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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Seidl-Sina, Band 34
Seite - 121 -
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Senn 121 Fenn über seine feurige und schlagende Art, zu sprecben, in dem größten Erstaunen, aber zehnmal mehr noch entzückt, ick möchte sagen, über daS himmlische Schauspiel, wie eine Empfindung sich in ihm aus dem Innersten fest und stark heraufdrängt. Sein Blick, Ausdruck und eine gewisse Scham sind geradezu hinreißend". Das fällt in das Jahr 1830. Senn war da. mals bereits 38 Jahre alt und — Liebte nant. Nachdem er aus dem Militär« dienste ausgetreten war. wurde er. um seine Jage zu verbessern. Schreiber bei einem Advocaren. Sein Talent verhalf ihm aber bald weiter, er wurde Conci» pient. Da zum Unglück entzweite er sich mit seinem Brodherrn und verlor feine Stelle. Nun versuchte er es als Iourna« list; aber damals gab eS damit nirgends — am wenigsten im Lande Tirol, wo Schriftsteller»:! für nichts weniger denn ehrenhaft galt — etwas zu verdienen. So gesellte sich zu dem Sckmerze eines verfehlten Lebens noch das Aufgeben jeder Hoffnung, eine seinem Talente, sei» nem Ehrgeize entsprechende Stellung zu erlangen. Er wurde schroff, verdrießlich und suchte bei der Rumflasche Trost. Man hatte ihn nie eigentlick betrunken gesehen, er war nur allgemach mehr und mehr zerfallen, aus seinem fahlgewordenen An» gesichte lachten Hohn und Menschenhaß. Sein mehrerwahnter Biograph schildert ihn in dieser Zeit folgendermaßen: „Schweigend saß er beim Glase, ein klei» ner, breitschulteriger Mann, mit großem Kopfe, die hohe Stirne von schwarzem Haar wild umflogen, unter den buschigen Brauen loderten unheimlich die dunklen Augen. Schloß sich um ihn ein Kreis Studenten, deren er viele auS der Biblio« thek kannte, wo er gewöhnlich über Hegel brütete, so ließ er sich auch wohl bewegen, ein oder das andere seiner Ge> dichte, am liebsten„Llapllleun", vorzutragen. Es geschah mit einem eigenthümlich dumpfenDröhuen der Stimme. Dann ver- sank er leicht in Sinnen, schüttelte den Kopf und rief mit schmerzlichem Lachen: „Glaubt mir. es ist alles nichts, nichts, nichts!" Im Herbst 1837 erkrankte er. i kam in's Spital und starb in demselben im Alter von 63 Jahren. Von feinen Arbeiten ist nur wenig im Druck erschie- nen; während seiner Soldatenzeit einige geographische Aufsätze, unter anderen einer über das Wassernetz von Morea, welcke in Wiener Blattern abgedruckt wurden. Eine Sammlung seiner poeti» schen Arbeiten erschien unter dem ein- fachen Titel: „Gedichte unn Inh an n Z enn" (Innsbruck 1838. Wagner's Buchhandl.. 160 S., 8o.). Wer jedoch aus dieser Ge- dichtesammlung auf Senn's poetischen Genius schließen wollte, würde fehlgehen. Das ist nicht Senn in seiner Ursprung» lichkeit und Gedankentiefe, das ist der von der Censur verstümmelte, um seine herrlichsten, begeistertsten Stellen vom Censor mißhandelte Senn, und trotz allcdem erkennt man noch immer, daß er einer der Gottbegnadeten ist, welchen die heilige Gabe der Dichtung verliehen ist.' Immerhin wäre er wenig oder gar nicht ! beachret worden, hätte nicht FeuchterS« ! leben eine eingehende Beurtheilung dieser Gedichte geschrieben, in welcher er die poetische Bedeutung des verstummet, ten Senn nachweist. Einige Jahre nach S e n n's Tode erschienen noch „Glas- Jen zu Garthr'5 FanZt. Zlns dem Nachlasse Ke5 Verfassers" (Innsbruck 1862, 8".), wo- von bald eine zweite Ausgabe veranstal. tet wurde. Der Aufmerksame (Grazer Unterhaltungs» blatt, 4».) l837. Nr. 43.- „Totenfeier Mi» ckael Oio) Senn's" uon Adolph Pi ch le r !>uch abgedruckt nn Voten für Tirol 1837.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Seidl-Sina, Band 34
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Seidl-Sina
Band
34
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1879
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
402
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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