Seite - 79 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Band 36
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Spaun. Franz Anton 79 Spaltn, Franz Anton
des Aufsatzes in der „Eos" (l824. Nr. 36)",
schreibt Spaun, „genannt Aman, ist mit
seinen eisernen Absätzen so grausam auf die
Hühneraugen meiner Eitelkeit getreten, daß
ich so lauten Zeter rufen muß, daß mich die
ganze Welt (welche die „Eos" liest) hören
möge. Er sagt, daß ich nur darum auf
Männer von großer Celebrität die Pfeile
meines stumpfen Witzes abdrücke, weil ich
dadurch hoffe, mir selbst eine Reputation zu
erwerben. Allein der Erfolg entspreche durch,
aus nicht meinen Bemühungen. Meine Kri-
tiken hätten der Celebrität der Kritisirten
durchaus keinen Abbruch gethan. Herr von
Göthe fährt fort. schlechte Verse zu ma-
chen, die nach wie vor wie der Kaka deb
Prinzen Pi r ib inker auf allen literarischen
Desserts servirt und von seinen Anbetern
begierig verschlungen würden. Vergeblich
hatte ich mich bemüht, die Leute zu über»
zeugen, daß das Sonnenlicht gelb und nicht
weiß sei. Die gelehrte Welt fahre fort, auf
Newton's Zeugniß ihre Sinne Lügen zu
strafen. Herr von Schell ing lehre noch
immer mit allgemeinem Beifall, daß Gott
ein absolutes Thier und die Planeten Götter
ja sogar Mathematiker seyen. Woraus also
folge, daß ich unglückliche Versuche gemacht
habe. Aethiopes zu dealviren und Denen den
Staar zu stechen, die nicht sehen wollen.
Bester Herr Gegner! legen Sie die Hand
auf ihr Gewissen und erkennen Sie, daß Sie
ungerecht gegen mich seyen und von mir
fordern, was über menschliche Kräfte geht.
Der Wellheiland hat gar mancherley Mirakel
gemacht und sogar Todte erweckt; aber er
hat nie versucht, einen Narren gescheidt zu
machen, und Sie sprechen mir alles litera«
rische Verdienst ad, weil ich nicht bewirkte.
waS ich nicht zu leisten vermochte. Gar
viele Menschen finden im D'liriren ein unge.
meines Wohlbehagen und wollen sich nicht
curiren lassen. Dazu kommt die ungeheure
viu iuei-ti»o der Köpfe, vul^o Denkträgheit
genannt. Gute Verse zu machen kostet mehr
Mühe, als schlechte zu diabelisiren, und darum
ist Ihnen der willkommen, der die Gesetze
des ReimS, der Grammatik und des gesun-
den Menschenverstandes aufhebt. Viele Men«
schen sind so faul. daß sie sich nicht einmal
dic Mühe nehmen wollen, die Augen zu
öffnen, um selbst in die Sonne zu schauen.
Der Bramme setzt sich in einen Winkel,
richtet den Horovter seiner Augen auf seine
Nasenspitze, Da erscheint ihm ein farbiger und er versichert: er habe Gott von
Angesicht, zu Angesicht gesehen. Versuchen
Sie eine Herde von Ferkeln, die ihr Plaisir
dabey findet, sich in schmutziger Iaucke zu
baden, im Genusse ibrer ekelhaften Seligkeit
zu stören. Die Rein'gung des Stalles des
Augias ist eine herkulische Arbeit und ein
Gänsekiel ist kein Zauberstab. Aber schon
das Unternehmen dieser Arbeit ist verdienst«
lich; auch werden Sie geneigter sein, mir
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wenn
Sie erwägen, daß ich nickt schuld sey, wenn
das Creditproject scheiterte. Mir liegt zu
viel daran, für einen virum, osledsrimuin
und xa.88iin lauäatiZLilnum zu gelten, um
nicht Alles aufzubieten, um den Schmerz zu
lindern, welchen Ihre eisernen Absätze meinen
Eitelkeits-Hühneraugen verursachten, und da
fällt mir kein zweckmäßigeres Mittel ein, als
das Recept zu gebrauchen, dessen sich Herr
von Göthe in einem ähnlichen Falle be-
diente. Er sammelte in allen Journalen die
lanäktiollLL seiner Anbeter und Mephistolese
u. s. w. und ließ sie zusammen drucken.
Dasselbe will ich auch thun. und somit
kündige ich dem, Publikum unter dem Titel:
„i'eLtirnonig. auotoi-um, äeZxkl in io" eine
Sammlung aller Laudationen, die mir ge<
spendet worden sind, auf Subscription an.
Wenn nun die Prinzen dadurch erfahren
werden, das auch ich ein Mann sey, der sich
nicht mit dem Fuße schneuzt ^yui us LS
mouclie Ms äu. pisä), so werden Sie sich
beeilen mich einzuladen, mit Ihnen am Fuße
IhreS Bettes einige Pouteillen (Champagner
auSzustechen und mir Gelegenheit geben,
meine Seele in Ihrer Gegenwart zu debou«
toniren. U.nd dann soll Einer kommen
und es wagen, meine Celebrität und Ver-
dienste zu bezweifeln. (Zaräo 2 vous Ur.
^.mün. Sie werden Ihren Schnauzbart an
der Sonne meineö Ruhmes verbrennen,
von Spaun." In diesem Tone geht es
hinüber und herüber. Man glaubt sich bereits
in die S apH ir'sche Periode versetzt, welche
erst später in die Blüthe schoß.
Oesterreichische N ati 0 nal < Encykl 0 pä<
die vonG räffer'und Czi kann (Wien l 837.
8".) Bd. V, S. 96 ^nach diesem gest. 3. März
182«!). — Poggendorff ( I . C.). Bio.
graphisch'literarisches Handwörterbuch zur Ge-
schichte der exacten Wissenschaften (Leipzig
1863. I . Anibr, Barth. gr. 8".) Bd. I I ,
Sp. 986 l^ nach diesem gest. 3. Mai l826^.
— Brummer (Franz), Deutsches Dichter.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon