Seite - 126 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Band 36
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Speckbacher, Joseph 126 Speckbacher, Joseph
und Trachten darauf gerichtet, eine
kleine Besitzung in Oesterreich zu erkau-
fen. Indessen zog er zu einem seiner
Landsleute, Namens Jacob Trog gler,
dem es gelungen war, ein Freigut in
Wien's Nähe zu erwerben. Dorthin kam
nun auch seine Frau, welche jedoch auS
Heimweh im Jahre 18l1 nach Tirol
zurückkehrte. Spater war Trog gl er
in Concurs gerathen, und auch Speck«
b ach er für eine ihm auf 700 fi. gelei«
stete Bürgschaft in Mitleidenschaft ge-
zogen worden. Noch aber war nicht alle
Gefahr für S. vorüber, denn das könig-
lich bayerische General-Commiffariat in
Tirol sicberte mit einer Proclamation
vom 12. September 1813 Demjenigen
eine Prämie von 1000 Ducalen, der ihn
todt oder lebendig einliefern würde. Erst
die 1814 erfolgte Wiedervereinigung
Tirols mit Oesterreich, machte S. mög-
lich, in seine Heimat und zu seiner Fa.
milie zurückzukehren, wo er als k. k. pen>
sionirter Major zu Hall lebte. Nun gin-
aen die Tage für den Mann von Ninn
gleichmäßig vorüber, nur war sein Kör-
per durch die erlittenen Mißhandlungen,
Gefahren und Beschwerden sehr ge«
schwächt. Einem Nierenleiden, das ihn
zu Anbeginn des Jahres 1320 befallen,
erlag er nach mehreren Wochen, im Al-
ter von erst 33 Jahren. Es wird auch
einer Reise nach London gedacht, welche
S.. wmn er sie überhaupt je angetreten,
wohl innerhalb der Jahre 18l1 bis
1814 unternommen, doch konnte ich nä>
here Aufschlüsse über dieselbe nicht er«
halten. Seine Leiche, zu welcher mehrere
Compagnien von Landesvertheidigern,
unter Commando deS Schützen-Majors
Sträub, ausgerückt waren, wurde am
30. März feierlich auf dem Haller Fried»
Hofe beigeseht. Ueber die Uebertragung
emer sterblichen Ueberreste im I . 1833 in die Innsbrucker Hofkirche an Seite
der Gebeine seiner beiden Kampfts-
Gefährten Hofer und Haspinger, ver-
gleichedas Nähere auf S. 129 in den Quel-
len. Gbenso finden sich dort nähere Mitthei«
lungen über seine Frau Mar ie , seinen
Sohn Ander l und seine Nichte Ger«
trude. Ueber Einschreiten der Behörden
erhielt die Witwe mit ah. Entschließung
vom 1. November 1820 eine jährliche
Pension von 300 st., jede ihrer 3 Töch«
ter eine Gnadengabe von jährlichen
100 st. bis zu ihrer Versorgung, und
der jüngste Sohn jährlich 100 st. bis
zur Erreichung seines 20. Lebensjahres.
I n seinen späteren Jahren war Speck«
bach er sthr verändert, sein frischer hei-
terer Sinn, sein fast leidenschaftliches
Wesen waren unter den Kolbenstößen,
die er im Gefechte bei Melegg hatte ent»
gegennehmen müssen, dahingegangen. Er,
der sonst so redselig und munter war,
sprach — wohl gemartert von physischen
Leiden -— wenig mehr, aber bei gim«
stiger Gelegenheit stand ihm doch der
alte schneidige Witz zu Gebote. Er ging
wenig mehr unter die Leute, und nur
noch an Sonn« und Feiertagen bemerkte
man ihn zuweilen mit den Haller Ho>
noratioren bei einem Glase Bier. WaS
seinen Charakter anbelangt, der von
mancher Seite entstellt geschildert wurde,
so rühmten seine Zeitgenossen seine Be»
scheidenheit, seinen gesunden Verstand
und sein edles Gemüth. Namentlich für
seine Waffengefährten aus dem Jahre
Neun hatte er immer einen Sparpfennig
bereit, und manchmal wenn nicht anders
zu helfen war, nahm er selbst ein paar
Hundert Gulden auf, um sie einem be>
drängten Freunde zu leihen. Er las auch
gern, am liebsten Kriegsgeschichten, und
war selbst in schriftlichen Sachen nicht
ganz unbewandert. Dem alten König
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon