Seite - 219 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Band 33
Bild der Seite - 219 -
Text der Seite - 219 -
Scovaud 219 Scrinci
genannt. — Im Mai 1869 meldeten die
Wiener Blätter das Ableben des Ingenieurs
Friedrich Scot t i . der im Wiener allge>
meinen Krankenhause im Alter von 70 Jahren
gestorben. Von Geburt ein Italiener, kam
er in der Folge nach Wien. wo er viele
Jahre gelebt und wie e6 in seiner Todes,
Nachricht heißt, durch eine Reihe von „Pro»
jecten" sich zu einei- städtischen Berühmtheit
gemacht hat. ^Neues Wiener Tagb la t t
l869, Nr. l33. im „Wiener Tagesbericht".1
Scovaud, siehe: Seovaud de la Va-
ftide, Franz Friedrich Freiherr.
Scrinci, Johann Anton (Arzt, geb.
zuPrag16.October1697. gest. ebenda
28. April 1773). Sein Vater, ein ge-
schickter Baumeister, setzte seine ganze
Sorgfalt in die Erziehung seines Sohnes,
der sich auch mit allem Eifer den Studien
widmete und nach deren Beendigung in
Prag eine gelehrte Reise unternahm, auf
welcher er die damals berühmtesten Hoch«
schulen in Deutschland und dann Italien
besuchte, wo er mit besonderer Vorliebe
naturwissenschaftliche Studien, vor allem
Experimentalphysik trieb. Nach feiner
Rückkehr von dieser Reise begann er das
Studium der Rechte, ohne jedoch den
Naturwissenschaften ganz zu entsagen,
vielmehr richtete er sein Augenmerk auf
alles, was in diefem Zweige des mensch,
lichen Wissens zu Tage gefördert wurde.
Bei einer Gelegenheit, als er einen Freund
zum medicinischen Examen begleitete und
vor dem prüfenden Professor jene Fra-
gen. welche sein Freund außer Stand war
zu beantworten. mit ungewöhnlicher
Sicherheit löste, rietk ihm der Professor,
sich der Arzneikunde zuzuwenden, für
welche er nach der unvorbereitet abgeleg«
ten. so günstig ausgefallenen Probe un>
bezweifelt große Begabung besitze. Und
S. ließ sich das nicht vergebens gesagt
sein, er begann mit allem Eifer daS Stu«
dium der Medicin, vollendete es. erlangte die medicinische Doctorwürde und wurde
zunächst Stadtarzt in Schlan, welche
Stelle er im Jahre 1772 mit dem Physi«
kat im Iungbunzlauer Kreise vertauschte.
Da geschah es, daß in Schlesien und dann
auch in Böhmen im Jahre 1736 und
1737 die dort bis dahin unbekannte
Kriebelseuche mit großer Heftigkeit aus-
brach. Scr inc i , der die Seuche mit
großer Sorgfalt studirte, erstattete über
dieselbe einen musterhaften Bericht und
auf die sorgfältige Beschreibung der beob-
achteten Zufälle sich stützend, führte er
den unumstößlichen Beweis einer Mutter»
korn-Vergiftung. Selbst die Medicin
räumt S. die Ehre ein, daß selten Volks-
krankheiten bei ihrem ersten Auftreten so
naturgetreu, so scharfsinnig aufgefaßt, fel-
ten ihre Ursachen so klar ermittelt wor-
den seien, wie es S. gethan. Die an«
fanglich als Vermuthung, später als Be-
hauptung ausgesprochene Anficht, daß
die Kriebelkrankheit ansteckend sei, wider«
legte S., der, den Kranken Hilfe spendend,
die ärmlichsten Hütten durchforschte, auf
daS Entschiedenste. Bald sollte sich ihm
jedoch ein seinen Talenten und Eifer
entsprechenderer Wirkungskreis eröffnen,
indem er im Jahre 1739 nach Prag be<
rufen wurde, um daselbst daS Lehramt
der Medicin zu übernehmen. Dort trug
er mit vieler Auszeichnung über praktische
Heilkunde vor, wobei Börhave, mit
dem er eine Reihe von Jahren hindurch
in regem Briefwechsel gestanden, sein
Vorbild war. Da er die Wichtigkeit und
den Einfluß des Studiums der Expeii«
mentalphysik und Chemie auf die Arznei-
wissenschaft bei seinen eindringlichen Stu»
dien immer mehr erkannte, stellte er an
den Kaiser, damals Kar l VI.. daS drin»
gende Ansuchen, eine neue Professur für
die vorgenannten zwei Wissenschaften zu
errichten, übernahm den Vortrag daraus.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon