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Seidl, Johann Oabnel 337 g Johann Gabriel
lich das Gerücht auf, Se id l sei am
21. Jänner gestorben. Woher die Nach»
richt kam. die bald durch alle Blatter
ging und welcher Nekrologe und elegische
Gedichte auf des Lyrikers Hingang sfiehe
„Dresdener Abendzeitung" 1840, Nr.42:
„Nachruf an Gabriel Seidl", von Wil-
Helm Ki lzer ; dieselbe. Nr. 230: „Der
Brief" . von Demselben; dieselbe".
Nr. 474: „Unsere Wünsche. An G.
Seidl", von S idony u. a.) folgten,
ist niemals ermittelt worden. Gewiß
aber ist es, daß diese verfrühte Todes-
Nachricht mit seinen weiteren Geschicken
in Verbindung steht, denn man wird
kaum fehl gehen, wenn man annimmt,
daß die Nekrologe erst recht auf den unten
in dem Provinzstädtchen vergessenen Poe»
ten aufmerksam machten und seine Beru-
fung auf den CustoSpoften , wofür
denn doch wieder der liebenswürdige
Macen aller Kunst Moriz Graf Dietrich,
stein, Seidl 's Gönner, wesentlichst
thatig war, zur Folge hatten. Seidl.
der Mensch, war nun freilich nicht gestor»
ben, wohl aber Se id l , der Poet, denn
mit der Custosstelle hatte er, wenn auch
nicht ganz der Dichtung entsagt, so nichts
Poetisches mehr von Bedeutung geschaf«
fen, denn seine spater erschienene Samm-
lung „Natur nnü Hnz" ist doch nur eine
lyrische Nacdlese auS früheren Tagen, und
seine gelehrten Arbeiten, so schätzenswerth
sie sind, hätten Seidl 's Namen nicht
über das Weichbild der Zunft hinaus be-
kannt gemacht. Da seine Ernennung zum
Custos mitten in die Zeit des LehrcurseS
siel, so bat er, nur denselben vollenden zu
dürfen, was ihm auch gewährt wurde.
I n diese letzten Tage fällt noch eine leider
wenig bekannte, aber ganz allerliebste Ar»
beit, nämlich die Beschreibung merkwür»
diger und malerischer Puncte und Gegen»
den Steiermarks und Tirols, deren Aus» führung er für G. Wigand'6 Kupfer-
werk „DaS romantische und malerische
Deutschland" übernommen hatte und
die, obgleich in wiederholter Auflage er-
schienen, lange nicht jene Würdigung ge«
funden hat. welchesie in d^r That verdient.
Am 13. August 1840 traf S. mit den
Seinen aus Cilli in Wien ein. um seinen
neuen Posten zu übernehmen. Ließen auch
seine amtlichen Verhältnisse, unter Vor»
gesetzten, wie der schon erwähnte Graf
Moriz Dietrichstein >M. Hl, S. 303^
und Hofrath Joseph von Raymond,
und unter Collegcn, wie CuftosBerg«
mann j^Bd. XI , S. 369. Bd. XXII ,
S. 484) und E i t l j^Bd. IV, S. 20^.
nichts zu wünschen übrig, so war er denn
doch, wenn er es auch selost nicht zugestehen
mochte. „Pegasus im Iocbe". was aucb
ein anderer Dichter Karl Hugo Rößler
^Bd. XXVI, S. 239) nach einem Be.
suche Seiol 's in der Wi tth auer'scheri
„Wiener Zeitschrift" vom 13. Mai l84l.
Nr. 42, S. 331—333 wehmüthig genug
aussprach. I n seiner neuen Stellung galt
es zunächst, bei verhaltnißmäßig knapper
Besoldung in der ungleich theurerenHauvt»
stadt des ReicheS, den Hausstand in einer
seiner Stellung angemessenen Weise auf»
recht zu erhalten. Daher die Nebernahme
der Redaction verschiedener Almanacke.
als da sind jene der „Aurora", des weit«
aus besten und einer Pflanzschule junge-
rer Talente Oesterreichs, dann der Taschen«
bücher: „Das Veilchen", „Iduna" und
„Der Freund' des schönen Geschlechts",
die sich trotz seiner Bemühungen nicht
über gewöhnliche Buchhändler», hier
ricktiger Buchbinder «Spekulationen zu
erheben vermochten, und d.inn des
ihm von mancher Seite vorgeworfenen
Censuramtes. Herausgeber dieses Le.ri«
kons ist weit entfernt, den Anwalt dieses
Henkeramt.eS zu machen, dem im Vor-
v. Würz dach, bioar. Lerikon. XXXlil. sGed.-, l7. Februar l877.) 22
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon