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Seckendorf, Friedrich Heinrich 263 Zeckendorf) Friedrich Heinrich
Protestant und zwar ein eiliger. De,
HofkriegSrath mit dieser Anstellung nich
einverstanden, bethätigte dicse abgeneigt«
Gesinnung zunächst durch eine niedrige
Kabale. Er traf nämlich die Anl'talter
so, daß daö kais. Handschreiben mit
Leckendorf's Ernennung erst zwe
Monate naä> dessen Ausfertigung in
Leckendorf's Hände gelangte. Gleich
bei seiner Ankunft nach Wien. deßhalb
zur Rede gestellt, rechtfertigte sich der
General durch den' genauen Nachweis'
wann er den Brief erhalten, und daß er
sofort dem an ihn ergangenen Rufe ge<
folgt sei. Aber er halte die plumpe In>
trigue durchschaut und war demnach be
müht, auch seinerseits die SicherheitS-
maßregeln zu treffen. Als sich S. dem
Kaiser und der Kaiserin vorstellte, ver
suäuen Beide ihn zum Uebertritte zur
katholischen Religion zu überreden. Die
Kaiserin, gleichsam im Sterze, meinte:
„Hört Seckendorf, der Kaiser hat gesagt.
Ihr sollt katholisch werden, ich aber habe
g'.sagt, Ihr werdet es nicht". S. erwie
derie: „Weil Eure Majestät so gesagt
haben, so will ich nicht gegen Ihren Nil-
len handeln". Dem Kaiser aber, der
ihn geradezu ^um Uebertritte auffordere,
erwiederte er: „Wie könnte ich Eiv. Ma-
jestat getreu sein, wenn ich Gott ungetreu
wäre?" Damit war die Religionsan»
gelegenheit abgethan. Nun begannen
die Kriegsberathungen. Es galt cm
HilfsHeer den Russen gegen die Pforte
zu stellen; da aber die Verhandlungen
mit Rußland schon zu weit vorgeschritten
waren, konnte S. mit seinen Ansichten
nicht durchdringen. Auf einer Bereisung
die er durch Ungarn bis an die türkische
Grenze unternommen hatte, um die
Kriegsrüstungen zu prüfen, fand er Alles
im Zustande namenloser Verwahrlosung.
Den Truppen, wie den Festungen, fehlte es an dem Nöthigsten. Seckendorf
schrieb an dei? kais. Cabinetssccretär
Barten st ein: „Die betrübten Anstal-
ten, die ich mit eigenen Augen gesehen,
lassen mich gleiche Verluste mit gleicher
Schnelligkeit befürchten, wie es neulich
(1733 — 1736) inItalien geschehen. Noch
'ist zu helfen, aber es darf keine Zeit ver-
loren und die Einreihungen muffen an»
derö als seither gemacht werden, dein:
der Hoskriegsrath vermag nicht von Wien
aus zu urtheilen und über Dinge zu ent-
scheiden, die er nickt selbst geseben hat
und zum Theile nicht versteht." Dcin
Kaiser selbst berichtete er aber: „Diejeni°
gen, denen die Wahrung der kais. Inter»
essen übertragen sei, hatten meist nur ihr
eigenes im Auge. Auf den wichtigsten
Posten befanden sich unfähige, durch
Gunst emporgetragene Leute. Für die
Provinzen bedürfe mc>n Statthalter, die
nichtblos derIagdlust fröhnten. oder sich
zu erlustigen trachteten, sondern 'Land
und Leute zu regieren wüßten." - Unter
solchen Umstanden weigerte sich S. nach
seiner Rückkehr nach Wien auf daS Ent-
schiedenste, den Oberbefehl zu übernch«
men. Denn zu dcr eben geschilderten
Sachlage gesellten sich nock die Kabalen
des Hofkriegsrathes und die Feindschaft
der Katholiken. Erst die Vorstellungen
des Kaisers, und dessen Versicherungen,
daß er stcb in allen Dingen nur an ihn
zu wenden habe, und er ihm sicher Ab-
hilfe verschaffen werde, und als ihn zu«
etzt der Kaiser in die Arme schloß, gab
er nach und nahm an. Neben ihm er«
hielt noch der kais. Eidam. Mar ia
Theresien'6 junger Gemal. Franz
Stephan von Toskana. .einen großen
Theil am Obercommando. Eine dem
Feldmarschall mitgegeben^ vom Kaiser
selbst verfaßte Anweisung, enthielt iiicbt
unwesentliche Anordnungen, welche S.'5
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon