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Starsevi<5, Anton 134 Anton
erscheinen, betitelt: „Waran Ziehen mir?"
Im Landtage, als der Gründer und das
Haupt der croatischen Rechts» oder der
eigentlichen großcroatischen Partei, die
sich hauptsächlich aus dem jungen Nach'
wüchse recmtirt, hat Dr. S. das Verhält-
niß Croatiens zu Ungarn bisher nie
berührt, unter dem Vorwande, daß der
Dualismus vorher die Probe seiner
Lebensfähigkeit zu bethätigen habe. Da
gegen bekämpfte er die „Nationalen" in
Croatien mit leidenschaftlichem Haffe in
Bezug auf ihre .auswärtige Politik".
Die Üechen betrachtet er als schlechte
Acteure in der politischen Komödie,
lcmgnet entschieden alle Anrechte, welche
die Serben in den Landern der Stephans«
kröne sich anmaßen, und geißelt mit
scharfem Spott das Kokettiren mit Ruß«
land, gegen das ihn tödtlicherHaß erfüllt.
Immer wieder weist er auf Polen hin,
wenn in Croatien die Rede von Rußland
und seinen Sympathien ist. Angesichts
der Thatsachen, welche der Krieg in Bul-
garien bereits geschaffen und noch zu
schaffen droht, erörtert S. in der oben-
genannten Broschüre, alle jene Gefahren,
welche speciell für Croatien entstehen
könnten, wenn der serbischen Propaganda
nicht rechtzeitig ein Halt entgegengedon-
nert wird. S. greift tief in die Geschichte
der orientalischen Frage und dieselbe
wissenschaftlich behandelnd, beweist er.
daß mit deren Losung zu Gunsten Ruß-
lands die Individualitat der slavischen
Stämme in Frage gestellt werde, weil
man doch den Russen nicht zumuthen
könne, je eine andere als russische Politik
zu verfolgen. „Mehr als im Westen",
schreibt S., „ist in Rußland der Pansla-
vismus ein Hirngespinnst; aber die Russen
selbst gebrauchen diese «Idee" als ein
Werkzeug und lachen doppelt, weil es
ihnen gelingt, mit einer unausführbaren Idee die ganze Welt zu blenden. Dabei
aber werden nur die Slaven die Zeche
für das byzantinische Rußland bezahlen."
S. weist auf die Gefahr hin, die daraus
für die österreichifch«ungarifche Monarchie
entstehen wird, falls diese Bosnien und
die Herzegowina nicht annectiren sollte,'
denn nur derjenige sei Herr des adriati«
schen Meeres, welcher sich die jütischen
und dinarischen Alpen zu sichern versteht.
Die Gründung eines großserbischen Rei»
ches sei nicht allein eine Gefahr für Oester-
reich-Ungarn als Großstaat, sondern sie
überliefere ein ganzes Volk, nämlich das
croatische, der Vergangenheit, dessen
Loyalität gegenüber der Dynastie nie in
Zweifel gezogen werden könne. Am
Schlüsse seiner Flugschrift, welche als der
politische Ausdruck einer starken Partei
in Croatien anzusehen und darum auch
in ihrer Bedeutung nickt zu unterschätzen
ist. rnft S. den Magyaren zu: „Kannst
du den Freund nicht retten, so rette dein
eigenes Leben." Dieß aber könne nur
dann geschehen, wenn unsere Staats»
männer noch in der letzlen Stunde sich
besinnen und jene Länder annectiren,
die tief in den südöstlichen Theil der
Monarchie wie ein Keil hincindringen.
Wenn man dieß zu thun versäume, so
werde man den staatsfeindlichen (Kleinen-
ten in Croatien den größten Gefallen
erweisen, denn für diese gebe es dann
ein Terrain, wo sie ihre Propaganda
fortsetzen werden, bis eines Tages der
prä'uintive „christliche Gouverneur" auf
nicht christliche Weise beseitigt und auS
Bosnien eine serbische Provinz wird;
dann könnte Serbien wirklich zu Piemont
und M i lan zum liö Faianwomo beför-
dert werden u. s. w." Diese Broschüre
erregte allgemeines Aufsehen, und dieß
um so mehr, als die ungeschminkte Dar-
legung der Verhältnisse an den südöst»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon