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SonnenfelS) Joseph 333 Sonnenfels^ Joseph
Versammlung. Graf KinSky eröffnete die.
selbe mit einer kurzen Ansprache, in welcher
er der Verdienste Sonnenfels ' gedachte;
am folgenden Taae wollte man eine Ge.
denktakel am Hause Nr. 17 in der Sonncn-
felsgafse anbringen, da Sonnenfels in
demselben gewohnt. Als man aber in Er»
fahrung gebracht, daß S. kurz vor seinem
Tode dasselbe verlassen nnd in das Haus
Nr. 21 in der Wollzeile übersiedelt sei, so
wurde alsdann beschlossen, an diesem, als
drm wirklichen Sterbehausc Sonnen fels'
die Gedenktafel anzubringen. D.ieseS Haus
führte bei der ersten Numernung (im
Jahre 1773) die Zahl 803; bei der zweiten
(im Jahre 1793), die Zahl 827. später die
Zahl 780; führte den Schild „zum rothen
Engel", und dieß früher „zur Birne". Als
Sonnen fels eS bezog, gehörte es (seit
l?9°>) der Marie Anna Maurer von Kro-
negk, später (1820) vem Franz Xaver
Mayer, und zur Zeit als man oie Gedenk-
tafel anbrach^, dem Herrn Franz Ritter
von Heint l . Sonnen fels wohnte im
ersten Stock.
IX. Sonnenfels'Wappen. Quadrines Feld. Im
oberen rechten und unteren linken silbernen
Felde ein Thurm, im oberen linken und
unteren rechten blauen Felde eine goldene
Sonne ober einem zackigen Felsen (Son.
nenfelö). Auf dem Schilde ruht ein ge»
krönter Turnierhelm. Aus der Krone des
Helms wächst eine weibliche Figur, in der
Rechten ein Vuch haltend, das Haupt von
Sonnenstrahlen umgeben, zwischen zwei
Adlerflügeln. H elmdecken. Dieselben sind
zu beiden Seiten blau mit Silber unterlegt.
X. Sonnensels' und Keaumarchais. Ritter von
Arnet h schildert in der S. 34l in den
Quellen angeführten Schrift in anziehender
und auf quellenmäßiger Forschung gestützter
Weise die persönliche Berührung dieser zwei
merkwürdigen Männer, deren jeder in dem
Staate, dem er angehört, in die öffentlichen
Verhältnisse tief eingegriffen hat. ES handelt
sich in dieser Schrift um einen großartigen
Dupirungsversuch. den Beaumarchais,
nachdem er die Franzosen hatte auf den
Leim gehen lassen, auch in Wien durch«
zuführen versuchte — um einen grandiosen
Schwindel, durch den Beaumarchais
Geld und Wichtigkeit erlangen und sich
die höchsten Personen verpflichtet machen
wollte. Sonnen fels erscheint nur als
Nebenfigur. Ein Pasquill gegen Mar ie Antoinette und die Pariser Gesellschaft soll
gleichzeitig in London und Amsterdam gedruckt
werden, dieß erfährt Beaumarchais und
weiß sich — nachdem er schon früher eme
ähnliche Mission ausgeführt — von König
Ludwig XVI. den Auftrag zu verschaffen,
die Veröffentlichung um jeden Preis zu
hindern und die Schmähschrift zu unter»
drücken. Für schweres Geld gelingt dieß. in
London und Holland wird die ganze Auflage
verbrannt, da erfährt Be a um archa i5. daß
Angelu cci. der angebliche Verfasser des
Libelle, em Exemplar desselben unterschlagen
habe, uno mit diesem und dem für die
Unterdrückung erhaltenen Gelde nach Nürn-
berg abgereist sei. um die Schmähschrift
dort neuerdings zu veröffentlichen. Beau<
marchais rnSt idm naA, holt ibn in einem
Walde bei Neustadt an der Aisch ein, entreißt
iom Schmähschrift und Geld, wird aber.
bevor er zu seinem Wagen zurückkehrt, uon
Räubern angefallen und verwundet. Er eilt
nach Nürnberg, macht den dortigen Bevor»
den die Anzeige, und reist dann. ohne erst
seine Wunden verbinden zu lassen, nach
Wien, wo er sich anfangs unter oem Na-
men Mr. de Ronac brieflich an die Kai»
serin Mar ia Theresia wendet. „Vom
äußersten Westen Turopa's sei er nach Wien
geeilt, um ihr Äinge mitzutheilen, welche
ihr Glück, ihre Ruhe. das innerste ihreS
Herzens betreffen; keinen Augenblick möge
sie versäumen, ihn zu hören." Mar ia The.
resia gewährt ihm eine Audienz, in welcher
er ihr das gerettete Exemplar der Schmäh«
schrift überreicht, und ihr einen Umdruck
, derselben vorschlägt, aus welchem die Stel-
len, welche die Königin am meisten verun»
glimpfen, weggelassen werden und den man
dann dem Könige Ludwig XVI. vorlege.
Denn ein (sremplar müsse er dem König
zum Beweise, daß er seinen Auftrag voll»
führt, vorlegen; käme aber das Original
selbst dem sittenstrengen Könige vor Augen,
so könnte dieß für dessen. Oemalin die betrüb'
testen Folgen nach sich ziehen. In der That
enthielt das Pasquill die allerfchändlichsten
Verdächtigungen selbst der ehelichen Treue
der Königin. — Mar ia Theresia war
jedoch zu bedächtig, um sogleich auf die
Vorschläge des Fremden einzugehen, sie
theilte das Pasquill dem Staatskanzler
Fürsten Kaunitz zur Einsicht mit, und
dieser — sandte einen Beamten mit zwei
Osficieren und acht Grenadieren in Beau»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sinacher-Sonnenthal, Band 35
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sinacher-Sonnenthal
- Band
- 35
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 388
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon