Seite - 271 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Band 36
Bild der Seite - 271 -
Text der Seite - 271 -
Springer, Anton Heinrich 271 Springer) Anton Heinrich
sDie weiteren im Druck erschienenen Ar
beiten S pringer's folgen unten.^ In
der genannten Stellung blieb er bis zum
Jahre 1839. Seiner angegriffenen Ge«
sundheit wegen begab sich S. im genann
ten Jahre nach Sicilien, wo ihn von
Zürich der Ruf eines außerordentlichen
Professors der Kunstgeschichte traf. Nach«
dem er denselben auSgeschlagen, wurde
er nach dem Ausscheiden Raumer's aus
dem preußischen Ministerium zuerst zum
außerordentlichen, aber schon 1860 zum
ordentlichen Professor an der Universität
Bonn ernannt. Den Dank für diese Er»
nennung an der preußischen Hochschule
durfte S. nicht schuldig bleiben und mit
kunsthistorischen Essays war er nicht ab»
zustatten. S. mußte zeigen, daß er auf-
gehört hatte, ein Sohn, ein Bürger
Oesterreichs zu sein, und so schrieb er sein
Werk: „Geschichte Oesterreichs seit tiem N5ie>
mr Frieden 2809". 2 Theile (Leipzig 1863.
Hirzel, gr. 8<».). Es ist schwer zu schil-
dern, welche Stimmung die nächstoethei»
ligten Kreise nach Erscheinen dieses Bu»
ches erfaßt hatte. I n Kreisen der Gegner
wie der zahlreichen Freunde deS Verfas«
fers, welche derselbe durch seine geist.
vollen kunstgesckichtlichen Arbeiten ge»
wonnen hatte, gab eS nur Eine Ansicht:
es war mit diesem Werke ein Act trau»
riger Felonie am eigenen Vaterlande
geübt worden. Ein Fremder hätte nicht
bitterer, schärfer über den Kaisersiaat
schreiben können, als es sein eigener
Sohn nicht mit dem Ernste des For«
scberS, sondern mit spöttischer Behag-
lichkeit gethan. Das Werk ist voll der
tiefsten Bitterkeit, reich an Hohn und
Spott gegen die Deutschen Oesterreichs,
und der Unwille über diesen Act mensch,
licher Entwürdigung war ein um so tie«
ferer, als einzelne Partien dieses Werkes
die glanzende Begabung des Verfassers herausstellten. Ein Bewunderer des
Autors sprach damals die bezeichnenden
Worte: „ES wird eine Zeit kommen, wo
S. selbst es tief bedauern wird, diese Ge«
schichte geschrieben zu haben". Von der
politischen Gesinnung abgesehen, enthalt
das Werk reiches und wichtiges Material,
das nichtIedem zugänglich ist—so narnent«
lich jeneS aus dem böhmischen Landes«
Archiv in Prag, das dem Dr. Sprit?«
ger durch Hilfe seines Schwiegervaters,
des Or. Adolph Pinkas sBd. XXII ,
S. 317^, und wohl nur durch Vertrauens»
Mißbrauch zur Verfügung gestellt worden
war. Eine oechische Uebersetzung dieseS
Werkes veranstaltete Jacob M a l^ unter
dem Pseudonym Vaclav Pravda,
unter dem Titel: „OHspiL Kakouska
oä rniru ViäenskMo roku 1809« (Prag
1867, Kober, 8<>.). In seiner Stellung
in Bonn verblieb S. bis zur Gründung
der neuen Hochschule in Straßburg, an
welche er in gleicher Eigenschaft im Jahre
1872 berufen wurde. Im Jahre 1872
bekleidete er an derselben die Stelle eines
Prorectors. Damals schrieb ein preußi»
scher Schriftsteller über den Oesterreicher
Spr inger : »Dieser „Spr inger" hat
dem König und Kaiser von Oesterreich
ein Schach geboten (!). War er es doch,
der schon sechzehn Jahre vor Nikolsburg
den Ausschluß Oesterreichs aus dem deut«
schen Bunde für geboten hielt". («Das
neue B'latt" 1872, S. 373.) Nun mag
wer will. dem gelehrten Professor
Spr inger zu dieser Schachpartie Glück
wünschen und noch mehr zu seinem poli»
tischen Seherblick, der das für unerläß«
lich erschaute, waS später in verhängniß.
vollen Ereignissen wirklich geschah. Wir
zählen nicht zu den Gratulanten. I n
Straßburg war nicht lange seines Blei«
bens, denn schon im Jahre 1872
folgte S. einem Rufe an die Leipziger
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon