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200 Scitovsiky
Priester war er in des Wortes vollster
Bedeutung, mild und doch ernst, fromm
und doch eigenlich nicht fanatisch, wenn
auch in gewissen Puncten hartnäckig,
wohlthätig in fast verschwenderischer
Weise und doch für den äußeren Glanz
seiner hohen Stellung bedacht. DaS frei-
lich ungeheure Einkommen, das er als
Erzbischof von Gran bezog, verwendete er
zu einer Reihe von Handlungen,welche ihm
in seinem Lande ein bleibendes Andenken
sichern. Hier können nicht alle selne Stif»
tungen und sonstigen Gaben zu frommen
und humanistischen Zwecken aufgezählt,
aber doch der wichtigsten soll gedacht
werden. Für Erziehung und Unterricht
spendete er großartige Summen. I n den
bedeutenderen Marktflecken der Fünf-
kirchener Diöcese und im Hauptort selbst
stiftete und dotirte er neue Lehrerstellen.
Das von ihm gegründete, bereits er>
wähnte Stift der Canonisfinen ,von un«
serer lieben Frau", das sich mit der Er«
ziehung und dem Unterrichte der weib«
lichen Jugend zu befassen hat, war mit
einem Kostenaufwands von 300.000 ft.
C.-M. hergestellt worden. Zur Grün<
düng einer weiblichen Präparandie in
Gran, erlegte er beim dortigen Dom»
Capitel 60.000 fl. und gab zur Adap-
tirung des betreffenden Gebäudes noch
überdieß 10.000 st.; zur gedeihlichen Ent-
Wicklung deö Obergymnasiums in Tyrnau
spendete er 200.000 ft. Für die Lehrer
und deren Witwen und Waisen gründete
er einen Pensionsfond, der sich allmälig
zu einem Jahreseinkommen von 2000 st.
erhob und 18 Individuen Pensionen ge«
währte- zur Erhaltung des Klosters der
grauen Schwestern spendete er 10.000 st.,
für das Pensions-Institut der Priester
20.000 fl., den Nonnen in Fünskirchen
40.000 fl.; diePrävaranden-Anstalten in
Rosenau und Fünskirchen unterhielt er ganz aus eigenen Mitteln, unterstützte
zahlreiche talentvolle Zöglinge mit Sri«
pendien und durch Freitische; zum Zwecke
einer tüchtigen Schulbildung der Hand.
werker verwendete er große Summen;
kurz, es wurde berechnet, daß er in den
Jahren 1827 bis 1866. nämlich während
seiner oberhirtlichen Stellung als Bischof
von Rosenau, Fünfkirchen und Erzbischof
von Gran. also etwa innerhalb vier De«
cennien. von seinen Einkünften im Gan»
zen zwei und eine halbe Million, in ge<
nauec Ziffer 2.474.209 st., verwendet
hatte, welche sich in folgender Weise
vertheilten: 238.462 st. zu Cultus-
zwecken, 38.248 ft. zu Unterrichtszwecken,
440.238 ft. zur Unterstützung armer Kir-
chen und Pfarreien. 296.064 st. zur Un-
terstützung von Landschulen und Land«
scbullehrern. 630.000 fl. zur Unterstützung
öffentlicher Wohlthätigkeilsanstalten und
883.600 fl. zum Ausbaue der Graner
Bafilica, die unter ihm vollendet wurde.
Gewiß, ungeachtet der ansehnlichen, für
den Graner Dom verwendeten Baukosten,
wodurch aber Kunst und Gewerbe wesent-
lich unterstützt wurden, eine stattliche
Summe. Wenn er auf dem Lande Schu»
len und Kirchen visitirte. vertheilte er
Bücher und Kleidungsstücke in Hülle und
Fülle, sein Rentmeister konnte in solchen
Fällen nie genug Geld schaffen und wenn
er nicht mehr bei Cafse war, da unter«
schrieb er zu Kirchen» und Schulbauten
und ruhte nicht eher, bis die unterschrie»
benen Summen beschafft waren. Bei
der Verwahrlosung, Unwissenheit und
dem Aberglauben, welcher zu seiner Zeit
(und auch heutenoch) unter dem Landvolke
Ungarns herrschend waren, richtete er
sein Hauptaugenmerk auf Verbesserung
des Unterrichtes und bei diesem insbefon«
dere in der Religionslehre, er ließ Tau«
sende von Katechismen in den drei Lan>
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon