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) Gustav 97 Skrivan. Gustav
schule. Als im Jahre 4838 von Seite
der Regierung eine neue höhere Real«
schule errichtet wurde, erhielt S., der mit
der Ausarbeitung des Organisationsent»
wurses derselben betraut worden war,
die Leitung dcr Anstalt. Da jedoch die
administrativen Geschäfte seine ganze Zeit
in Anspruch nahmen und ihm keine zur
Fortsetzung seines Lieblingsfaches, der
Mathematik, übrig blieb, so ging sein
Sinnen und Trachten darnach, eine Pro»
fessur an einer Hockschule zu erlangen,
um sich dann ganz dem Studium der
Mathematik hingeben zu können. Eine
ihm angetragene Stelle in Pisek nahm
S. nicht an, obgleich er Wien gern ver-
lassen hatte, wo er. wie dcr „äiovni^"
zu melden weiß, „als eifriger Üeche
manche Unbilden erfahren mußte". (Und
doch ließen seine eigenen deutschen Schü-
ler den 6echischen Professor auS Dank»
barkeit und zur bleibenden Erinnerung
an den geliebten Lehcer lithographiren.)
Als aber im Jahre 1862 der böhmische
Lanoes.AuSschuß die Abficht hatte, an der
königlich polytechnischen Anstalt in Prag
eine zweite Lehrkanzel der Mathematik
zu errichten, bewarb sich S. um dieselbe
und erhielt sie am 6. Februar 1863 unter
dem Titel eines provisorischen Professors.
In Prag gab sich nun s. ganz seinem
Berufe hin. Unermüdet wirkte er in dem-
selben, aber häusliches Mißgeschick zog
ihn bald von seinen wissenschaftlichen
Arbeiten ab und dazu gesellte sich noch
körperliches Leiden. Wahrend der Ferien
1864 war cr selbst in seiner Heimat an
den Blattern erkrankt, nicht lange dar«
nach entriß ihm der Tod seine Gattin
Hödwig geborene Zet te l , mit der er
sich im Sommer 1861 veiheirathet hatte,
und nun wurde er selbst noch leidender.
Schien es auch, als würde er sich wieder
erholen, so zeigte sich alsbald die Hoff-
u. Wu rzbach , biogr. Lerikon XXXV. nungslosigkeit seines Zustandes: ein hef«
tiger Bluthusten warf ihn bleibend auf
das Krankenlager, von dem er sich nicht
mehr erheben sollte. Er war nur 33 Jahre
alt geworden. S. war als Mathematiker
mehrfach schriftstellerisch thatig, und noch
während seines Aufenthaltes in Wien
gab er daS Werk heraus: „Grnnblryrln
der Sahlen-Ehellrie" (Wien 1862, Brau-
müller, gr. 8".). — Nun folgten nach«
stehende oechische Schriften: „H? ilHson'?'
7^<F ös^Honsenz/s/z") d. i. Zur Theorie
der unendlichen Reihen (Wien 1862);
d. i. Vortrage über die algebraische Ana»
lysis (Prag 1864. Gregr, gr. 8".); —
T'on'ns") d. i. Grundzüge der analy"
tischen Geometrie in der Ebene (Prag
1864, Calve, gr. 8<>.). Einige Abhand-
lungen S.'s befinden sich auch in Schlö»
milch'S „Zeitschrift für Mathematik und
Physik" und in Grunert '6 „Archiv für
Mathematik und Physik". Sein Nach-
ruf bezeichnet S. als einen der tüchtig»
sten jüngeren Lehrer am Prager Poly.
technicum, der nicht nur eben fein Lehr«
amt versah, sondern insbesondere in den
verschiedenen Comitesitzungen, die zur
Berathung specieller InstitutSangelegen«
heiten stattzufinden pflegen, eine ersprieß»
liche Thätigkeit entfaltete, und noch in
seinen letzten Tagen an einem Memoire
arbeitete, worin er für die Anstalt, an
der er lehrie, das Recht zur Ertheilung
diplomirter Zeugnisse beanspruchte. Das
Prager Polytechnicum ehrte den Verstor»
benen, indem es auS Anlaß seines Todes
die Trauerflagge aufhissen ließ.
Wiener Zeitung 1866. Nr. 7, S. 72, in
der Rubrik: „Sterbefälle". — Wanderer
(Wiener polit. Blatt) 1866, Nr, 6, in den
„Personal« Nachrichten". — Die P resse
(Wiener polit. Vlatt) 1866, Nr. 6, in der
„Kleinen Chronik". i.Nach diesen drei Quel«
?dr. 2, Tept. l8??.^ 7
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sinacher-Sonnenthal, Band 35
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sinacher-Sonnenthal
- Band
- 35
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 388
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon