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Stadler, Joseph Jacob
Ueber die Familie, der er entstammt, ge
ben die Quellen nähere Auskunft. Sein
Vater Joseph Franz stand als Ober
amtmann und Bevollmächtigter, in Gra
Thun'schen Diensten, und lebte auf der
gräflichen Herrschaft Tetschen im 3eit>
meritzer Kreise Böhmens. Der Sohn er-
hielt den erforderlichen Unterricht und
wurde für das Amtmannsgeschäft, wcl,
cbeS sein Vater versah, erzogen, da er
aber große Vorliebe und Talent für die
Musik zeigte, wurde auch die AuSbil»
düng in dieser Kunst nicht vernachlässigt,
und so erlernte der Sohn neben dem
Clavier« das Violin» und das Contrabaß.
Spiel. Ueber seine dienstliche Laufbahn
fehlen alle Nachrichten. Allem Anscheine
nach wurde er Nachfolger des Vaters in
den Graf Tkun'schen Diensten. Im
Jahre 1813. damals schon bei 62 Jahre
alt, lebte er als Hausbesitzer und Bür»
ger zu Prag, und fand sein Vergnügen
daran, unbemittelten Jünglingen, welche
Talent zur Musik zeigten, in derselben
unentgeltlichen Unterricht' zu ertheilen,
da er sie im Piano- und im Violinspiel
unterwies. I osev h Jacob compomrte
auch für die Instrumente, welche er mit
vorzüglicher Gesckicklichkeit spielte. Seine
Composttionen, Claviersonaten und Va-
riationen für die Violine, ferner seine
Harmoniepartien und Menuetten fan»
den in Wien und Prag großen Beifall.
Für zwei Vermälungen des Kaisers
Franz I. hatte S. die Ballmustk com«
ponirt. Von seinen im Stich erschienenen
Compositionen find bekannt: Eine „Zulu
Olanier-Snnllte"; — „Variationen auf einen
Aiindler" ', — „Sechs Menuetts mit Tria für
das Pmnllklllte" ; — „Nag sndigche Grllnnng5>
liltl mit Variationen kür das Plann", sammt«
lich in der k. k. priv. Chemie-Druckerei
des Anton Steiner in Wien erschienen;
ferner: „Smülk Vllrintwnen tiir die Violine 9 Städter (Genealogie)
über das beliebte Glmer Neb in der „.,
teristik, eines Gitlen, Fröhlichen, Verliebten,
Berauschten, Wchtsinnigen, stolzen, Klein-
wüthigen, Zufriedenen, Spötters, Oeizigen,
Sonderlings und Zornigen". Diese, dem Gra>
fen Friedrich von Nostitz gewidmete
Composition, ist bei Grnft Schödl im
St. Galli. Kloster in der Prager Alt-
stadt erschienen.
Zur Genealogie der Stadlcr von Wolfersgrün.
Ob sie aus Schwaben, wie es Familien«
Überlieferung wissen will, stammen, lassen
wir dahingestellt sein. Zwei Vettern, Iobst
Wolfram und Sebastian Stadler . er«
hielten für ihre Verdienste in etlichen Feld-
zügen und bei der ersten Türkenbelagerung
Wiens im Jahre 1329 vom Kaiser Ferdi.
nand I. ääo. Prag 12. Jänner 1562,
einen Wappenbrief. Sebastian pflanzte
den Stamm fort, und sein Urenkel Thomas
wurde vom Kaiser Ferdinand I I I . m t^
Diplom, ääo. Negensburg 4. September 1640,
unter Anerkennung und Vermehrung deg er«
erbten Wappens, in den rittermäßigen Adel«
stand des heiligen römischen Reiches erhoben.
Des vorgenannten Thomas Enkel, näm<
lich seines Sohnes Johann Joseph zwei
Söhne Johann Paul und Johann
Christoph, stifteten zwei Linien > Ersterer
die ältere noch blühende. Letzterer die jüN'
aere. im März 1876 mir Victor S. von
Wol fersgrün erloschene Linie. Die älter-.',
von Johann Pau l begründete Linie blüht
noch in zwei Zweien in Böhmen, Tirol
und Steiermark. Welcher uon den zwei Li«
nien unser Comuonist Joseph Jacob
Stadler angehört, ist aus den flüchtigen
genealogischen Nachweisen über die Familie
nicht zu entnehmen. Diese aber sind ent»
halten im „Genealogischen Taschen
buche der Ritter« und Adelsgeschlechtei"
(Brü.ni 18 70, Buschak und Irrgnng. 32".),
I. Jahrg. (l8?l>). S. 402, und I I . Jahrg.
(1877). S. 665.
Wappen. Quadrirtrr Schild. 1 und 4 in
Schwarz ein aufrechtstehender gekrönter
Wolf in natürlicher Farbe, mit roth aus-
geschlagener Zunge. mit den beiden Hintei»
fußen auf drei grünen Hügeln stehend, mit
den ausgestreckten Vorderfüßen zwei silberne
Pfeile haltend: im oberen Felde ist er links.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon