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Sina, Georg Simon <>«.) 362 Sina, Georg Simon
ter Bankier und einer der werkchatigsten
Förderer seiner materiellen Interessen.
Seine Thatkraft und sein Unternehmungs»
geist hielten sich gegenseitig die Waage.
Dabei durch und durch reell, jedem
Schwindel abhold, spiegelte sich in ihm
der praktische Geschäftsmann jener soliden
Art, wie diese Sorte in der Geschäfts»
welt von heut zu Tage allmalig zu ver«
schwinden beginnt. I n einem ihm gewio-
meten Nachrufe steh: bezeichnend: „Sein
betriebsamer Genius hat ihn zum Bescher
von Millionen gemacht und Manche
haben ihn deßhalb beneidet, auch ver-
leumdet. aber Ungarn wird es nie ver«
geffen, daß Stephan Graf Szschenyi
die Pesther Kettenbrücke, diese herrlichste
Zierde des ganzen Donaustromes, ohne
Unterstützung S.'S, der dabei manche
schöne Summe eingebüßt, nie hätte er»
bauen können. Keinem öffentlichen Unter
nehmen, wenn es auf praktische Resultate
gerichtet war. fehlte seine Unterstützung
und die oberungarische Waldbürgerschaft
— ein Verein uon Gruben» und Schmelz»
hüttenbesitzem — hat in einem für ihren
Bestand verhängnisvollen Zeitpuncte
rasch und entschieden bei S. Hilfe gefun«
den, welche von anderen Geldmännern
kleinherzig verweigert worden war. Auf
seinen Herrschaften Rapoltenkirchen und
Sieghardskirchen in Oesterreich unter der
Enns unterließ er es nie. die Unterthanen
bei Mißjahren, dann bei Getreide» und
Geldmangel mit Brod und Samenfrüch.
ten, sowie mtt Geldvorschüfsen zu unter»
stützen, bestritt die Reparaturauslagen
der dortigen Kirche, die Herstellung des
Thurmes mit Glocke und Uhr aus Eige-
nem, ließ ein Pfarr»
Rapoltenkirchen auf und Schulhaus zu
eigene Kosten von
Grund auf erbauen, dort den unentgelt.
lich zum Kirchhof abgetretenen Grund
mit einer Mauer aus eigene Kosten um» geben, eine ordentliche Straße von Sieg»
hartskirchen nach Rapoltenkirchen zur
unentgeltlichen Benützung der Unter«
thanen und zur Erleichterung des Holz«
absatzes auS den Staatswäldern her«
stellen, auf diesen Herrschaften wahrend
der Cholera zwei Kraakenspttäler auf
eigene Kosten erricdten und die übrigen
Gemeinden mit Betten betheilen. I n
Würdigung alles dessen nahmen die nie«
derösterreichischen Stände S. in das Con-»
sortium des niederönerreichischen Ritter«
standes auf. Gleiche Wohlthätigkeit wurde
den Unterthanen auf den ungarischen
Herrschaften Bistricz und Teplitz, Simon«
Tornya, Hodos und KiSda zu Theil', auf
den Herrschaften Biftricz und Teplitz
übernahm er freiwillig die Kirchenpatro»
naislasten, verwendete große Summen
zur Austrocknung der Sümpfe auf der
Herrschast Simon>Tornya, wodurch eine
wesentliche Verbesserung der Luft erreicht
wurde; gab eine ansehnliche Summe zum
Bau des Comitatsbauses zu Sexard und
unterstützte wahrend derCholeradie Comi»
tatscaffa mit einem bedeutenden Betrag,
gab zu Hodos 2000 Gulden zum Kirchen»
bau und bei Unternehmungen in Ungarn,
welche daS ganze Königreich betreffen, so
unter anderen für di'ebchufsderim Pesther
Comitat mit einer Eisenbahn gemachten
Versuche und zur Begründung eines
Blinden-Institutes in Pesth große Sum-
men. Nicht minder wohlthätig erwies er
sich im Jahre 1830 während oeS strengen
Winters, dann zur Zeit des Eisstoßes
und bei Ausbruch der Cholera, bei wel«
cher Gelegenheit er Tausende zur Abhilfe
der Noth spendete, und 70.000 Gulden
der Stadt Wien zur Deckung der momen»
tanen Bedürfnisse vorstreckte. I n einer
Charakeristik dieses bedeutenden Finanz«
manneS wird ausdrücklich mit dem Hin«
weis auf ihn bemerkt, daß er keine nur
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Band 34
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Seidl-Sina
- Band
- 34
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon