Seite - 223 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Band 36
Bild der Seite - 223 -
Text der Seite - 223 -
Spork. Franz Anton 223 Sports Franz Anton
diießlichkeiten verbitterten ihm das Le«
ben und bereiteten ihm mitunter Kum»
mer und böses Ungemach. In dem Pro»
cesse gegen seine Vettern hatte Spork
bereits in zwei Instanzen gesiegt; da
gelang es Jenen, bei dem Hofgericht in
Wien einen Spruch wider den Vetter
zu erwirkm. Nun ließ der Graf die Pro«
ceßacten drucken, und mit einem Male
erschien der Advocat. der bis dahin die
Sache seiner Vettern geführt, bei dem
Grafen, bat ihn um Verzeihung und
bot ihm nun die Dienste gegen seine Vet-
tern an. Der arglose Graf nahm diese
reuevolle Gesinnung Neumann's von
Puck holz., so hieß der Advocat. für
baare Aufrichtigkeit, verzieh ihm, nahm
ihn als Anwalt an, bezahlte ihm eine
reiche Bestallung, und sicherte ihm, wenn
der Proceß gewonnen würde, eine Be»
lohnung von 5000 fl. zu. worüber er
ihm einen Wechsel, in sechs Monaten
zahlbar, ausstellte. Neu mann that aber
nicht nur nichts in Sachen deS Pro»
cesses. sondern präsentste zur Verfallszeit
den Wechsel, und da der Graf, weil die
Bedingung, der Gewinn des Processes,
gar nicht erfüllt war, ihn zu zahlen sich
weigerte, erwirkte Neumann einen
Verhaftsbefehl, welchem zufolge der
Graf im Jahre 4720 nächtlicher Weile,
wahrend er krank in seinem Schlöffe
Liffa lag, aufgehoben, nach Prag in die
Daliborka gebracht und dort volle drei»
zehn Wochen in einem kalten, garstigen
Gefängniß festgehalten wurde. Mehrere
Jahre später sollte ihm eine nicht gerin-
gere Krankung widerfahren. Es wurde
bereits berichtet, dab der Graf für den
Druck schöner Andachtsschriften, welche
er unentgeltlich vertheilen ließ. in Liffa
eine Druckerei hatte errichten laffen. Nun !
war zu jener Zeit die Ketzerriecherei, die
in Böhmen seiner Zeit so im Schwünge gewesen, noch nicht ganz abgethan. Der
Graf wurde eines Tages bei dem König,
graher bischöflichen Consistorium denun-
cirt. er habe in seiner Druckerei ketzerische
Schriften drucken und unter seine Unter»
thanen vertheilen laffen. Nun wurde
die ganze, mehrere Tausend Bande starke
Schloßbiblioth?k mit Beschlag belegt, in
Kisten gepackt und nach Königgrätz ge>
schafft. Sieben Jahre wähne die Revi»
sion dieser Bücher — man sollte es nicht
glauben, daß dergleichen möglich war.
und doch war es so — und das Resul-
tat der Untersuchung war endlich, daß
die Denunciation als falsch erkannt
wurde und die Ankläger dem Grafen
(1736) öffentlich in Kukus Abbitte lei.
sten mußten! Der größte Theil der Bi>
bliothek — warum nickt die ganze —
wurde ihm zurückgestellt. Der Erzbischof
von Prag aber — es sollte damit die
ungerechtfertigte Anklage widerlegt und
so dem Grafen eine Art moralische Ge-
nugthuung für die ihm widerfahrene
Unbill geleistet werden — kaufte um
12.000 st. die in Lissa gedruckten Bücher
und ließ sie in der Prager Diöcese ver>
theilen. Durch den langwierigen Proceß
gerieth aber die wohlgeordnete Druckerei
in theilweisen Verfall und schwang sich
nicht wieder zu ihrer vorigen höhe em»
por. Für eine andere ihm widerfahrene
Unbill hatte sich aber der Graf in höchst
humoristischer Weise gerächt. Im Eifer
der Jagd, der er mit Leidenschaft ergeben
war, hatte er eines Tages einen weißen
Hirschen, der von der kaiserlichen Herr»
schaft Brandeis auf seine Domäne Liffa
gewechselt war, bis auf das kaiserliche
Revier verfolgt und dort erlegt. 3)as
war ein Copitalverbrechen, und der Graf
ward zur Bezahlung einer ganz un«
glaublich hohen Summe — sie klingt
so lächerlich hock, daß wir sie lieber nicht
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon