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Stadion-WarthauseN) Walt. Wilder. 46 Stadion-WarthauseN) Walt. Wilder.
kurzen < Feldzug in Neapel mit. Im
Jahre 4822 Oberlieutenant bei Hiero«
nymus Colloredo - Infanterie Nr. 33,
1824 Capitän.Lieutenant, und kurz dar-
auf Hauptmann im 30. Infanterie-Re«
giment Graf Nugent, 1833 in gleicher
Eigenschaft zum Szluiner 4. Granzregi«
mente überseht, quittirte er mit Beibehalt
seines Hauptmanns > Charakters 1333.
I n den Malteserorden am 13. August
1824 aufgenommen, legte er schon
wenige Monate darauf zu Prag am
4. Februar 1823 die feierlichen Ordens»
Gelübde ab, wurde aber erst zwölf Jahre
spater, am 1. Mai 1837, Comthur dieses
Ordens zu Meidelberg in Oesterreichisch.
Schlesien, welche Commende er bis zu
seinem Ableben nahe an 33 Jahre be-
hielt. Zur Zeit des ersten AusbrucheS
der Cholera 1831, stand Wal ter Sta-
d ion zu Lemberg in Garnison. ES ist
bekannt, daß jene furchtbare Krankheit
bei ihrem ersten Auftreten im östlichen
Europa, namentlich in Polen, Ungarn
und Schlesien am meisten wüthete. Die
bisher unbekannten Erscheinungen der«
selben — der rasche Wechsel vom Leben
auf Tod — die noch damals geringen
medicinischen Erfahrungen über dieses
Uebel, machten den schrecklichen Gast
noch unheimlicher und grausiger! — so
daß selbst die tapfersten und muthigsten
Herzen vor einer Gefahr zitterten, der
sie nicht Kraft und Muth, sondern nur
Geduld und blinde Schicksalsergebung
entgegensetzen konnten. Auch Galiziens
Hauptstadt blieb nicht verschont. Wal»
ter S tad ion sollte eben einen erhol«
tenen längern Urlaub zu seiner Familie
antreten, der ihn ganzlich auS dem
Bereiche der Gefahr entfernt hätte.
Aber in diesem Augenblicke allgemeinen
Schreckens verzichtete Wal ter frei-
willig auf seine Urlaubsreise und mel» dete. sich, den alten Satzungen seines
Ordens gemäß, zur Krankenpflege in
die mit Cholerakranken überfüllten Mi«
litär-Spitaler. Unerschrocken thätig —
denn er trug selbst oft Kranke auf den
Rücken, wusch sie, reichte ihnen Arzneien
— wirkte dieses erhebende Beispiel auf
alle seine Umgebungen. und fand diese,
in jener Zeit doppelt lobenswerthe, auf-
opfernde Hingebung S t a d i o n's, in
allen Schichten der Bevölkerung die all«
gemeine, gerechte, bewundernde Aner»
kennu°ng. Aber auch seine Nächstenliebe
und sein Wohlthätigkeitssinn waren
unbegranzt. Im Besitze einer ziemlich
einträglichen OrdenS-Commende, gönnte
sich S tad ion oft kaum das Nothwen»
digste, ja er darbte oft sogar — um
seinen Nächsten zu unterstützen; Alles/
was er besaß, gab er .den Armen, und
so geschah es sogar einige Male, daß er
factisch sein lehteS Hemd einem Hülflosen
geschenkt, und er zeitweise an dem oft
Unentbehrlichsten Mangel litt. Graf
Thür heim als Augenzeuge berichtet,
daß er eines TageS den Grafen von
armen und krüppelhaften Menschen form»
lich belagert fand, worauf der Graf alle
seine Läden und Taschen leerte, um Kei«
nen ohne eine Gabe zu entlassen. So
geschah es denn öfter, daß er seine Ein»
künfte am Tage des Empfanges schon
wieder vertheilt hatre. Als der Krieg
gegen die Franco-Sarden 1839 jenseits
der Alpen zum lange genährten Aus>
bruche kam. faß Wal ter S tad ion ,
damals bereits 69 Jahre alt, auf feinem
Ordenshause zu Meidelberg. Da zog er
den jahrelang entbehrten Soldatenrock
wieder an, und eilte mit jugendlicher
Hast herbei, um sich zum Sanitätsdienste
zu melden. Er wurde nun. dem Militär
Charakter, den er bekleidete, gemäß, als
Hauptmann und Commandant einer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon