Seite - 109 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Band 36
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Spaur, Joseph Philipp 109 Spaur. Joseph Philipp
den Bischof Spaur als einen großen
Freund der Wissenschaften und als einen
gelehrten Mann. der ein eifriger Be-
förderer der Seelsorge und ein wohl-
thätiger Oberhirt wor. Zeugniß seines
WohlthätigkeitssinneS geben nicht nur
das von ihm dem Markte 3eibnitz in
Steiermark für immerwährende Zeiten
zugewiesene Stistungscapital, mit dessen
Zinsen drei arme Bürger deS genannten
Ortes zu betheilen sind, sondern auch seine
Schenkung von 40.000 fi. an das Prie-
sterhauS in Gratz; von 1000 ft. zllr Er-
dauung des VicariatshauseS in Wald,
und von 8000 st. zur besseren Subfistenz
der Seelsorger in den Pfarrereien: Prc«
ding. Hitzendorf und Mooskirchen, end»
lich auch seine letztwilligc Verfügung, wel-
cher zu Folge er sein ganzes auf diesem
BiSthume gesammeltes Vermögen zur
besseren Dotation des Priesterhauses und
armer Pfründen gegen die einzige Ver»
bindlichkeit überließ, daß sich die diese
Wohlthaten genießenden Pfründner seiner
täglich bei Verrichtung deS k. Meßopfers
erinnerten. Ueber seine Stellung zum
Staate und zur Kirche liegen zwei Zeug-
nisse vor. die sich nicht ganz in Einklang
bringen lassen. Die .Oesterreichische Bie»
dermanns-Ehronik bezeichnet ihn als einen
gutgesinnten, eifrigen Oberhirten, der
keineswegs zu den Anhängern der römi-
schen Hofpartei gehörte, und ganz von
der Wahrheit überzeugt war: daß der
Staa t nicht in der Kirche. son>
dern die Kirche im Staate ist; daß
man dem Kaiser geben müsse, waS deS
Kaisers, und Gott, waS Gottes ist. Da«
gegen war auch die ganze Datarie sammt
dem berufenen Krjesuiten und Römer,
Hoftheologen k. Zaccar ia, mit ihm
äußerst unzufrieden. Als auf Kaiser I o>
sephs I I . Befehl die Bulle „IIniFSni-
tuz" im Jahre 178l verboten wurde. schärfte dieser würdige Bischof semer
Geistlichkeit in einem Circularfchreiben
den strengsten Gehorsam und die pünkt«
Nckste Befolgung dieser Verordnung ein.
Als er darauf eine päpstliche Zuschrift
erhielt, worin verlangt wurde, jeneS
Circular zu vernichten, weil er sonst vor
das Gericht deS apostolischeil StuhleS
gezogen und schärfer geahndet werden
würde, antwortete Bischof Spaur Sei-
ner Heiligkeit in einer Weife, welche der
Beschaffenheit der in Rede stehenden
Sache, seiner kirchlichen Würde, seiner
Pflicht gegen den Monarchen und feinen
Grundsätzen gemäß war. Nun blieb er
weiters unbehelligt. Im Jahre 1782
empfing er den aus Wien zurückkehrenden
Papst P ius 'V I . als Gast in seiner bi»
schöflichen Residenz. Mit Vorstehendem
nicht in Uebereinstimmung befindet sich
eine Denunciation des berüchtigten Fan-
tasien» Almanachs, worin Fürft-Bischof
Joseph Phi l ipp als neuer Schuhgotr
der Teufelsbannerei bezeichnet wird, weil
er für daS Kloster Seefeld in Tirol dir
lieoutia exoroisanäi gegeben, und zwar
im Jahre l783, also in einem Zeitpuncte,
da der Primas von Deutschland den
Mönchen, die sich bei Geisterbeschwörun«
gen und Gespensterjagden, bei Besessenen
und anderen dergleichen Excessen würden
gebrauchen lassen, die Strafe deS Ker-
kers angewiesen hatte. Bischof Joseph
Phi l ipp Franz soll auch MehrereS
geschrieben und durch den Druck ve»
öffentlicht, wie auch die Herausgabe der
Werke Anderer unterstützt haben. Von
letzteren nennt man die Ausgabe der
Werke des „8. H^oLtwo ä.6 Oratia",
welche Foginio in Rom veranstalletc',
dann eine lateinische Uebersetzung der
la äootrins äk l'^Fliso
sur les matiöreä äs oontro-
von Bischof Bossuet, wovon
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon