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Simons Ludwig 339 Simonyi, Ludwig
Motion die Ansichten dieses Hauses aus«
einandergehen, denn ein aus so vielen'Glie-
dern bestehender Körper kann auch nicht
einer Ansicht sein, nichtsdestoweniger
geht aus den bisherigen Aeußerungen
schon deutlich hervor, daß dieseS HauS
eines jener Parlamente fei. in welchem
e6 keine Parteien gibt. denn es ist nur
eine Pactei und zwar jene, welche von
unserer gesetzlichen Verfassung, die unsere
Vorfahren gegen die südlichen Ueberfälle
so siegreich vertheidigten und gegen die
westlichen Intriguen so weise schützten,
keine Linie weicht und lieber neuerdings
dulden und leiden, als dieselbe durch ihre
Zustimmung auch nur im geringsten ver-
letzen will". Nach der Meinung des
Barons hat das Wiener Ministerium ein
Iahrzehend hindurch si<5 einen Haupt«
zweck gestellt: „Die Vernichtung Ungarns
durch jenes Experiment, welches man
Reichseinheit nennr, und durch welches der
gesetzliche Verband zwischen uns und dem
Reiche durch die Ketten der Willkür er-
setzt wird. Und wieder, nach der Meinung
des Barons, besitzt Ungarn ein Volk,
welches vor allem sein Vaterland liebt,
grenzenlos die Gesetze achtet und ihnen
anhängt, welches heldenmüthig kämpft
als Soldat, heldenmüthig duldet, wenn
eS sein muß, und welches die Ordnung
erhält als freier Bürger. Es kann eine
Gewalt Ungarns Rechte, Ungarns Wohl-
stand mit Füßen treten, aber es gibt keine
Gewalt, welche Ungarns tausendjährige
gesetzliche Selbstftandigkeit vernichte, und
darüber möge sich Niemand täuschen,
denn Ungarn wird niemals eine öfter-
reichische Provinz" — davon aber. wie die
Ungarn die serbiscbe Nation vergewaltigen,
wie sic das heilige Recht der Nationalität
in der Unterdrückung der deutschen und
jeder anderen Sprache in ihrem Lande
und in Siebenbürgen, ehren und achten' wie sie peremtorisch die magyarische
Sprache obenan stellen und alle Beamten
anderer Nationen. welche dieselbe inner«
halb weniger Monats nicht sich angeeig-
net, von Amt und Stelle jagen, wie sie
auf Grund der Heiligkeit der Justiz, be-
liebig Verhaftungen anordnen und aus-
führen, wie das mit Mi le t ics und An>
deren geschah, erwähnte Baron Simo»
nyi an keiner Stelle. — Ein Redner,
der in solcher Weise sein Programm rück«
haltlos aussprach, war natürlich im Land»
tage nicht nur ein Mitglied der Zinken,
sondern auch eine der kräftigsten Stützen
seiner Partei. Bei den Wahlen zu den
folgenden Landtagen siel er auch nie durch
ut-.d wurde für den Landtag 4863 wieder
im Wahlbezirk Ienö und für jenen von
4 869 in Nagy'Szalanta zum Abgeord»
neten gewählt. Als Parteiführer und
rüstiger Sprecher im Parlament, spielte
S. in demselben eine hervorragende Rolle
und als Anfangs März 1873 das Cabi-
net Wenkhei w'Tisza die Zügel der
Regierung übernahm, fand sich auch für
5 im o nyi-ein Platz in demselben, an
Bartal 's Stelle wurde er Handelsmi.
nister. Etwas über ein Jahr behielt S.
seinen Posten. Im Frühjahr 4876. bei
Verhandlung über den Bankausgleich
wurde er von feinem Amte enthoben.
Bei seinem Abschiede von den Beamten
seines Ressorts trat er gegen die allge«
mein verbreitete Ansicht über den magya-
rischen Beamtenstand auf, indem er be-
merkte, „daß, da er aus dem Amte aus<
trete, er dieß mit der Ueberzeugung thue.
daß Ungarn in seinem Ministerium fach»
wissenschaftlich gebildete, fleißige und
treue Beamten besitze und er deßhalb nicht
umhin könne, jene irrthümliche Ansicht zu
berichtigen, welche auch in den Journalen
Ausdruck fand, der gemäß sich im Mini»
sterium keine geeigneten Persönlichkeiten
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Band 34
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Seidl-Sina
- Band
- 34
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon