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Scitovszky 20t IcitovsKy
^dessprachen drucken und unentgeltlich
verbreiten. Er selbst verfaßte im Hin«
blicke aus die Jugend eine fegende der
Heiligen" und ließ daS Werk mit schönen
Holzschnitten schmücken, überdieß schrieb
er noch mehrere gute Gebet« und Gesang,
bücher. Dieß die eine Seite seiner prie»
sterlichen Wirksamkeit; andererseits wie.
.der entwickelte er in Religionssachen, in
Festhaltung seiner Ansichten eine Zahig»
keit. die man seinem sonst weichen Charak»
'ter kaum zugetraut haben würde. In
dem großen Kampfe der Stände gegen
die Reverse über die Kindererziehung,
-welcher die Landtagssessionen während
der letzten Hälfte des dritten und der er«
Fen deS vierten Decenniums ausfüllte,
zählte er, damals Bischof von Rosenau.
zu den entschiedensten Führern des unga-
rischen Clerus und als Paladin stand
ihm der damalige Großwardeiner Bischof
"Laiczak treu zur Seite. Gegen Sci-
tovszky reichte Ende 1837 die General»
Kongregation des Gömörer ComitateS
eine heftige Beschwerdeschrift wegen Er«
Pressung von Reserven, Nichlanerken»
nung der Comitats'GerichtSbarkeit über
-Geistliche, Mißachtung deS xlkooturn
le^iuui bei Verbreitung päpstlicher
Bullen, ein, und in seiner Rechtser«
tigung stellte er diese Beschuldigungen
gar nicht in Abrede, sondern bemerkte
vielmehr, die Mischehen seien eine der«
.ortige Quelle religiösen Indifferentismus,
daß eS dem katholischen Hirten nicht ver»
argt werden könne, wenn er nach Kräften
dieser Verminderung seiner Heerde ent»
gegenwirke. I n der Magnatentafel end«
lich übernahmen S. und sein obgenann»
ter College die Führung der ultramon«
tanen Opposition in so schroffer Weise,
daß sie durch mehrere ihrer Aeußerungen,
selbst bei ihren eigenen Collegen, Anstoß
erregten. Der Landtags»Artikel, daß ge» mischte Ehen auch von dem protestanti»
schen Pfarrer mit voller Giltigkeit ein»
gegangen werden können, brachte end«
lich im März 1844 den langjährigen
Streit zum AuStrage. Daß nach solchen
Antecedentien, und schon um der Haltung
willen, welche die Slovaken während
der Revolution beobachtet, feine im Sep«
tember 1849 erfolgte Berufung zum Pri»
wate in Ungarn, keinen Enthusiasmus
erregte, wenn sie sonst auch ganz erklär»
lich war. begreift sich leicht. Ja sie
wurde mit solcher Mißbilligung auf»
genommen, daß in der ersten Zeit seines
AmteS dem Ernannten genug erkennbare
Zeichen derselben gegeben wurden. Als
er dann für das Concordat gewonnen
worden, machte er sich seine Stellung
nicht leichter, denn nach ungarischer Vor«
stellung, ist das Concordat als letzter
Schlag gegen die kirchlicke Selbstständig«
keit Ungarns gemünzt, und deren Ver»
theidigung gehört doch zu den Obliegen»
heiten des Primas. Uebrigens hand-
habte der Cardinal im Gegensatze zu an«
deren Bischöfen seines 3andeS, welchen
das Concordat ein Mittel ward. den
Frieden zwischen den einzelnen Bekennt«
nifsen auf das Gründlichste zu zerstören,
in mildester Weise. Mitterweile hatte
schon die Erbauung der Graner Basilica,
nach dem Muster der Peterstirche. den
Primas populär gemacht; noch mehr
aber stieg er in der öffentlichen Meinung,
als er bereits 1887 deutlich zu erkennen
gab, daß er an der allgemeinen Stim».
mung der Nation theilnehmen wolle, und
hier beginnt der Politiker und Staats»
mann. dessen Haltung und Einftuß durch
einige Striche gezeichnet werden mag.
Die Petition, welche mehrere Magnaten
Ungarns nach der zweiten Rundreife
des Kaisers zu unterbreiten beabsichtig»
ten, hatte auch S. unterschrieben und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon