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eines Kanzellisten der böhmischen Hof.
kanzlet. Er besuchte und beendete das
Gymnasium zu den Schotten, die beiden
philosophischen Jahrgänge an dem Ly«
ceum zu Budweis, und widmete sich
hierauf in feiner Vaterstadt dem Studium
der Medicin. Mittellosigkeit war die U»
sache, daß er daS kostspielige Studium
wieder aufgab, um nach dem Wunsche
seines Vaters die Beamlenlaufbahn zu
ergreifen. Er war jedoch kaum als Prak«
tikant bei der damaligen k. k. Hofkriegs»
buchhaltung eingetreten, als ihn das
Jahr 1848 mitten in den Strom der
Bewegung riß. Er betheiligte sich in
diesem Jahre an mehreren Journalen
alö Mitarbeiter, vorzüglich an denIour«
nalen: „Die Gegenwart", von Scku«
m ache r, und „Der Freimüthige", von
Mahler , gegen das Ende der Bewe-
gung, gab er selbst ein Witzblatt her«
aus, unter dem Titel: „Schwefeläther",
das aber nur auf den Moment berechnet,
mit dem Momente auch wieder zu
Grunde ging. Nach der Revolution im
Jahre 4849 nahm er seine Entlassung
als Praktikant, und gründete im Vereine
mit dem Romanschriftsteller Ed. Breier
das Witzblatt „Punch". das bald ein
sehr verbreitetes und in allen Classen
der. Gesellschaft gelesenes Blatt der Rest-
den; wurde. Der „Punsch" wurde im
Jahre 1831 seiner oppositionellen Hal»
tung wegen von der Militärbehörde ver-
boten, und Ka r l S i tter als gewesener
Redacteur von der damaligen Stadt«
Hauptmannschaft zum Militär abgestellt,
um bis zu seinem 43. Lebensjahre als
Gemeiner zu dienen. Die ersten zwei
Jahre davon sollte er bei der Strafcom»
pagnie zu Olmütz verbringen, nach einer
damaligen Verordnung für solche, die
aus politischen Gründen zwangsweise
zum Militär abgestellt wurden, er wurde aber schon nach einem Jahre auf Ver«
wendung des Ministers Baron Bach
wieder freigelassen. Seine sehr interes»
santen Erlebnisse bei der Strafcompagnie
schilderte er später im Jahre 1872 in der
damals bestandenen Wochenschrift „Der
Correspondent". Nach seinem Rücktritte
in den Civilstand nahm er seine unter«
brochenen'medicinischen Studien wieder
auf. und beendete dieselben vollkommen,
ohne jedoch den Doctorgrad zu erwerben,
da er keineswegs den Beruf zum Arzte
in sich fühlte. Während er diesen Studien
oblag, war er zugleich auch literarisch
thätig, und betheiligte sich an den Iour«
nalen: „Die Morgenpost", „Der Tele«
graph" und hauptsächlich an Schwär»
zer'S Journal „Die Donau" mit humo«
ristisch.satyrischen Feuilleton«Artikeln. Für
letzteres Journal schrieb er auch den
humoristischen Roman: „ Leben und Lieben
in Wien", der später in Buchform er-
schienen ist. Im Jahre 1837 übernahm
er die Redaction des humoristischen
Wochenblattes „Figaro", und des damit
in Verbindung
stehenden
Figarokalenders.
wahrend er zugleich für Wald Heim's
„Mußestunden" kleinereArtikel, wie „Das
Genie von Lischau" ^t839, S. 312).
„DaS Sparcassedüchel und die Gewerbe«
freiheit" j>860, S. 1860. S. 91, 103.
113). „Die weiblichen freiwilligen Ba«
taillone in England" sebd.. S. 306)
u. a., dann für desselben „Illustritte
Zeitung" die „Wiener Gasflammen" eine
Reihe humoristischer Artikel über die
Wiener Gesellschaft schrieb, und zwei
kleine Bandchen humoristischer Skizzen
unter dem Titel „Modernes Wien" her-
ausgab. Seit 1. Jänner 1876 erscheint
in Verbindung mit dem „Figaro" eine
nach Friedrich Schlogl's kulturhistori»
schem Werke „Wiener Luft" betitelte Bei«
läge. gleichfalls unter Sitter'ss Redac«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sinacher-Sonnenthal, Band 35
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sinacher-Sonnenthal
- Band
- 35
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 388
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon