Seite - 138 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Band 36
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Spendoit) Anton 138 Sperges
als einsichtsvolle, helldenkende, rechtschaffene
Theologen, die mancken ihrer Mitbrüder in
der erzbischöflichen Kur zu St. Stephan, in
welcher sie damals als Kuraten thätig waren,
zum Vorbild dienen könnten.
Aperges aufPalenz und Reisdorf,
Joseph Freiherr von (Kunstfreund
und Geschichtsforscher, geb. zu
Innsbruck 3l . Jänner 1723, gest. zu
Wien 26. October t?9l). Sein Vater
war tirolischer Gubermalrath und ge«
heimer Archivar zu Innsbruck. Der Sohn.
für die wissenschaftliche Laufbahn sich ent»
scheidend, erhielt eine gelehrte Erziehung,
welcher er alle Ehre machte, denn schon
im Alter von'l4 Jahren verfaßte er, als
die Kaiserin Mar ia Theresia mit
ihrem Gatten Franz Stephan InnS.
brück besuchte, ein lateinisches Gedicht
auf das Kaiserpaar, das alle Beachtung
verdient. Auch sonst übte er sich schon in
jungen Jahren in Absassimg lateinischer
Inschriften, in kleineren Gedichten und
versuchte sich sogar in Abhandlungen
über Gegenstande von größerer Wichtig«
keit. Nachdem er seine Sludien beendet,
betrat er in verhaltnißmäßig jungen
Jahren in Trient die juridische Laufbahn
und wurde 1724 Secretar der lan«
desfürstlichen Stadthauptmannschaft in
Trient. Bald gab sich sein ungewöhn»
liches Geschick in Behandlung schwieriger
Falle kund, und so wurde er i7i5O als
Secretar nach Noveredo geschickt, wo er
unter dein Grafen von Wolkenstein
und Freiherrn von Hormayr (Vater)
bei der Auseinandersetzung und den Ver«
Handlungen der Grenzstreitlgkeiten zwi»
schen Tirol und dem Staate von Vene«
dig in Verwendung stand. Diese Grenz-
berichtigungSgeschichte war schon sehr alt,
und da eS galt. sich gründlich in alle
Urkunden einzustudiren, dabei Reisen an
die streitigen Grenzpuucte zu unterlieh«
Wenn viele derselben von dem Fortschritte
der Zeit im Schulwesen heut überholt
sind und die Erinnerung daran allmälig
verdunkelt wird, an Eines knüpft sich
doch bleibend die Erinnerung seines segens-
vollen Schaffens, nämlich an daS Wit-
weN'Institut für die Schullehrcr inner»
halb der Linien Wien's, welches S., von
dem Gedanken ausgehend, ins Leben geru»
fen hat, daß nur dann begabte und wohl«
unterrichtete Menschen für den Lehrstand
gewonnen werden können, wenn diese
ein anständigeres, ihrer Stellung ent»
sprechenderes LooS ihrer nächsten Ange»
hörigen hoffen dürfen. Wann S. ge>
storben, konnte ich nicht ermitteln. Das
Jahr 4813 als das seines Todesjahrs
ist eben so unrichtig, als die Angabe
1739 als die seines Geburtsjahres.
Sein in der obigen Biographie erwähnter
älterer Bruder Anton (geb. 1739, gest.
31. Mälz 1813) war auch aus Möschnach
in Krain gebürtig und legte seine Studien
in Laibach und Wien zurück. Er hatte sich
der Theologie zugewendet und, nachdem er
die Priesterweihe in Wien erlangt, trat er
in die Seelsorge, war mehrere Jahre Curat,
dann Domherr, zuletzt Domcustos bei St.
Stephan in Wien. In der Zeit als Cardi»
nal Migazzi l M . XVII I , S. 244) den
erzbischöflichen Stuhl in Wien einnahm, war
S. als Spiritual im Wiener Priefterhause
thätig. Als Heinrich Franz Graf Rotten-
hann l^d. XXVII, S. 162^ als Kanzler der
vereinigten Hofstelle in Wien (17!)2) nicht
unwichtige Reformen im österreichischen Letzt«
wesen anbahnte, denef dieser Sp eno ou als
Beisitzer in die Studien -> Hofcommission.
Neberdieß war S. Director der theologischen
Facultät. um deren Studien er sich in dieser
Eigenschaft in mannigfacher Weise verdient
gemacht. Auch war er längere Zeit Vor.
steher der Wiener UniuecsitätS« Bibliothek.
Von seinen schriftstellerischen Arbeiten ist nur
eine „Geschichte der Fasten-Anstalten in der
katholischen Kirche" (Wien t?87, Hörling,
tz".) bekannt. Die „Oesterreichische Vieoer«
manns-Chronik" (Freihcitsuurg 1784, Gebrü«
der uun Redlich. 8<>.) schildert Seite <88 beide
Vlüoer. Anton und Joseph Spenoou
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon