Seite - 70 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Band 37
Bild der Seite - 70 -
Text der Seite - 70 -
Robert 70 Robert
und Stadtmarrer, worauf er. als Abt
Kar l am 28. Jänner 1730 gestorben,
am 2l . April d. I . zu dessen Nachfolger ge>
wählt winde. Abt Robert zählt zu den
würdigsten Vorstanden seines berühmten
Stiftes, der in schwerer Zeit mit Umsicht
und Energie das Kirchenregiment in der
ihm unterstehenden großen Kirchenge>
mcinde und unter seinen Capitularen
führte. Die Vermögensverhältniffe deS
Stiftes befanden stch beim Ableben des
vorigen Abtes Kar l in wenig günstiger
Lage. Schwere Schulden drückten daS
Stift, an welches überdieß in den
bedrängnißreichen Zeitereignissen jener
Tage große Anforderungen gestellt wur-
den. Der Prälat setzte eine besondere
Commission zur Regelung dieser Ver-
Haltnisse ein - es wuiden einerseits Er»
sparnifse und andererseits eine sorgfal«
tige Bewirthschaftung der Stiftsgüter
eingeleitet. Hauswir th, in dem unten
angeführten Werke, gibt ein recht cm-
schauliches Bild. wie Abt Robert in
der Zeit des siebenjährigen Krieges
(1736—1763), in diesen schweren Ta«
gen, das Stift mit sicherer Hand leitete
und den Anforderungen nach allen Sei»
ten gerecht werden konnte, ohne die He»
bung des Stiftes außer Acht zu lassen.
Die Disciplin im Stifte wurde sorg.
faltig geregelt und strenge eingehalten.
Gleich im ersten Jahre seines Prälaten
thums vollzog sich eine interessante
Meßregel, die der Durchführung eines
ewigen Cho rgebe teS in der
Stad t Wien. Die Kaiserin M a r i a
Theresia hatte nämlich die Gründung
eineS ewigen ChorgebeteS in der Hof.
capelle oder in einer anderen Stadlkirche
gewünscht. Darüber foiderte das Con«
sistorium die Ordensvorsteher zu Gut«
achten auf über die beste Art und Weise
der Ausführung dieses kaiserlichen Wun» sches. Ts stellten nun einzelne Stifte
und Klöster ihre Mitglieder bei, und es
wurden nach einer festgestellten Ordnung
die Gebete des Capitels zu St. Stephan
und aller klösterlichen Gemeinden in
Wien aneinander gereiht, und so ein
ununterbrochenes Chorgebet in Wien er»
zielt. Die Kirche blieb in jenen Tagen
auch nicht ohne Angriffe, und der Geist
der Feindseligkeit gegen dieselbe gab
sich in verschiedenen gegen die Geistlich«
keit im Allgemeinen und gegen einzelne
Mitglieder derselben gerichteten vec«
leumderisä>'N Schriften kund. Diesem
unwürdigen Treiben sah Abt Rober t
nichts weniger als gleichgiltig zu. Er
eiferte nun die Stiftspriester zur sorg«
samcn Pflege der Religion an, er er»
munterte sie zu wissenschaftlichen Stu»
dien. damit seine Priester mit den Waf«
fcn des Wissens gegen die Angreifer der
Kirche auftreten konnten. Er hat dadurch
nicht nur die sittliche Richtung seiner Ca<
pitularen, sondern auch den Wissenschaft«
lichen Geist derselben gehoben, welcher seit
dieser Zeit im Stifte seine bleibende Statte
aufgeschlagen und manche verdienstliche
Alben zu Tage gefördert hat. Vornehm-
lich war es unter Abt Robert sein
Stiftspfarrer 1^. Amand Preschet, wel-
cher sich um die Bibliothek und die
Sammlung von historischen Notizen über
daS Stift hoch verdient gemacht hat.
Unter Abt Robert begannen auch die
Vorbereitungen zur Anlage eines neuen
Friedhofes für seinen Sprengel, weil die
Beerdigung der Todten auf dem Stifts»
gottesacker >eit 173! untersagt war.
Doch erst unter seinem Nachfolger Abt
B e n n o fand die Einweihung deS
neuen schottischen Pfarrfriedhofes am
Alserbache statt. Noch manche andere
Maßregel, betreffend die inneren Verhält«
nisse des Stiftes, die Verwendung der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon