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Somsich) Paul 301 ) Paul
Sard, aus dessen Ehe mit Iosepha
Kajdä.csy. Er erhielt eine sorgfältige
Erziehung im Glternhause, verband mit
nicht gewöhnlichen Talenten einen gro-
ßen Lerneifer und Fleiß, wodurch er die
Aufmerksamkeit seiner Lehrer, zu denen
die besten Kräfte der Fünfkirchener und
Kaposvarer Schulanstalten gewählt wur>
den, erregte. Um die philosophischen
Studien zu hören, begab er sich nach
Pesth. und die juridischen Studien been
dete er an der Raaber Akademie. In die
Praxis trat er unter der unmittelbaren
Leitung seines Oheims Pankraz, da
maligen Vice «Palatins und königlichen
Personals. Schon als Notar des Somo»
gyer Comitates zeichnete sich S. durch
seine Beredsamkeit und amtliche Thätig-
keit so sehr aus, daß er von dem genann»
ten Comitate in den denkwürdigen unga-
rischen Landtag 1843/44 gewählt wurde.
In demselben richtete sich bald die allge«
meine Aufmerksamkeit auf den gewand-
tcn, in allen Sätteln gerechten Redner,
dabei gewannen insbesondere seine gema»
ßigten politischen Anschauungen die Wür-
digung der Regierungspartei, und bald
wurde Paul in den Dienst bei der könig-
lich ungarischen Statthalterei berufen.
Ungeachtet dieser amtlichen Stellung
wurde S. doch wieder in den folgenden
Landtag als Deputirter gewählt, und
zwar damals in Gemeinschaft mit dem
jüngeren Georg (III.) Majlg.tr)
^Bd. X.VI, S. 298) von Seite deS Ba-
ranyer Comitates. Vor Ausbruch der
4848ger Revolution Statthaltereirath
und Deputirter des Baranyer Comitates
und in beiden Eigenschaften Führer der
conservativen Partei in der Ständetafel
und Bureaukratie, stand S. auch, als die
Bewegung begann, mannhaft auf seinem
Platze und mit Babarczy vereint, der
damals auch Statthaltereirath war, suchte er den hochftauenden Fluten der Um-
sturzpartei gegenüber das conservative
Element mit allen ihm zu Gebote stehen»
den Kräften zu stützen. Insbesondere mit
Kossuth liebte S.
sich zu messen. Mit
allem Aufwand seiner nicht ungewöhn-
lichen Rednergabe hielt er den Attaquen
auf die damalige altconservative Partei
Stand, alle Angriffe auf die Regierung,
welcher er durch seine, amtliche Stellung
angehörte, abwehrend. Es ist bekannt,
welchen traurigen Ausweg die damalige
Bewegungspartei, welche bald das Ueber»
gewicht gewonnen hatte, einschlug; die
Statthalterei. als die regierende Erecutiv-
Behörde. wurde aufgelöst und alles, was
zu ihrem Departement gehörte, dem Mi»
nifterium des Innern zugetheilt. Die
Hofkammergeschäfte fielen theilweise in
daS Finanzministerium, in das Ministe»
rium für öffentliche Arbeiten und in das
des Handels und Ackerbaues. Natürlich
fiel ein der vormärzlichen Regierung so
ergebener Beamter, wie es Somsich
gewesen, bei den neuen Besetzungen
durch. Hingegen als nach Bewältigung
der Revolution das Wiener Cabinet
wieder in die Lage kam. die Aemter mit
hr ergebenen Stellen zu besetzen, ward
Somsich nicht vergessen und er wie
Babarczy wurden aufgefordert, dem
Vaterlande wieder ihre Dienste zu leisten.
Aber nun standen die Dinge anders.
Ungarn war kein selbstständigeS König«
reich mehr, sondern eine österreichische
Provinz, wie die andern Kronlander und
der vormärzlich conservative Somsick
ehnte als nach märzlich Oppositioneller
die Berufung ab. unb wollte sich nicht
dazu hergeben, nachdem Ungarns alte
Verfassung, die sogenannte goldene Bulle
Ungarns, vernichtet war, die österreichische
Charte vom 4. März 1849 auch für
Ungarn anzuerkennen. Alle Antrage, die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sinacher-Sonnenthal, Band 35
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sinacher-Sonnenthal
- Band
- 35
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 388
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon