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Städter, Maximilian Städter, Maximilian
Mäßigkeit seines ihm gemachten Vor»
schlages zu überzeugen, und befahl, nicht
nur Alles in seinem Bestände zu lassen
und kein einziges Instrument wegzu<
geben, sondern auch einige Geistliche
durch den würdigen F ix lmü l le r in
der Sternkunde unterrichten zu lassen.
So hatte Stadler 's kluges Benehmen
dem Stifte eine seiner wichtigsten Zier-
den erhalten, und der Präsident war
demselben, so wie seinem trefflichen Vor»
steher von dieser Zeit an vorzüglich ge-
wogen. Die Studien, mit Einschluß der
Astronomie, wurden nun beibehalten,
und der Abbö gibt in seinen hinterlasse,
nen Papieren den StiftSgeistlichen das
Zeugniß, „daß siesämmtlichrechtschaffene,
religiöse Männer, tüchtige Professoren
und eifrige Seelsorger gewesen seien".—
Durch die angeordnete Errichtung neuer
Schul» und Pfarrhäuser, so wie durch
die neue Steuerregulirung wurden zwar
die Ausgaben deS Slistes beträchtlich
vermehrt; allem durch eine wohlver«
ständene Oekonomie und zweckmäßige
Geschäftsführung blieben nicht nur die
Finanzen in guter Ordnung, sondern es
wurde auch die im Stifte von jeher be«
ständene Gastfreiheit aufrecht erhalten,
und so neben der inneren Wohlfahrt auch
der äußere Anstand bewahrt. Nach dem
Tode Joseph's I I . ward der ehemalige
Abt von KremSmünster, Erenbert,
am 22. November 1790 in feine vorige
Würde wieder eingesetzt. Abb6Stad«
ler, von der Hochachtung und dem
Danke des StiftgpersonalS begleitet, ver-
fügte sich, nachdem er die administrirten
Klöster förmlich übergeben hatte, den
t9. Jänner 179l nach Linz, wo Bischof
Ga l l ihn zum Consistorialrath und Re»
fecenten berief. Seine ausgezeichnete
Geistesbildung und sein anziehender Cha«
rakter öffneten ihm die angesehensten Hauser, und als Tonkünftler wie als
Gesellschafter ward er allenthalben in
Anspruch genommen. Mit vorzüglicher
Freundschaft war der genannte Bischof
ihm zugethan, welchen er auf mehreren
Reisen begleiten mußte. I n zwei auf
einander folgenden Jahren ging er zur
Sommerszeit mit dem k. k. Fäldzeug-
meister Grafen von H o h e n f e l d
sBd. IX, S. 192, im Texte) nach Karls-
bad. die Cur zu gebrauchen; seine musi-
kaliscken Kenntnisse machten ihn dort in
hohen Kreisen sehr gesucht, und eine da»
selbst zum Besten der Armen ueranstal«
tete musikalische Akademie hatte unter
seiner Leitung und durch die Mitwir-
kung mehrerer berühmter Tonkünstler,
die sich über seine Verwendung dazu
herbeiließen, den glänzendsten Erfolg.
Unter mehreren andern Compositionen,
womit er sich während seines Aufent-
haltes in Linz in den Mußestunden be-
schäftigte. ist besonders eine Cantate
und die Musik zu einem Ballere für Kin«
der anzuführen, beide in Gegenwart
Ihr^r Majestäten des Kaisers F ranz
und der Kaiserin Theresia aufgeführt.
Bei den damals von Linz aus zuweilen
unternommenen Eicnrsionen nach Wien
besuchte er Mozar t öfters, und wurde
nach dem Tode dieses Meisters von sei»
ner Witwe gebeten, dessen hinterlassene
Handschriften zu untersuchen und zu
ordnen. Dieses that er in Gegenwart des
Herrn von Nyssen. nachmaligen zweiten
Gatten der Witwe Mozart'S. Bei die-
fer Gelegenheit war eS, daß er im Hause
der Witwe das L,6HUi6N und l^r is
nebst dem Dies irae von Mozart 's
herrlicher Seelenmesse aus dessen
eigener Handschrift und mit diplo«
malischer Genauigkeit abschrieb, welche
Abschrift gegenwartig in der k. k. Hof-
Bibliothek sich befindet' auch componirte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon