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) Joseph 68 skoda, Joseph
sätze vorläufig darlegte und der französi-
schen diagnostischen Schule ganz entschic»
den entgegentrat, blieb im Anbeginne
fast ganz unbeachtet und zunächst durch
mündlichen Vortrag und praktische Uebun-
gen am Krankenbette, bildete äkoda
zuerst in aller Stille eine kleine Gemeinde
von Schülern aus, welche später als viel-
genannte Aerzte auf den Lehrstühlen ver-
schiedener Hochschulen und als Vorsteher
mehrerer Kliniken der neuen Errungen-
schaft überall Bahn brachen und den
Lehren Ikoda's Geltung verschafften.
Nun begann allmälig die Umwälzung
in der medicinischen Wissenschaft und
Kunst. Der von 8 koda in Wien ge>
leitete Unterricht in der praktischen Be>
nützung jener Grundsätze zog aus allen
Gegenden jüngere und ältere Aerzte nach
Wien, die sich als Schüler um ihren
Meister schaarten. andererseits aber pil.
Zerten Ikoda's tüchtigste Schüler, wie:
Dit tr ich. Hcimernjk sBand VII ,
S. 262). Jak sch M . XXI, S. 76),
Oppolzer s'üd. XXVIII , S. 368^
u. A. von Wien aus zuerst nach Prag.
dann auf andere Universitäten, und halfen
die theoretische Errungenschaft überall in
Deutschland ausbreiten und die von
äkoda angegebene diagnostische Technik
benutzen und weiter ausbilden. So wuchs
skooa's Ruf von Jahr zu Jahr, nicht
blos unter den Laien, die von weit her
kamen, bei ihm Hilfe zu suchen und na»
mentlich ihn im Fache der Brustkrankhei-
ten zu consultiren, sondern auch unter
den Aerzten, die unter seiner unmittel»
baren Leitung sich mit den Grundsätzen
seiner Lehre und ihren Erscheinungen be<
kannt machten. Auf beide aber, den
Laien und den Arzt, macht es einen ebenso
überraschenden als eigenthümlichen Ein»
druck, wenn er nach sorgfältigem Behor-
chen und Beklopfen die Krankheit nennt, die störend oder zerstörend den Organis«
mus unterwühlt. Diese Erforschungen
Zkoda's in seiner anatomisch-physikali-
schen Richtung erweckten aber in ihm
nachgerade und nicht völlig ungegründete
Zweifel auf einen Einfluß der Heilmittel
auf die Krankheitsvorgänge und machten
ihn zuletzt zum Feinde und Verachter
aller traditionell in der Heilkunde cur«
sirenden Heilmethoden; dieser aber sind
so.viele und auf der anderen Seite der
vor einer ungläubigen Kritik sich halten«
den so wenige, daß alte Aerzte, die noch
mit großer Vorliebe an ihrer angelernten
allopathischen Behandlungsweise hängen,
in skoda nicht dcn Reformer, sondern
vielmehr den Revolutionär sehen. s^ Ver«
gleiche über diesen Punct die Quellen:
„Zur Charakteristik des Menschen und
Gelehrten ökoda".^ Die Lehrthatigkeit
und der Zuspruch der bei S. Rath und
Hilfesuchenden ließen dem Meister wenig
Zeit zu schriftstellerischerThätigkeit. Diese
beschränkte sich demnach auf ein Haupt»
werk: „Ablianblnng ükrr PcrrnZsilln nnd
ZWZrnlwilln" (Wien 1839, 3. Aufl. 1834.
8<>., sechste, theilweise umgearbeitete und
vermehrte Aufl. 1864) und auf einige in
den medici nischen Jahrbüchern
deS österreichischen Kaiserstaates und in
den Sitzungsberichten mathem.»
naturw. Classe der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften in Wien abgedruckten
Abhandlungen und Aufsätze, u. z. in
den medici nischen Jahrbüchern:
„Neber den Herzstoß und die durch
die Herzbewegung verursachten Töne"
sNeuesteFlg.,Bd.XIII^, —„Anwendung
der Pcrcusston bei Untersuchung der Ol>
gane des Unterleibes" ^)i. F., Bd. XIV);
— „Ueber Abdominaltyphus und dessen
Behandlung mit Alaun, gemeinschaftlich
mit Dobler" »N. F., Bd. XV); —
„Untersuchungsmethode zur Bestimmung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sinacher-Sonnenthal, Band 35
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sinacher-Sonnenthal
- Band
- 35
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 388
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon