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Stadnicki) Victorin cki) Victorin
die nahe Verwandtschaft mit dem Erzdischofe
von Gnesen Ignaz Krasicki, einem der
hervorragendsten Poeten Polens sBd. XI I I ,
S. l33), und da5 Beispiel der Mutter, welche
die Kunst des Malens in einer weit über
den Dilettantismus hinausgehenden Vollen»
düng übte, blieben nicht ohne Einfluß auf
das empfängliche, talentbegabte Mädchen,
welches sich bald mit der heimischen Literatur
innig vertraut machte uno die Koryphäen
derselben mit Begeisterung las. Als sie
46 Jahre alt war, übernahm sie nach dem
4799 erfolgten Tode ihrer Mutter die Leitung
des väterlichen Hauses, bis sie sich im Jahre
4806 mit ihrem Alters« und Spielgenossen
Mathias Grafen Rrasirlu vermalte und in
Dubiec häuslich niederließ. 49 Jahre, also
nahezu ein halbes Jahrhundert, verlebte sie
in der glücklichsten Ehe. Die literarischen
Interessen ihres Vaterlandes verfolgte sie
mit aufmerksamem Auge; sie war eine Freun«
din Mariens, geborenen Fürstin Czarto«
ryjska, nachmaligen Herzogin von Württeml
berg. Sie führte einen Briefwechsel mit den
interessantesten Persölilichkeiien ihrrc Zeit,
welcher, unstreitig reiches Materiale zur Zeit»
geschichte enthält. Sie war eine Gönnerin
des Dichters Vincenz Po l ^Bd. XXI I I ,
S. 49^ und ihrem Einflüsse vornehmlich ist
eine der schönsten, wo nicht die schönste Dich«
tung Pol'S: „I>isäii o 2iemi U2.L2H", d. i.
Das Lied von unserem Lande, zu verdanken.
Auch stand sie mit dem Dichter in stetem
brieflichen Verkehre. Die 77jährige Matrone
hatte die denkwürdigsten Phasen ihres Vater-
landes persönlich miterlebt, die napoleonischen
Kriege, in welchen ihr Bruder I gnaz im
Jahre 1812 bei Smolenök den Heldentod
fand; die Erhebung deS Volkes im Jahre
18^0, die neuerliche im Jahre 1846 uno das
Jahr 1848. Welch einen Schatz müssen die
Aufzeichnungen derselben enthalten! ^623.8,
d. i. Die Zeit (Krakauer politisches Blatt)
1860. Nr. 112. im Feuilleton: „krorki 1-73
8^1. isonU 2 Iir. 26 ^iiii'Fraäk 6tHälnekicn,
iii-abin? ^aciHonH Trasiokie^", d. i. Kurzer
Lebensabriß der Gräsin Theophila von Zmi-
grod'Ttadnicki, vermalten Gräsin Krasicka.)
— 17. Victor in S., welcher im 17. Jahr-
Hunderte lebte, war Castellan von Przemysl,
und hat sich durch ein Heldengedicht, betitelt:
„K0K022«, d. i. Der Aufruhr (Krakau 1670)
bekannt gemacht. Er befingt darin die Fehde,
dieanläßlichderKönigswahlSigmu n d s l l l .
(von Schweden) das Land beunruhigte,
v. Würz dach. bio^r. Lerikon. XXXVII . sG feiert in dem übrigens von ästhetischem Stand»
Puncte bedeutungslosen Gedichte seine eigene
Familie, insbesondereaberden oben erwähnten,
unter dem Namen „der Teufel von Laucut"
im VolkSmunde lebenden Stan iS laus S.
^S. 80. Nr. 13). ^
d. i. Lerikon polnischer Poeten (Krakau
1820. Joseph Matecki. 8°.). Bd. I I , S. 203.)
— l8. Ueber einen Grafen Stadnicki
brachten die Blätter im Jahre 1871, ohne
Angabe seines Taufnamens und welcher Linie
des Hauses er angehöre, fol^rnde Nachrichten.
Am 14. Iäimer 1871 erschoß sich im Comi'
tatsbause zu Pesth ein Comitatshuszar. Der»
selbe stammte aus einer vornehmen polnischen
Adelsfamilie, er war ein Graf Stadnicki.
Sein Vater hatte im Jahre 1832 anläßlich
des polnischen Freiheicskampfes auf eigene
Kosten ein Regiment gestellt, in welchem
sein älterer Bruder als Oberst dicnte. Dieser
gerieth in russische Gefangenschaft und wurde
nach Sibirien geschleppt, wo er auch starb.
Das Vermögen des Grafen wurde consiöcirt
und auch der Antheil des damals erst elf»
jährigen Sohnes, der an dem Aufstande gar
nicht Theil genommen hatte, zurückgehalten.
Der Sohn flüchtete sich nun zu einem Onkel
nach Galizien, der seinen Neffen in eine Mili-
tär-Erziehungsanstalt brachte. Aus dieser trat
der Graf in die kaiserliche Armee, wurde Ofsi-
cier, ging in der Revolution des Jahres 1843
als Honvso-Rittmeister in die Armee der Auf»
rührer über, kämpfte in derselben gegen die
Kaiserlichen und zeichnete sich in einem Ge-
fechte gegen die Naizen, in welchem die
Ungarn den Sieg über dieselben und nament-
lich in Folge seines persönlichen Muthes
erfochten, ganz besonders aus. Als im Jahre
1863 der Aufstand in Polen ausbrach, begab
sich S. in sein Vaterland, um in den Reihen
seiner Landeleute gegen die Russen zu kämpfen.
I n einem Gefechte gefangen, wurde er zu
zwanzigjähriger Verbannung in Sibirien oer»
urtheilt. I n wunderbarer Weise gelang es
ihm, auS Sibirien zu entkommen und nach
zahllosen Leiden und Irrfahrten Pesth zu
erreichen. Dort kam er bei dem Ministerium
um eine Anstellung ein. Da aber alle seine
Documente, mit denen er sich über seine
Vergangenheit ausweisen konnte, verloren
gegangen waren, konnte nicht so leicht eine
Verfügung erfolgen und er nahm, um nicht
Hungers zu sterben, einen Dienst als Last-
träger und trug Säcke auf schisse und Steine
r. 27. Mai 1878.) 6
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon