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Seidl, Johann Gabriel 348 Johann Gabriel
des Dichters.) — 6) Holzschnitt von ^- ?.
in der Zeitschrift „Das Inland" (Wien)
1874. Nr. K, und lt. Brustbild in nnem
am unteren Halbmesser des Brustbildes sich
hinziehenden Lorbeerkranze. sIn Aehnlichkeit
und Ausdruck ganz verfehlt.^ — ?) Unter,
schrift: Facsimile des NamensMgcs: Iobann
Gabriel Seidl. Dauthage 1«56 (litt?.).
Gedr. bei Ios. TtaufS in Wien (Wien. bei
Ios. Bermann. Fol.). sNickt besonders ahn«
lich). — 8) Von Kliö in seinen „Humori>
stilchen blättern" !87^. Nr. 7?, S 422.
sSeidl in seinen letzten Tagen, sebr ähnlick.)
III. Seidl's Handschrist. Adolph Henze in
leinen „Handschriften der deutschen Dichter
und Dickterincn" mit 3<>5 Facsimiles (Leip-
zia l«33. Bernh. Scklicke. 12°.). ckaraktr-
risirt S e i d l's Slbrilt folgendermaßen:
„Zart und kunstsinnig zuvorkommend und
liedlich". sDaS dabei besindliche Facsimile
gehört einer Unterschrift aus Seidl's frühe»
ren Tagen an. Interessant aber ist die
Aednlichkeit zwischen den Schriften Seidl's
und Anastasius Grün's.)
IV. Seidl im deutschen Stammbnche. In das.
selbe schrieb der Dichter nachstehende, ibn
ganz bezeichnende Verse: Mi t dem Strom
— unsäglich Mißbehagen > Gegen ihn —
vergeblich Widersteh'n > Also gar vielleicht
das Spiel zerschlagen? ! Nein. auch das
nicht! — Lieber bessern Tagen l Still, doch
liedbercit entgegen srr'n,
V. Zur Charakteristik dcs Dichters I . O.
Seidl. Zurliterarischcn Charakteristik Seidl's.
Gödekt,» übei Teidl : ,, 3 eidl hat sich in
vielen Gebieten der Poesie bewegt, am glücklich»
sten in der Ballade und in dem mundartlichen
Gedichte; seine Novellen sind dürftig in der
Erfindung und»Au5führung, bloße Vegebenhei«
ten, ohn? tiefere psychologische Ergründung.
Als Ltmker gehört er zu den Vorboten einer
neueren Richtung in Oesterreich, mit An»
klängen an Byron und Heine, doch
reiner, aber auch matter. Schon l823 wurde
von ihm ein dianiatisches Volksmärchen im
Theater an der Wien gegeben. Sein Dra»
molet „Das Veilcken" wurde auf dem Burg.
tdeater beifällig aufgenommen." sDer sonst
>o unbefangene und wohlunterrichtete Kritiker
erscheint doch in Seidl'ü Beurtheilung ent.
weder sehr befangen oder nicht hinreichend
mit seinen Arbnten vertraut.^ — Wolfgang
Menzel schreibt über Seid l : „Seidl's
Dichtungen sind durch eine eigenthümlich Milde des Herzens charakterisier, die zuwei<
len weiche Wehmuth wird, doch vorzugsweise
mit Heiterkeit und Zufriedenheit gepaart ist.
Die Frühlings« und Waldlieder des
Dichters, die kleinen Landschaftsbilder, in
denen smie Liebe zur Natur sich ausspricht,
sind durchganlna sehr anmuthend durch ihre
Einfachheit und durch die Wahrheit und
Wärme, mit der sie eigenthümliche Seelenbe<
stimmungen ausdrücken Obgleich «bei
S. der ÄuSdruck der Empfindung das Ueber«
gewicht hat über die Malerei der Phantasie,
so bewährt er sich doch oft auch als ein Mei'
ster in der letzteren und schwelgt in der Fülle
und Gluth der Farben Wenn es
das Amt der Dichter ist, den unbestimmbalsten
Eindrücken, Gefühlen und Ähnungen Worie
zu leihen, io bewährr sich auch hierin unser
Verfasser als ein eingeweihter, und vielleicht
würde er noch mehr damit erreichen, wenn
er sich mehr der Empfindsamkeit enthalten
Wollte. . . . . In den zahlreichen Liebes'
liedern thut die Milde des Dichters außer«
ordentlich wohl. Die seltene Ruhe, mit der
er bei schmerzlichen oder süßen Erinnerungen
verweilt, hat etwas ganz eigen Harmonisches
und schließt mit der aufflammenden Leiden-
schaft doch keineswegs die stille Innigkeit
aus" — Hinonymus Lorm übcr
Seidl. Unserem Principe ^emäß, in den
literarischen Charakteristiken >^cht und Schat-
ten walten zu lassen, grden wir im Folgen«
den auch Lorm's im höchsten Grade be-
fangenes, und was dlii dir Cen>ur betref-
fenden Schlußsatz anbelangt, ganz unrich-
tiges Urtheil über Seidl. Lorm schreibt:
„Johann Gabriel Scidl gilt für den
gemüthlichsten „aller österreichischen Dichter".
Tugend und Heldengröße, Huß und Ziebe,
Leidenschaft und Verzweiflung, Alles wird
unter seiner Feder gemüthlich. Wenn er
einen Napoleon besänge, es würde ein ehr«
würdiger Pfarrer von Grünau daraus. Wenn
man zuweilen ein Gelüste hat nach Phili-
sterfreuden, mag man Seidl's Gedichte
lesen. Sucht man aber im Sonnenbrande
eines bedeutenden Lebens und Strebens er»
quickenden Schatten, wird man ihn unter
dieser Hecke nicht finden. Seine Gemüth-
lichkeil hindert ihn nicht, ein herzloser Censor zu
sein, der die besten Gedanken der Jugend aus
der Literawr ganz gemüthlich wegstreicht" (!).
— Seidl ih über Seidl.- «Mit Seidl's
Namen ist der Begriff österreichische Poesie
so innig verbunden, wie Frühling uno Sonner«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon