Seite - 221 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Band 36
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Spork) Franz Anton 221 Sports Franz Anton
und Opern mit großem Kostenaufwande
für die prächtige Ausstattung zur Auf»
führung gebracht wurden. Wir haben
bisher nur von den seine Kunstliebe zeu-
Zenden Schöpfungen des Grafen berich»
tet, nicht minder groß sind seine huma«
nitären Anstalten, welche ihre wohlthä-
tigen Einflüsse noch in der Gegenwart
äußern. Vor allen ist die großartig»
Hospitalstiftung zu Kukus zu nennen,
welche 4711 stattfand. Im Anbeginn
bestimmte der Graf 500.000 fl. zu deren
Fundirung, bei seinem im März 1738
erfolgten Tode fügte er testamentarisch
noch die gesammten Einkünfte der Herr-
schaft Gradlitz dazu, deren Werth da-
mals auf 300.000 fl. geschätzt wurde.
Plötzlich trat der Verwirklichung dieser
testamentarischen Bestimmung ein uner«
wartetes Hinderniß entgegen. Ein Fräu-
lein von Obernitz präsentirte nämlich
ein.en alten Schuldschein, kraft dessen ihr
Graf Spork 300.000 si. auf die Do.
mälie Gradlitz verschrieben hätte. Es
entspann sich nun darüber ein Rechts-
streit, der bereits fünf Jahre währte,
und eben dahin gelangt war. um zu
Gunsten der Klägerin entschieden zu wer«
den. War es Zufall, war es durch Miß.
trauen hervorgerufene Abficht, der Ver-
treter der Stiftung hielt die Schuldver«
schreibung gegen daS Licht, und das
Wasserzeichen deS Papiers trug ein spä-
tereg Datum als cü jcnes war, von dem
die Schenkung ausgestellt worden. Diese
einfache Entdeckung stellte den Schuld«
schein als ein Falsum dar, und das
Hospiz trat sofort in die vollen Rechte
seines Vermächtnisses. Ursprünglich war
die Stiftung für hundert arme Unter-
thanen der Spork'schen Herrschaften
bestimmt. Gegenwärtig genießen diese
reiche Stiftung nur die der Domäne
Gradlitz angehörigen Armen. AuSge« diente Soldaten werden besonders be-
rücksichtigt. Die Spitalpfründner bekom«
men die ganzliche und zwar sehr gute
Verpflegung im Kloster. Ein weltlicher
Priester und zwölf Barmherzige Brüder
führen die Obsorge. Es gab Zeiten, wo
die Zahl der Pfründner eine Verhältniß«
mäßig geringe war; im Jahre 1860 be»
trug ste 89 Pfründner im HoSpih und
zehn im Prager Invalidenhause. I m
Krankensaale befinden sich 34 Kranken»
betten, da aber dieselben nur selten, und
dann zu geringerem Theile von den
Pfründnern selbst benützt werden, so ver-
pflegen die Barmherzigen Brüder auch
andere Kranke ohne Unterschied des Va«
terlandes und der Religion. Die Inspec-
tion über daS Kloster und über die Er»
füllung der Bestimmungen des Stifts«
briefes führt daS bischöfliche Consisto»
rium von Königgrätz. Diesem zur Seite
steht ein Coinspector, welcher ein Nach«
komme der gräflichen Familie ist. und
zugleich das Patronatsrecht über die zum
Kloster gehörige Herrschaft Gradlitz aus«
übt. Dafür bezieht er die Interessen eines
Capitales von 120.000 Thlr. rhein. Viele
Jahre früher noch, 1693, gründete der
Graf auf der Herrschaft Gradlitz an
einer damals nur dem umliegenden Land-
volke bekannten Heilquelle, das seiner
Zeit berühmte Kukusbad. Die Mineral«
quelle, welche ihrer hervorragenden hei»
lenden Wirkungen wegen, den Namen
«goldene Ader" erhielt, hatte der Graf
im Jahre 1693 durch den Präger Arzt
Löw von Er l fe ld untersuchen und da
derselbe sie als in vielen Krankheiten
heilkräftig erklärte, einfassen lassen. Nun
schritt er zur Alisführung der Anlagen
und Baulichkeiten. Neber der Quelle
selbst erbaute er die schöne Maria Hirn«
melfahrtscapelle, daneben das stattliche
Badehaus milden nöthigen Nebenbauten.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon