Seite - 113 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Band 36
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Kpaur. Ludwig r, Ludwig
befreite den Papst P iuS IX. aus der
Gewalt der Aufrührer. Daß unter sol>
chen Nmständen das längere Verbleiben
des dem Befreier so nahe verwandten
Priesters in Rom gefährdet war, bedarf
keiner besonderen Auseinandersetzung. So
verließ denn auch Graf Ludwig das
ihm lieb gewordene heim in Rom, und
begab sich noch im November ^848 nack
Neapel, wo er im Kloster der unbe<
schuhten Karmeliter das Jahr 1849 ver-
lebte. Bei den veränderten politischeu
Verhältnissen kehrte der Graf nach Rom
zurück, aber die Einsamkeit deS ihm lieb
gewordenen Klosters zu den Zwölf Apo»
steln konnte er nicht wieder aufsuchen,
da das Kloster mittlerweile von den
eingerückten französischen Truppen besetzt
worden war. Dieß veranlaßte somit den
Grafen in die wiederhergestellte ^oa-
6ooi6Lig.8t1oH einzutreten, eine
Art von Seminar für adelige Priester,
in welchem sie zu den höheren Aemtern
der päpstlichen Curie vorbereitet werden.
Er war in dieses Institut eingetreten,
zunächst um überhaupt wieder in einem
geregelten geistlichen Hause zu leben,
zweitens um dem Wunsche seiner Freunde,
die seinen Eintritt in die Dienste der
päpstlichen Prälatur wünschten, nachzu»
kommen, wobei er sich jedoch vorher prü»
fen wollte, ob er sich auch dazu ge<
eignet fühle. Bald aber erkannte der
Graf, dem die besondere Gunst des Hei-
ligen Vaters eine glänzende Laufbahn in
der Diplomatie eröffnen konnte, daß
diefes glanzende geräuschvolle Leben mit
seinen innersten Neigungen nicht zusam»
menstimme. So trat er denn im I . 1832
wieder aus der Anstalt, um sich gänzlich
und für immer von der Welt zurückzu»
ziehen. Gerade um diese Zeit sollten nach
dem Wunsche des Papstes im Orden der
Barmherzigen Brüder der römischen Pro« vinz zwei Reformhäuser neu organisirt,
und aus diesen der ganze Orden des
heil. Johann von Gott seiner Regene«
ration, wobei die Einführung der ur-
sprünglichen Ordenssahungen, welche mit
der Zeit manche Veränderungen erfahren
hatten, bezweckt wurde, zugeführt wer»
den. Einstweilen wurden in der römischen
Provinz die Klöster zu Tivoli und Ter-
racina diesem Zwecke gewidmet, und dem
Ordenshause zu Tivoli I>g.tftr Cla«
renzio Mar ia Obinger, von Ge»
burt auch ein Oesterreicher, durch lang«
jährige Freundschaft mit dem Grafen
Spaur auf das innigste verbunden,
als Prior vorgesetzt. Kaum war die
Sache so weit gediehen, als der Graf
den sehnlichsten Wunsch äußerte, im Klo-
ster zu Tivoli in der Eigenschaft eines
ConvictorS Kost und Wohnung zu neh-
men. Diese Erlaubniß erfolgte alsbald,
und der Graf wurde durch ein Breve
des Generals dem Orden ganzlich aggre»
girt, wodurch er zu dem Orden der
Barmherzigen Brüder in ein geistliches
Verhältniß trat, wie etwa die Tertianer
in einem geistlichen Verhältnisse mit ge»
wissen Orden stehen. Dort lebte nun der
Graf wie der Geringste des Hauses. Sein
ganzes Wirken gehörte den Kranken,
denen er geistlichen Trost und leibliche
Pflege und Sorgfalt widmete. Schon
hatte der Graf mehrere Monate im Klo»
ster seine Dienste geleistet, als mit einem ,
Male der Prior, der gedachte
Clarenzio, tödtlich erkrankte. Wohl
wurde er durch die Bemühungen der
Aerzte dem Tode entrissen, aber an eine
Uebernahme seines geistlichen Amtes war
vorderhand nicht zu denken, vielmehl,-
riethen die Aerzte zu einer Reise, indem
sie meinten, das heimathliche Klima
könnte den sehr geschwächten Prior noch
am ehesten kräftigen. Der Ordensgeneral
v N urz ba ch. diogr.Leriton. XXXVI, lGedr.8. Februar l878.) 8
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon