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86 SkreMovsky
vier Söhne und ließ Johann studiren.
Dieser, nachdem er das Gymnasium theils
zu Prag. unter dem damaligen Präfecten
I u n g m a n n , theils zu Königgratz be
sucht, begann im Jahre 1843 zu Prag
die philosophischen Studien, worauf er.
dem Studium der Rechte sich zuwendend,
dasselbe an der Prager Hochschule been
dete. Im Jahre 1832 trat er als Con
cevtSpraktikant beim Finanzwesen in den
kaiserlichen Staatsdienst, wurde im Jahre
1833 Concipist und im Jahre 1838, unter
Brück, im Finanzministerium in Wien
angestellt. Nach dreijähriger Thätigkeit
in diesem Dienste nahm er mit einem Male,
ohne daß eine rechte Veranlassung gege
ben war, seine Entlassung, und kehrte
1861 nach Prag zurück, wo er sich für
eine Advocatur vorbereitete. I n diese
Zeit fällt der Umschwung der politischen
Verhällnifsö im Kaiserstaate: Oesterreich
hatte eine Verfassung erhalten. Böhmen
aber machte gegen die centralisirende
Richtung, in welcher Schmerl ing, bei
treuer Aufrechthaltung der Verfassung.
daS Heil, ja die Lebensbedingung des
constitutionellen Oesterreich erkannte.
Front und entschiedene Opposition. Wäh»
rend ein großer Theil der damaligen po»
litischen Blätter im Kaiserstaate gegen
dieses Vorgehen der Üechen in rückhalt-
loser Weise das Verdammungsurtheil
fällte, waren die Pechen ihrerseits, die bis
dahin kein eigentliches Partei»Orgcm, wel-
ckes ihre oder die Sache der böhmischen
Krone vertrat, besaßen, nunmehi auch be-
dacht, ein solches zu gründen, und nun
war es S., der mit Erlaß des k. k. Polizei»
Ministeriums vom 20. Juni 1862 die
Bewilligung zur Herausgabe der „Poli-
tik" im Selbstverlage erhielt. I n diesem
Organe verfocht nun S. mit aller Ent°
schiedenheit das föderalistische Programm
seiner Partei, und die Sprache, die er darin führte, ließ bald an Heftigkeit
und Gewaltthätigkeit nichts zu wünschen
übrig. Da daS Blatt in Vertretung seiner
Partei und ihres Programmes nicht
selten die gesetzlichen Schranken, über«
sprang, so kam es denn auch öfter zu Con-
flicten mit den Behörden. S. trat nun
von der Redaction zurück. Den Bösen
war man los geworden, das Böse war
geblieben. Endlich wurde daS weitere
Erscheinen des Blattes eingestellt. waS
jedock nur die Folge hatte, daß an
dessen Stelle ein anderes einsprang und
den 27. Juli 1868 erschien als Substill!,
tionsblatt der „Politik" die ..Correspon»
denz", bis am 30. April 186!) das Blatt
wieder unter dem wahren Namen ,Poli«
tik" herausgegeben wurde. In öechiscder
Sprache war diese Partei bis dahin durch
die „A'aroäno 1i5t)'", d. i. National»Zei«
tung, vertreten. Da nun S. der Ansicht
war, daß mit diesem einen Blatte die
Interessen der Partei nock lange nicht
hinreichend genng vertreten waren, be»
gründete er im Jahre 18(>7 ein zwciteS
Partei'Organ, betitelt: „^uroäni I?o>
oic", d. i. Der nationale Fortschritt,
welches nach einer Reihe von Preßüber»
tretungen im Octoder 1868 auch durch
richterlichen AuSspriich eingestellt wurde.
An Stelle des sistirten Blattes trat nun
alsbald wieder ein anderes mit derselben
Tendenz, nämlich die „I^orum^, d. i.
Die Krone, das m Chrudim erschien.
Indessen war es S. in der Zeit deS Ho«
henw a r t'schen Ministeriums gelungen,
n den böhmischen Landtag gewählt zu
werden, wo er bald mit Palacky und
Rieger und den aristokratischen Hälip-
tern der feudalen Partei Hand in Hand
ging und in den uon ihm beeinflußten
Organen ihren Sprecder machte. So
gingen die Dingo mehr oder minder un»
beanständet ihren Weg. als um die Mitte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sinacher-Sonnenthal, Band 35
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sinacher-Sonnenthal
- Band
- 35
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 388
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon