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Stamm, Ferdinand 110 Stamm, Ferdinand
Zeitung", den „Triester Lloyd". wäh.
rend als ein Ergebniß seiner ernsten
Studien die im Jahre 4844 erlangte
juridische Doctorwürde erscheinen mag.
Nun versuchte sich Stamm zunächst im
Drama und vollendete deren zwei: „Aa-
relei" und „Mn55a". DaS lchtere schickte
er zuerst an die Wiener Hofbühne, wo
es mit der Bemerkung, man könne an
ein Erstlingswerk nicht die Auslage des
theueren neuen Costümes wagen', abge»
lehnt wurde. Für Prag, wo es S. auch
eingereicht hatte, stand es als Benefiz
der Frau Pohler t für den 1o. März
1848 auf dem Repertoire. Der März<
stürm hatte mit vielem Anderen auch die>
ses Stück weggefegt. Verbotene Stücke
gelangten an die Stelle der censuiirten
und die „Libufsa" blieb unausgeführt.
Im Jahre 1848 ging auch Stamm'S
auf zehn Jahre geschlossener Vertrag
mit der Familie Kui ferstein zu Ende.
Sein Zögling trat in ein k. k. Uhlanen»
Regiment und S tamm zog sich mit
der ihm zugesicherten Pension zu seiner
Mutter ins Erzgebirge zurück. Dort
stand ihm bei der rasch um sich greifen»
den und in den unteren Volksclafsen
wenig begriffenen Bewegung deS Jah-
res 1848 bald eine wichtige Aufgabe
bevor, indem insbesondere die Arbeiter
im Erzgebirge die Maschinen, welche
ihnen Brod entzogen oder dasselbe
schmälerten und immer mehr und mehr
in Aufnahme-begriffen waren, anfeindeten
und ihren Groll gegen die Fabriksherren
kehrten. Da wirkte S. durch beruhigende
und belehrende Aufsatze in der „Bohe-
mia" und in der „Constitutionellen Zei-
tung aus Böhmen". In einem offenen
Briefe aber „An die Frauen Böhmens"
richtete er die Aufmerksamkeit derselben
auf das nothleidende Spitzengewerbe und
fügte Vorschläge bei, wie durch Schulen für Erzeugung feinerer Waare und durch
Vereine für den Betrieb einheimischer
Spitzen Abhilfe geschafft werden könne.
Der Brief verfehlte nicht seine'Wirkung.
Ein Frauenverein, den die Frau des
Apothekers K. A. Laube in Leitmerih
ins 3eben gerufen, hatte noch eine wei>
tere Folge, indem er S tamm zu einer
edlen Frau verhalf. Auf seinen offenen
Brief hatte nämlich die Apothekerfrau
einen so geist« und gemüthvollen Brief
geschrieben, daß Stamm seiner Mutter
gegenüber äußerte: „Wenn diese Frau
eine ähnliche noch ledige Schwester hätte,
so würde ich sie heirathen". Und in der
That lernte er drei Jahre später diese
Schwester der Frau Laube. Karol ina
Wessely, cine Enkelin des juridischen
Schriftstellers Dominik K o st e c z k y
sBand XII I , Seite 34^> kennen und am
2. Mai 1834 heirathete er sie. An der
Bewegung des Jahres 1848 nahm er
lebendigen, aber ruhigen Antheil; ins.
besondere die Sache der Deutschen in
Böhmen war eS, die ihn thätig sein
ließ; auch wurde er von seinen politischen
Freunden aufgefordert, sich in den öfter«
reichischen Reichstag wählen zu lassen.
Im Wahlbezirke Lobofitz trat er als Con»
didat auf und trug den Sieg über
drei Mitbewerber davon. Im November
4348 trat er in Kremsier in den Reichs»
tag, wo er nur in der Debatte über das
Hausrecht sich belheiligte, hingegen in
der journalistischen Discussion der Tages«
fragen in der „Bohemia" und in der
„Deutschen Zeitung aus Böhmen" um
so wirksamer war. Nach der am 4. März
1849 erfolgten Auflösung des Kremsierer
Reichstages kehrte er nach Böhmen zu-
rück und wurde Mitredacteur an der
„Deutschen Zeitung auS Böhmen". Als
nach der Auflösung des Frankfurter Par-
laments Dr, Makowitzka >^B
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon