur Einsicht zu gestatten, außeroroent-
lich überrascht worden. Das im höchsten
Sinne musikalische Element haben Sie ver.
standen, gleichsam in Ihre Kunst zu über»
setzen, und jene edle Heiterkeit, welche den
besten Schöpfungen der Musik eigen ist, mit
den Bedingungen stylvoller Malereien glück-
lich verbunden. Hierdurch ist Ihr Werk ein.
dem Wesen nach neues geworden, doch diese
Neuheit ist nicht Modernität, denn Ihre Ent.
würfe sind auf dem festen unabänderlichen
Grunde echter und wahrer Kunst erwachsen.
Ich wünsche nur, daß Ihr hoher Herr, der
Kaiser. Ihnen genügende Zeit und Mittel
zur Verfügung stelle, damit Sie die Aus«
führung im Großen mit derselben Tüchtigkeit,
die in den Entwürfen zu sehen ist. vollen,
den. Sie werden hierbei dem Realen sich« ein gewisses Recht einräumen, und durch
diesen classischen Realismus, wie er eben in
den besten Werken des Alterthums und der
großen Meister Italiens sich ausspricht.
Ihren Malereien auch im Einzelnen vollends
diesenl'ge Harmonie gewähren, welche in der
Musik als Melodie erscheint. Herzlich dank
ich Ihnen für die freundliche Zusendung der
schönen Zeichnungen, und verbleibe, Sie
bestens grüßend, Ihr alter Freund Dr. P.
v. Cornelius. Berlin. 18. März 1866." —
Kaulbach über Schwind. Als Kau l<
bach von einem Freunde die Nachricht von
dem Tode Schwind's nnt den Worten:
„mir ihm ist ein großer Künstler verschieden"
erhielt, rief Kaulbach aus.- „Ob er ein
großer Künstler war! Wer that es ihm gleich
in der Darstellung innigsten, sinnigsten, deut»
schen Lebens, wer beherrscht, wie er, den
deutschen Waldeszauber, wer war jemals,
wie er, eingedrungen in die tiefsten Geheim«
nisst» unserer deutschen Sagen? Wer malt
ihm die „Melustne" nach. mit der er noch
vor wenig Jahren Alles bezauberte! Seine
Kunst hatte keine Gegner, keine hämischen
Tadler, ja sie hatte nicht einmal Neben,
buhler, denn er stand vollständig allein und
groß da. Und was war er für ein trefflicher
Mensch! Welch' köstlichen Humor besaß er.
wie oft hat er meine Bilder in seiner be»
kannten drolligen Weise so herzlich schlecht
gemacht, und wie haben wir dabei gelacht
und uns amüsirtl Und das AlleS ist nun
todt. todt. verloren! Das Alles begräbt
man, spricht und schreibt eine Zeit lang
darüber, und dann geht das Leben seinen
ruhigen Gang weiter." — Besonders treffend
charakterisirt Maler I l l e den Einfluß der
Musik auf Schwind's Bilder, dann daS
von manchen Kritikern beanständete Color i t
und endlich Schwind's Derbheit, die er
nur dort anbrachte, wo sie am Platze war,
gegenüber der Arroganz und zudringlichen
Allesbesserwisserei. I l l e schreibt: „Dieser
mächtige Einfluß der Poesie und der Musik,
namentlich der letzteren — auf Schwind's
Werte, ihre Conception und deren inniges,
wechselseitiges Durchdringen und Verweben
dieser Kunst mit jener, ist ein hervorragend
eigenthümlicher und bedeutsamer Vorzug in
allen seinen Schöpfungen geworden, deren
viele, bald unmittelbar, wie jenes große,
durch den Stich weitverbreitete Gemälde,
welches Beethoven's „Phantasie für
Claoier, Orchester und Chor", Satz für Satz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon