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Senefelder 103 Senefelder
dic ersten lithographischen Kunstblätter
in Kreidemanier, worunter einige Zeich«
nungen des damals in London lebenden
Künstlers Joseph Fischer ^Bd. IV,
S.24O^ aus Wien sich befinden. Indessen
war seine Mutter nach Wien gereist, um
da ein Privilegium zu erwirken. Das ging
aber nicht so rasch von Statten, wie in
London. Die Kunsthändler protestirten
gegen die Einführung dieser „Neuerung"!
und dieMutter wurde mit ihrem Gesuche
abschlägig beschieden. Senefelder
reiste nun selbst nach Wien und betrieb
die Angelegenheit mit aller Energie. Zum
Glücke fand er in dem Hofagenten Har t l
von Luchsenstein M . VII , S. 403)
einen einsichtsvollen und ihm wohlwol«
lenden Gönner. Auf H a r t l's Vorstel-
lung wurde eine neue Prüfung der Se»
uefelder'schen Angelegenheit vorge-
nommen und nun diese „Neuerung" nicht
so gefährlich befunden, um den Protest
der Kunsthändler berücksichtigen zu sollen.
Wenngleich kein Privilegium, so doch eine
Gewerbelicenz wurde dem Erfinder er»
theilt. Rasch richtete nun H art l seinem
Schützling die erste Steindruckerei
und L i thographie Wien's ein. Die
ersten Drucke waren Gleiß n er'sche
Musikalien. deren Vertrieb im ersten Mo»
nat 10 Gulden 48 Kreuzer, im zweiten
1 Gulden 36 Kreuzer abwarf. Diese
wenig ermunternden Resultate veranlaß-
ten Ha r t l , die Erfindung anderweitig
zu verwenden und er errichtete eine
Kattundruckerei mit Steindruck.
Aber nachdem ec bei diesem Unternehmen
20.000 Gulden eingebüßt, zog er sich von
der Sache zurück. Senefelder ver»
kaufte das Privilegium, welches ihm zu-
letzt 4803 ertheilt wurde, an einen gewis«
sen Rath Steiner und einen Verwalter
Granitzky um 600 Gulden, hatte aber
von beiden nur 30 Gulden erhalten. Das sinddie A nfänge der 3i tho>
graphie in Wien unter Senefel '
der's unmittelbarer Mitwirkung. So
wenig verheißend sie waren, so entwickelte
sich doch später die Erfindung in bemerk-
barer Weise, wie darüber das Grä ffe r.
sche „Conversationsblatt" 4820. Bd. I,
S. 37 u. f., ausführlich berichtet. Glück'
licher ging indessen die Angelegenheit in
München. Senefelder'S Brüder hat-
ten das Geheimniß an die kön. Feiertags-
schule gegen eine Iahresrente von700Gul>
den verkauft. Dieses Institut trug viel zur
Vervollkommnung der neuen Kunst bei.
Der an ihr wirkende Professor M itterer
erhob durch eine verbesserte Kreide die
Kreidemanier zu einer ungeahnten Voll»
kommenheit und erfand die Rollpresse.
Er war es auch, der der neuen Kunst den
seit damals allgemein gewordenen Namen
„Lithographie" verlieh. Im Jahre l803
errichtete S. im Vereine mit dem Landes-
Directionsrath Hazzi ein zweites Insti«
tut in München, aus dem die ersten litho»
graphirteu Landkarten hervorgingen und,
1806 mit Herrn von A re tin eine dritte
Anstalt daselbst. Im Jahre 4810 ging
S. nach Paris, wo seine Arbeiten bald
sebr großes Aufsehen erregten. Sein Schü«
ler G. En gelmann gründete dort die
erste lithographische Kunstanstalt, welche
später Weltruf erlangte. Im Jahre 1817
kehrte S. nach München zurück, um sich
der Herausgabe seines Werkes über die
von ihm gemachte Erfindung zu widmen.
Schon vorher hatte er ein „Muzierbnch
nlier alle lithographischen Annstcullnieren"
München l809 und 1810. Fol.) heraus,
zugeben begonnen, wovon aber nur ein
bereits eine Seltenheit gewordenes Heft
erschienen ist, dann folgte sein „VollZtiin-
digeZ Vehrbuch der Mügrllphit (Sw'ndrnckerei)
und deren Anwendungen .bei den uerschiedlnen
Manieren, mit den nöthigen PrvlleMttern.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Band 34
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Seidl-Sina
- Band
- 34
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon