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90 Kempen)
ment, mit welchem er alo Corporal im
Jahre 1812 mit dem österreichischen
Auiiliar'Corps nach Rußland zog. Auf
dem Marsche zum Wachtmeister befördert,
gerieth er kurz vor der Schlacht bei Po«
dubnie bei einem Ritte zum Regiments-
stabe auf eine Abtheilung russischer irregu-
lärer Cavallerie. Wie tapfer er sich auch
zur Wehr setzte, er wurde übermannt und
seiner Kenntniß der türkischen Sprache
mochte er wohl sein Leben verdanken;
denn dadurch machte er sich den ihn an-
greifenden Tataren zur Noth verstand-
lich, die ihn nun nur ausplünderten und
in's Hauptquartier des Generals Tor«
massow brachten. Als Gefangener
kam er zunächst nach Charkow, dann bis
an den Ural, wo er in einem Bergwerke
arbeiten sollte, aber schon sechs Wochen
später fand seine Auswechslung statt und
Ende Juli 1813 betrat Sempenz wie«
der österreichischen Boden. Er kehrte
nun in sein Regiment zurück, focht bei
Leipzig, wurde durch eine Kartätschen«
kugel, welche seinen Schenkel traf, kampf-
unfähig und im Mär; 1814 als Real«
Invalide entlassen. Er wurde nun Stall»
meister bei einem walachischen Edelmann
in Pesth, und kam, als dieser in den
griechischen Befreiungskampf zog, auf
deffen Empfehlung zu einem französischen
Agenten, welcher eben in Pesth auf der
Durchreise nach Persien und.Arabien sich
befand, um dort Pferde einzukaufen. Mit
diesem Agenten zog S. in's Weite. Da
S.. der ein besonderes Sprachentalent
besaß, deutsch, ungarisch, slovakisch ge«
läusig-sprach und schrieb, überdieß türkisch
und walachisch ziemlich gut verstand,
wie er denn in Folge noch andere Spra.
chen u. z. russisch, persisch, spanisch, eng-
lich u. s. w. erlernte, so konnte er diesem
Agenten, der
sich de Roeu l schrieb, als
Dollmetsch treffliche Dienste leisten. I m April machten sich Roeul und Sem«
penz auf die Reise, gingen über Sieben,
bürgen und Beffarabien nach Odeffa,
dann in's Innere Arabiens, mit Kara«
wanen nach Bagdad, Teheran. Ifpahan,
Schiras, auf welchen Kreuz- und Quer»
zügen Sempenz bald inneward, daß
Roeul weniger den Einkauf von Pfer-
den im Simie halte, als vielmehr eine
Mission politischer Natur ausführte, deren
eigentlichen Charakter zu erfahren Sem-
penz aber nicht gelang. Das vertrau«
liche Verhältniß zwischen Roeul und
Sempenz erlitt eine Störung. sobald
Ersterer erkannte, daß sein Begleiter ihn
durchschaue und ein Conflict, der mit
einer Tracht Prügel endete, welche Sem-
penz dem Agenten für eine im Wort»
streit S. gegebene Ohrfeige verabreicht
hatte, führte in Aden, wo sich eben die
Reisenden befanden, schnell genug die
Lösung des Verhältnisses herbei und S.
trat nun in die Dienste eines Engländers
Namens Kings fort , deffen Oheim bei
der Präsidentschaft in Madras sich be-
fand. Am 2. Februar 1823 verließ
Sempenz mit seinem neuen Gebieter
K ingsfor t den Hafen von Aden.
Einige Jahre blieb Sempenz bei
Kings fort und kam mit ihm nach Cal»
cutta, Ceylon. Tranquebar, dann nach
Manilla, Borneo. Malakka und zuleht
nach Sidney unter mannigfaltigen Er-
lebnissen mit seinem dem Spiele ergebe«
nen Gebieter, dem sein Oheim in MadraS
immer wieder aufhalf, bis dieser wegen
Unterschlagungen gerichtlich verfolgt, selbst
verschwunden war, worauf sich Kings-
for t , dem nun alle Hilfsmittel versagten,
eines TageS die Kugel durch den Kopf
schoß. Sempenz, der nun wieder allein
dastand, fühlte große Sehnsucht nach der
Heimat und bestieg, um nach Europa,
wenngleich auf einem Umwege, zu kom«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Band 34
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Seidl-Sina
- Band
- 34
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon