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Staröeviä Anton 453 Staröevi^ Anton
daß er an einer österreichisch-deut
schen Hochschule seine wissenschaftliche
Bildung und den Doctortitel erlangte.
Er ist auch seit Jahren Mitglied des
croatischen Landtages. Zuerst rici-tete
sich die öffentliche Aufmerksamkeit nicht
blos Croatiens. sondern der ganzen Mon»
arckie im Jahre 1866 auf ihn, als er
anlaßlich der Zrinyi-Feier, welche im
November g. I . sowohl an mehreren
kleinen Orten Croatiens. als zuletzt in
Agram und daselbst mit großem Auf.
wände nationaler Begeisterung begangen
wurde, im croatischen Landtage gegen
diese nationale Feier sicd erhob und den
ganzen Apparat an Festlichkeiten, deren
Erfindung und Ausführung „ österreichi»
schen Schmierern" und den „verhaßten
Magyaren" in die Schuhe schob. Dieser
Vorgang erregte in den betheiligten
Kreisen große Aufregung und Verstim-
mung. Seine im genannten Jahre am
2?. Jänner im croatischen Landtage ge»
haltene Rede erschien auch unter dem
Titel: „Ao^o^ sto Fa, '^ i
2666« (Agram 1866, 8".) im Drucke.
I)r. S. ist der energische Verfechter des
croatischen Staatsrecbteö und so das
Haupt eiwr besonderen Partei sowohl
im croatischen Landtage wie im politischen
Leben Croatiens. Die eine. die sogenannte
„Pozor > Partei", bekennt sich zu den
Grundsätzen des BisckofsSt r oß m ay er,
die andere zu jenen des Abgeordneten
Sta röev i 6. der von der Pozor-Partei
scherzweise der „croatlsche Diogenes"
genannt wird. Natürlich fehlt es nicht
unter den beiden Parteien an demonstra»
tiuen Kundgebungen zur Bekräftigung
ihrer Ansichten und als im Frühling
486? die Pozoristen dem Andenken des
Banus Ie lac ic vor dessen Monumente
eine S.renade brachten, wollten die Anhänger des „croatischen Diogenes"
demselben als Gegner dieser dem Stand»
bilde des Banus dargebrachten Ovation
ein Zeichen ihres Vertrauens und der
anerkennenden Würdigung geben, und
beschlossen, ihm einen glänzenden Fackel«
zug zu bringen, überreichten ihm aber,
da ihnen zu dem Fackelzuge die behörd»
licde Bewilligung verweigert worden,
eine von seinen Anhängern unterzeichnete
Vertrauensadreffe. Bei der Ueberreichung
dieser Adresse nahm S. Gelegenheit, sei»
nen politischen Standpunct aufs neue zu
betonen und zu erklären, „daß er in der
vollständigen Wiederherstellung der Ver-
fassung das einzige Heil für sein Vater,
land erblicke. Territoriale Integrität ohne
integrirte Verfassung sei, wie diese ohne
jene, ein todter Körper. Die croaiische
Nation nach ihrer geographischen Lage,
mit dem Naturreichthume des Landes und
allen Bedingungen einer mächtigen Ent-
wicklung, diese Nation, welche Iahrhun«
derte hindurch mächtig, frei, glücklich und
ruhmreich gewesen, bei welcher Helden»
muth mit Geist sick vereinige, diese
Nation für ihre selbständige Erhaltung
unfähig erklären, heiße dieselbe bloßstellen
und ihren Untergang sanctioniren. Wer
sich selbst als Sclaven ansieht, dürfe sich
nicht wundern, wenn ihn auch Andere
dafür halten; wer nicht sich selbst gehöre,
der gehöre Jedermann und habe kein
Recht, über den Wechsel seiner Herren
sich zu beklagen. Die Zukunft Croatiens
stehe in den Händen der Croaten". I n
ganz entschiedener Weise aber tritt S. in
jüngster Zeit auf, als der PanslavismuS
seine Fledermausfittige wieder fühlbar
schlägt und die Ereignisse im Süden
Europa's die Wachsamkeit der österreichi»
schen Politiker mehr denn je erregten.
Da ließ S. in den letzten Tagen des
Jänner 1878 eine politische Flugschrift
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon