Seite - 125 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Band 36
Bild der Seite - 125 -
Text der Seite - 125 -
v) Joseph 123 Speckbacher^ Joseph
Nahrung und Nachricht an verabredeten
Stellen. Einmal als es ihn unwidersteh»
lich zu seiner Familie nach Volderberg
trieb, und er kaum einige Augenblicke
bei den Seinen sich gütlich that, kamen
Soldaten. Er hatte nur noch Zeit und
Geistesgegenwart, einen kleinen Schlit.
ten, der an der Schwelle lag, über die
Scbultern zu werfen, worauf er. als wäre
er ein Knecht des Hauses, der Holz holen
wollte, den Soldaten gerade entgegen
ging. Als ihm diese zuriefen, er möge
aus dem Wege gehen, erwiederte er
ihnen: Das sei ihre Sache, er habe noch
drei Lasten Holz nach Hause zu fahren,
wich aber doch auS, und erreichte nun
glücklich die nahe Waldspitze. Aber hier
konnte er nicht langer bleiben. Er sucbte
nun ein sicheres Versteck, eine Höhle auf
dem Voldertheile. und zwar an dem
Gebirge gegen den Tulferberg. In die»
ser, wohin ihm sein Knecht Zozzel
öfter Nahrungsmittel brachte. dann
bei vertrauten Bauern, oder im Glok'
kenthurme, wo ihn der Meßner ver>
steckte, bracdte S. den ganzen Winter
zu. Nachdem er dann einige Zeit bei
dem wackeren Landesschühen Johann
Spiethenner zugebracht, gelangte er
in der Nacht vom 48./l6. März 4840
in sein Haus zu Rinn, wo ihn sein
mehrerwähnter Knecht Zozzel versteckte.
An sieben Wochen, bis zum 2. Mai,
brachte S. den größten Theil der Zeit
im Stalle halb lebendig unter Dünger
verscharrt, ohne Wasche, in schrecklicher
3age zu. Indessen wurde das Haus
wiederholt von Soldaten besucht, und
einmal griff ein Lieutenant, der nach ver«
botenen Waffen suchte, bis unter die
Raufen des Viehes, so daß Speckb a«
cher ihn hätte am Beine fassen können.
Die Lage, in welcher S. sich befand,
ward auf die Dauer unerträglich. Nur die Gewißheit, daß er. wenn man seiner
habhaft würde, erschossen würde, ließ
ihn die Qualen der verdorbenen Luft,
Nüsse.und Unsauberkeit seines Aufent-
Haltes aushalten. Endlich am 3. Mai
glaubte er die Flucht wagen ;u dürfen.
Nachdem er von seiner Frau Abschied
genommen, wanderte er über den Berg«
rücken des Volderthales nach Dur,
dann nach Mairhofen im Zillerthale, wo
er eine Brücke passiren mußte, an welcher
ein bayerischer Wachtposten aufgestellt
war. Bei der Nacht, als die Soldaten
eingeschlossen waren, glückte ibm der ge-
fahrvolle Uebergang, dann ging er über
den Gerlos, den Brimmel nach Gastein,
von dort über den Großarl ins Lungau.
dann durch das Thal von St. Michael
nach Kärnthen gegen Gmund, endlich
über die Stangalpen nach Steiermark
und von da nach Wien. Es war eine
lange, gefahrvolle Wanderung, da viele
Landestheile von den Franzosen besetzt
waren. Endlich in Wien hatte er das
Ziel seiner Leiden erreicht. Schon im
Jahre 4809 wurde S. von Kaiser
F ranz mit der goldenen großen Me«
daille sammt Kette ausgezeichnet, und
ihm dieselbe von dem Kreishauptmann
von M e n s i in der Pfarrkirche zu
Schwaz feierlich umgehängt. Als ihm
dieses Gnadenzeichen später entwendet
worden, erhielt er im Jahre 48i3 das»
selbe von neuem. Ferner wurde ihm
mit ah. Entschließung vom 31. Juli
48t0 eine jährliche Gnadengabe von
1000 st. WW. verliehen. Auch war ihm
später ein Gut in Ungarn und Sieben»
bürgen zur Bewirthschaftung in Aussicht
gestellt worden. Als aber feine Frau
Mar ie m einem Briefe von 3. Jänner
48! 1 ihm schrieb, ihm in das ihr fremde
Land nicht folgen zu können, lehnte er
diesen Antrag ab. Nun war sein Sinnen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon