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SpalanMni
ihn gemachte Anerbieten ab, und nahm
1760 .den Antrag der Universität in
Modena an, wo er nun durch mehrere
Jahre in seinem Lehramte wirkte, und
auch eine ihm in der Zwischenzeit von
St. Petersburg zugegangene Berufung
ablehnte. I n seiner Stellung war ihm
Forschen. Beobachten die Hauptsache,
und dieses erstreckte sich vornehmlich auf
die Ursachen in den Erscheinungen der
Natur und namentlich in jenen der
Thiere, und seine nächsten Untersuchun-
gen betrafen den Ursprung der Quellen
der organischen Reproduction. wobei er
die oftmaligen Vervielfältigungen des
Polypen, der Regenwürmer, dann das
Nachwachsen deS Schweifes, der Füße
und Beine oea Wassersalamanders scharf
untersuchte und nachwies, den Einfluß
deS Herzens auf die Blutgefäße beo>
bachtele, zu welch letzteren Beobachtun«
gen er zunächst durch Haller 's damals
erschienenen Physiologie geleitet worden
war. Spalanzani 's Ergebnisse seiner
Beobachtungen machten in Fachkreisen
nicht geringes Aufsehen und steigerten
mächtig seinen wissenschaftlichen Ruf. So
geschah es denn. daß von der kaiserlichen
Negierung der Ruf zur Annahme eineS
Lehramtes an der Universität in Pavia
an ihn erging, dem er auch im Jahre
4769 folgte. Nun begannen jene Ar-
beiten, welche die Aufmerksamkeit der
Manner in den Kreisen der Wissenschaft
immer mehr und mehr erregten; zuerst
übersetzte er Bo nnett's Beobachtungen
über die Natur, durch welche er zu neuen
Forschungen über die orgamsirten Körper
angeregt wurde, dann veröffentlichte
er seine Ansichten und Beobachtungen
über die Infusorien, mit welchen er sich
in Gegensatz zu Buf fon und Need«
ham stellte, welch letzterer ihm in den
Glossen zu seiner Uebersetzung des Wer« kes von Spa lanzan i :
8UAÜ aniruali mioroLoopioi" scharf zll-
setzte; berichtigte einige Irrthümer 3 eeu>
wenhoek's über die Samenthierchen
u. dgl. m. Die kaiserliche Regierung über»
trug ihm nun neben seinem Lehramt
auch noch die Aufsicht und Leitung des
natnrhiftorischen Cabinets von Püvia. zu
dessen Ergänzung sie eine jährliche Do>
tation ausgesetzt. S. begann nun die
neue Aufstellung und Ordnung des bis»
her system« und ordnungslos aufge-
häuften, mitunter veralteten Materials,
schied das unbrauchbar Gewordene aus,
ergänzte die Lücken und brachte das
Cabinet in einen den Anforderungen der
Wissenschaft entsprechenderen Zustand.
Auch unternahm er Reisen: 1779 nach
der Schwel;, wo er scine Fackgenossen
und Freunde Bonnet, Saussure
und Senebier besuchte; ging nach
Berlin, wo er mit den dortigen Ge>
lehrten in Verbindung trat. und kehrte
über den St. Gotthard in seine Heimat
zurück. Dann begann er seine berühmten
Untersuchungen über den Verdauungs-
Proceß, und machte, um seine Ansichten
zu bestattigen und zu vertheidigen, seinen
eigenen Körper zum Gegenstande der
Versuche, wobei er, und Alles nur im
Interesse der Wissenschaft, mit einem
Muthe und einer Aufopferung, die ans
Bewunderungswürdige grenzen, die quäl»
Vollsten und nicht seltenen lebensgefahr»
licken Experimente an sich selbst machte.
Im Jahre 4781 unternahm S. eine
Reise an die Küsten des Mittelländischen
Meeres, nach Marseille und Livorno.
dieses Mal zunächst im Hinblick auf das
seiner Obhut anvertraute natmwissen«
schaftliche Cabinet, welches er denn aucr>
mit Mollusken, Korallen und Seethieren
aller Art bereicherte. Diese Reise richtete
seine Aufmerksamkeit auf verschiedene
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon