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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sinacher-Sonnenthal, Band 35
Seite - 325 -
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Sonnenftls) Joseph 323 SonnenselS) Joseph so unpraktisch als denkbar behandelten Gebiete klar dargelegt waren, in einer Schrift veröffentlicht. Daß sein Hand- buch der inneren Staatsverwaltung nie vollendet worden, ist, wenn man das vor- handene Fragment sorgfältig prüft, nur zu bedauern. Die französische Revolution und ihre wohl von den kühnsten Denkern kaum vorausgesehenen Erscheinungen halten S. um so anhaltender beschäftigt, als er sclbst ein Fottschrittsmann durch und durcd, von den dabei zu Tage ge> tretenen Erscheinungen nicht wenig über« rascdt worden sein mochte. Die Ergebnisse seiner Ansichten über dieselbe hatte er im I . 1797 im „Deutschen Merkur" bekannt gemacht. Von ihm zum größlen Theil ist auch der Abschnitt im österreichischen Criminalcodex: Ueber den Aufruhr , ein Thema, wenn heut den Criminalisten auch ganz geläufig, zu Son nenfe ls' Zeiten noch so neu, daß S. selbst nir» gends eine genügende Definition des Be- griffes „Aufruhr" aufzufinden vermochte. Ein anderes Thema, das ihn lange Jahre hindurch, namentlich im späteren Alter, beschäftigte, war die Casmstik des Rechts, er hatte zu diesem Zwecke treffliche Samm- jungen berühmter Rechtsfragen und oau- L6S oolodres angelegt, und darüber wie« derholt bemerkt, es sei dafür gesorgt, daß die berühmten Rechtsfalle, von seinen An- sichten und Beurtheilungen glosfirt, nach seinem Tode im Drucke erscheinen sollten. Es ist nicht geschehen und wohin diese Sammlungen gekommen, ist nicht bekannt. Mit Vorstehendem hatten wir versucht, ein gedrängtes Lebensbild des berühmten Staatsmannes zu geb-^n, der von einer Partei über alle Maßen erhoben, von der anderen ungerecht und lieblos ge» schmäht worden. ES wäre noch Manches über ihn zu berichten: so über seine Stel» lung als Fr ei m aurer, als welcher er mit Born , B lumauer und Retzer zu den Hauptführern der Maurerlogen in Wien zählte', über seinen Antheil an der Abfassung d'eSIu denpatentes, worin wohl S. der Löwenantheil zukommt; über feine Thätigkeit in der Leitung des Studienwesäl is. worin er-sich mit dem unvergeßlichen Gottfried van Sw ie- t en theilte, dessen Rührigkeit und Energie in dieser Sache so groß war, daß ihn der gelehrte Protestant Schlötzer den „Nm- versitätspascha" zu nennen pflegte; über seine Betheiligung an dem Wucberpa» tenl , wobei Sonnenfels keinen An» stand nahm, der Kaiserin gegenüber den Wucher zu vertheidigen und sich eine der Vergessenheit zu entziehende Scene ab» spielte. „Und doch steht in der Heiligen Lchrift geschrieben: Du sollstkeineWucher. zinsen nehmen", sagte erregt ein Priester, der das Vertrauen der Kaiserin besaß, als erS onnen fels'Ausspruch vernommen. „Sollen wu das Wort Gottes", fuhr der Priester fort. „mit Füßen treten und un» gestraft lassen, was Gott zu thun ver« boten?" „ „Hochwürden"", entgegnete Sonnenfels , „ „Jeder von uns ist ein Wucherer und darum der Gnade Gottes Preis gegeben. Sie selbst sind der ärgste Wucherer, für 4000 st. verkaufen Sie Ihrer Majestät Ihre frommen Dienste.; ich kenne einen würdigen Caplan. der für den zwanzigsten Theil Ihres Einkommens dieselben Dienste leisten würde, und doch find sie ein frommer Mann, der nur mit seinem Talente wuchert und derVergedung Gottes gewiß ist"". Die Kaiserin machte dem Streit cin Ende. „Ich werde den van Sw ieten fragen und sehen, waS der Aesculap von dem Wucher halten thut". VanSwieten erschien. Was er der Kaiserin auf ihre Frage geantwor- tet, werden wir in dcr LebenSftizze van S w ieten erzählen. Das Ergebniß der
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Sinacher-Sonnenthal, Band 35
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Sinacher-Sonnenthal
Band
35
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1877
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
388
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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