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Spork, Franz Anton 224 Spork. Franz Anton
nennen — verurtheilt. Als nach einiger
Zeit ein großes Hoffest stattfand, zu
dem auch der Graf geladen war. erschien
er in der Geheimrathsuniform und in
allem Prunke damaliger Kleider«Etiquette.
aber — in hirschledener Hose. Als ihm
nun der betreffende Hofbeamte geg-n
dieses Costüm Vorstellungen machte, er-
wiederte der Graf: „Jeder trägt heut
das Kostbarste, was er besitzt, und diese
Hose ist mein Kostbarstes, ich habe
sie mit 300 Ducaten in den kaiserlichen
Säckel bezahlt." Der Graf hatte
sich
näm.
lich auS der Haut des erlegten Hirschen
die Hose machen lassen. Wie bekannt,
hat Anastasius Grün diesen Vor-
gang in den „Wiener Spaziergangen"
im Gedichte: ,Die lederne Hose" voll
Humor behandelt. Im Uebrigen ist nur
wenig mehr über den Grafen zu berich»
tm. Im I . 1687 hatte er sich mit Fran«
ziska Apol lon ia Freiin S w ö e r t s
zu Reist (geb. 1. November 1667.
gest. 22. April 1726) vermalt, und
waren aus dieser Ehe, nachdem mehrere
Kinder in zarter Jugend gestorben, nur
die beiden Töchter M ari a Eleonora
FcanziSka und Anna Kathar ina
am Leben geblieben. Ueber Erstere wurde
bereits oben berichtet, sie starb 18 Jahre
vor ihrem Vater. Letztere, A n n a
Kathar ina (geb. 43. April 1689,
gest. 19. Mai 1734). vermalte sich am
17. April 1712 mit ihrem Vetter Franz
Karl Freiherrn Swöer ts zu Reift,
dem Sohne von Franz Antons
Schwester Mar ia Sab ina , welche
sich im Jahre 1680 in erster Ehe mit
Franz Kar l Rudolph Frecherrn
Swöerts zu Reist, kaiserlichen Oberst,
lieutenant', 1693 in zweiter Ehe mit dem
kurpfälzischen Oberst von Schönberg
vermalt hatte. Die Dispens zu ersterer
Ehe hatte der Graf in Rom, wohin er selbst gereist, erwirkt. Auck hatte er am
16. Mai 1702 die königliche Bewilli-
gung erhalten, auf der Herrschaft Lifsa
für seine Nachkommen ein Fideicommiß
zu errichten. Da ihm aber männliche Er«
ben versagt waren, so adoptirte Graf
Franz Anton im Jahre 1713 seinen
Schwiegersohn und Neffen Franz Karl
Freiherm Sweerts zu Reist, welcher
in Folge dieser Adoption mittelst kaiser«
lichen Diploms vom 13. December 1718
mit dem Prädicate Swöer ts 'Spork
in den böhmischen Grafenstand erhoben
wurde. Es sind daher die S w ö e r t S«
S p o r k die Nachkommen von Franz
Antons Schwiegersohn, den er später
adoptirt, die Svork's aber sind die
Nachkommen von Franz Ant onS jün-
gerem Bruder Ferdinand Leopold
ssiehe die Stammtafel). Nachdem der
Graf Franz Anton im Alter von
66 Jahren gestorben, wurde er in der
von ihm selbst erbauten Familiengruft
zu KukuS, wo bereits sein Vater bei«
gescht war, bestattet. Graf FranzAn-
ton war aber nicht blos ein für Kunst
und Wissenschaft begeisterter, sondern
selbst ein ungemein und vielseitig gebil»
deter Cavalier. Mit den Gelehrten feiner
Zeit — und es fehlt kein nur einiger«
maßen bedeutender N.^ me — stand der
Graf im brieflichen Verkehre. Seine
Correspondenz — die Entwürfe der
Briefe, die er an sie schrieb — umfaßt
20 Bände. Den Gang der Literatur —
vornehmlich der französischen — verfolgte
er mit aufmerksamen Blicken. I n seinen
drei von chm selbst gegründeten Biblio-
theken zu Prag, Lifsa und Kukus, welche
zusammen über 30.000 Bände faßten,
fehlte kein wichtiges Werk. und diese
Sammlungen standen den Freunden der
Wissenschaft zur Benützung jederzeit of»
fen. Ueber des Grafen in seiner Druckerei
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon