Seite - 260 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Band 36
Bild der Seite - 260 -
Text der Seite - 260 -
Sprenger, Alois 260 Sprenge^ Alois
werbung desselben veröffentlichte er die
medicinische Inaugural» Dissertation:
/at«", welche in Fachkreisen die erfreu-
lichste Aufnahme fand und auch wieder«
holt nachgedruckt worden sein soll. Die
nächste Arbeit, welche nun im I . 4841
folgte, war eine englische Nebersetzung
des arabischen Geschichtswerkes Masudi:
„Goldauen und Edelsteingräber", wel«
ches unter dem Titel: „UaLuäl kisto-
riokl eu.oio1op66.ia, sutitisä. iQsaäo^L
ok golä. anä mines ol gyrnL trauLlatbä,,
d^ ZprOn^l" (I^näon 1841) erschien;
beide Schriften, die vorerwähnte Differ»
tation und Masudi's Werk, befitzt das
National»Museum in Innsbruck. Zur
Ausführung seiner weiteren Ziele bedürfte
nun Sprenger eines österreichischen
PasseS, ohne welchen er, wie oben be>
richtet worden, fein Vaterland verlassen
hatte. Sonderbarerweise wurde ihm ein
solcher verweigert. Sprenger suchte nun
um Entlassung aus dem österreichischen
Staatsverbande an. welche ihm auch
ohneweiters willfahrt wurde, und nun
— 1838 — erwarb er in London das
englische Bürgerrecht. So hatte man im
Vormärz die besten Kräfte der Heimat
durch einen unerträglichen Druck in die
Fremde getrieben und nicht selten zu
Gegnern des Kaiserstaates geschaffen, im
Nachmärz aber alle möglichen und un«
möglichen Leute aus dem Auslande nach
Oesterreich importirt, welche aufdas öster-
reichische Vaterlandsgefühl, das sie selbst
nie besaßen, fremde Reiser pfropften und
— selbstverständlich gibt es ehrenwerthe
Ausnahmen — sich wohl neue Leute,
aber nicht immer neue Freunde erwor«
ben. S. hatte aufgehört, österreichischer
Staatsbürger zu sein, und mit dem engli»
schen Bürgerrechte stand ihm die ganze
Welt offen. Auf den Reisen, welche S. in Gemeinschaft mit seinem Mäcen. dem
Grafen Münster, ausgeführt, richtete
er sein besonderes Augenmerk auf orien-
talische Handschriften, und hatte auf den-
selben deren mehrere in arabischer
Sprache gesammelt. Aber mit einem
Male und in traurigster Weise sollte S.
seines MäcenS verlustig werden. Der
Graf nahm sich aus bisher unaufgeklär-
ten Gründen, durch einen Pistolenschuß
das Leben. Bereits aber stand Spren-
ger's Name bei der Orientalischen Gesell-
schaft, deren Mitglied er war, in so gu-
tem Ansehen, daß sich ihm bald günstige
Aussichten für seine Zukunft eröffneten.
Die Gesellschaft machte ihm den Antrag
zu einer Reise in den Orient, in welcher
er für die Zwecke derselben thätig sein
sollte. Sie stellte ihm die Vortheil-
haftesten Anerbieten, setzte ihm ein an-
sehnliches Iahrgehalt fest, und zunächst
mußte sich S.^für einen l 8jährigen Auf-
enthalt in Indien verbindlich machen.
Nach Ablauf dieser' Frist wurde ihm die-
selbe Summe ungeschmälert alS Pension
zugesichert. Unter solchen Bedingungen
verließ im Frühling 1842 Sprenger
Europa und begab sich in den Orient.
Sprenger's ersterBestimmungsortwar
Ealcuta. von da kam er nach Lucknow,
dann nach Delhi, wo er ein Institut zur
Erziehung junger Hindus gründete, orga»
nisirte und einige Zeit als Director lei<
tete. Seine Leistungen hatten die Auf-
merksamkeit des Schah's von Persien
auf sich gezogen, und dieser dem gelehr»
ten Europäer in Würdigung seiner Ver«
dienste einen stattlichen Elephanten zum
Geschenke gemacht. Von Delhi kam er
wieder nach Lucknow zurück, wo er aber
verweilen und für die Zwecke seiner Ge-
sellschaft thatig sein mochte, überall setzte
or neben seinen dienstlichen Berufsarbei-
ten, seine eigenen Studien und gelehrten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon