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Nomeo
Abschrift davon gebe. Schon damals
hatte S. den Gedanken gefaßt, persisch
zu lernen und ihn nicht mehr aus dem
Auge gelassen, -jetzt war die Möglichkeit
dazu vorhanden und die Absicht wurde
zur That. Nach mehreren Monaten
unausgesetzten, emsigsten Studiums war
S. so weit, daß er sich unmittelbar an
die oberwähnte persische Handschrift
wagte und als er am 30. August 1830
die medicinische Doctorwürde erlangte,
trat er mit seiner Inaugural'Dissertation:
„c?s 7-s Tnstie'sH ^sT-saT-^?^" auf. welche
der lateinische Auszug der ersten Hälfte
der mehrerwahnten persiscden Handschrift
war. Der Einbruch der Cholera, deren
unheimliches Walten alle Gemüther in
nicht geringe Aufregung versetzte, hatte
auch in der gesammten medicinischen
Wissenschaft große Bewegung hervor«
gebracht, und S., um den Charakter der
furchtbaren Seuche gleichsam an der
Quelle zu studiren, stellte der Regierung
sich zur Verfügung, welche ihn auch als
Choleraarzt in die Provinz schickte, und
spater zu gleichemZwecke in einer Vorstadt
Wiens verwendete. Nachdem die Seuche
ausgetobt und der gesteigerte arztliche
Dienst nicht mehr nöthig war, lebte S-
seinen Studien in Wien, wo sich in diesem
Jahre, 1832. die Naturforscher und
Aerzte versammelten und seine ober»
wähnte Dissertation die Bekanntschaft
mit dem berühmten Berliner Arzte
Schön le in vermittelte, indem dieser
den Autor persönlich kennen lernen wollte
und ihn auch aufsuchte. Indessen trat
nach S.'s Nückkehr nacb Wien die Frage
über seine zukünftige Thätigkeit an ihn
heran und da er durch den Orient in
daS Gesammtstudium der Medicin und
Culturgeschichte eingetreten war, eröff-
nete er. nachdem er die kaiserliche Er«
laubniß erhalten, im Jahre 1833 — SeligmanN) Romeo
der Erste wieder feit Eyerel . dem
Schüler Sto l l 's — Vorlesungen über
die Geschichte der Medicin an der
Wiener Universität, welcke er bis zur
Stunde fortsetzt. Indessen arbeitete er
an der erwähnten persischen Handschrift
weiter und hatte den Auszug des zweiten
Theiles derselben veröffentlicht. Beide
waren nun unter dem Titel:
sto. I>arL I et II (Vioiinas 1830 et
4833) nebst einer deutschen Broschüre
unter dem Titel: „Telier drei höchst seltene
persische Handschriften" (Wien l833. 8".)
erschienen (alle drei im Buchhandel
längst vergriffen). Der Inhalt des
deutschen Schriftchens behandelt obige
von S. lateinisch bearbeitete persische
Handschrift und noch zwei andere persi.
sche. in seinem Besitz befindliche Manu-
scripte, die S. von dem Orientalisten
Hammer.Purgsta l l erhalten hatte,
mit dem er bei Ueberreichung der ober-
wähnten Inauguraldissertation sich be-
freundet. Bei seiner Vertiefung in die
erryahnten orientalischen Schriften blieb
S. durch seine specifische Ricktung so
ziemlich auf sich und den ganz kleinen
Kreis der in gleicher Weise Thatigen
angewiesen, doch hatte er sich, frühe
^urn Studium der Kunst hingezogen, dem
Kreise der Künstler angeschlossen, welcher
eben damals in Wien so tüchtige Vertre.
ter zak)lte. Zu den bisherigen medici»
nisch-clllturgeschichtlichen Studien kamen
nun kunstgeschichlliche. an welche sich
ergänzend eine Reise nach Oberitalierr
(Venedig. Verona und Mailand) anschloß.
So führten ihn dann Kunststudien, Ge-
schichte und Medicin zu einem Versuche,
die Entwicklung der Menschenracen im
Verhältnisse zu den Darstellungen der
menschlichen Gestalt in den Kunstwerken
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Band 34
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Seidl-Sina
- Band
- 34
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon