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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Band 37
Seite - 172 -
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Seite - 172 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Band 37

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Starhemberg) Ernst Rüdiger 1.72 Ftarhemberg^ Ernst Rüdiger ckes und Scherffenb erg. der Marckese Obizzo befehligte die Stadtguardia. Die Be. satzung zählte i3.900 Mann; über 8000 Bürger waren förmlich in Compagnien eingetheilt, über 12.000 bewaffnet und zum Dienste ver< tbeilt. und nebst diesen noch mehr als 60.000 Menschen im Umfange der immer härter bedrängten Stadt. Die Belagerer errichteten Tag für Tag Stuckbette auf der Höbe des Croatendörfels. des rothen Hofes, der Laim» «rube, wider die Burg« und Löwelbastei und das Navelin, nach und nach zehn Stuck« bette, und zwei in der Leopoldstadt, welche am l?. Juli nach einem Zweistündigen Ge« fechte in die Hände der Türken gefallen und von ibnen verbrannt worden war, wo» durch alle Communican^n init dem Heere des Herzogs von Lothringen und alle Zu- fuhr aufhörte. Das türkische Lager uon außen umsing die Stadt in einem ungeheuren Halb- monde. Starhemberg machte des Tages oft viermal die Runde um die ganze Stadt, überall aneifernd und ermunternd; er selbst ging keiner Gefahr aus dem Wege. Auf der Löwelbasiei erhielt er einen Schuß tn den Kopf' doch sckon am dritten Tage besuchte er in seinem Tragsefscl wieder alle Posten. Die Türken arbeiteten nach ihrer Gewobn« reit viel mit Minen; aber dem Comman- danten erboten sich geschickte und muthige Männer, und so wurden Gegenminen mit iVlä'rr Geschicklichkcit gelegt, daß. wenn rine Mine mit Hunderten von Türken in die Luft flog. Starhemberg die kühnen Mineurs freudig umarmte und Grlo und Ehrenzeichen uliter sie vertheilte, lim dem drohenden Fortgange der feindlichen M'nen zu begegnen, ließ Starhem berss auS den nächsten Häusern hinter der bedrohtesten Strecke des Walles neue Batterien aufwer« fen, alle anstoßenden Straßen, Aus» und Eingänge uerdollwerken. gegen die Stür- mer siedendes Wasser und Pech, Steine und Feuerdrände und an jedem Aus« oder Ein« gange grobeö Geschütz bereit halten. Die Glocken schwiegen nach Kriegessitte,- nur die große Glocke von St. Stephan, Ängstern genannt, gab das Zeichen der Sturmnoth und der Feindcsnngst. Auf dieses Zeichen mußten sick die Soloaten auf den Wällen, die Bürger auf dem Hofe. die Universität auf der Freiung, die Niederlags. und Buch» daltrreiverwündten mit den Hofbefreiten auf dem neuen Markte einsinden. In der Stadt hielt S ta rdc m derg mit unerbittlicher Strenge die Mannszucht, Ordnung und Si- cherheit aufrecht, und seine Fürsorge war eben so energisch, als allseitig. Während er einen Hauptmann, der einen Augenblick mit dem Vorrücken gezögert, festnahm, bis der« selbe sich gerechtfertigt, einem Lieutenant, der des Nachts die Türken ruhig vor der Löwelbastei sich hatte eingraben lassen, die Wahl stellte zwischen dem Galgen oder küonem Ausfalle mit wenigen Leuten zur Wieder» zerstörung der Arbeiten, zwei Knaben von 15 und 10 Jahren, welche den Feinden als Kundschafter gedient, enthaupten, und Sol, daten, weil sie gemurrt, auf der Stelle um ihr Leben würfeln ließ, erhielt er die Preise aller Lebensbedürfnisse wohlfeil, handhabte die zweckmäßigsten Sanitätsanstalten. und sorgte, selbst von der Nubr ergriffen, väter« lich für alle Verwundeten und Kranken So hielt er gegen alle wüthenden Angriffe der Feinde. gegen den Andrang der Türken ge- gen die Wälle und den unterirdischen Mi. nenkrieg die schwer bedrohte Stadt bis zum Augenblicke der Rettung durch den Arm der verbündeten Christenheit, durch des Lotbritv gers besonnenen Muth, des Polrnkönigs Johann Sobiesky niederschmetternde Ta« pferkeit und den Eifer der deutschen Für- sten. Johann Georgs I I I . (deö „säch- sischen Mars"). M ar E m a n u e l s von Baiern u. A. Als die Osmanen heulend daS mit ihrem Blute bedeckte Feld geräumt, empfing (<3. September) der Polenkönig den Grafen Starhemberg im eroberten 3a- ger mit jener Herzlichkeit, welche Helden jeglichen Standes zu verbrüdern pflegt, und hielt an seiner Seite den Einzug in die ge- rettete Stadt. Der Kaiser eilte, in Star« hemberg den Netter Wiens, ja Orster- reichs, zu belohnen, Starhembera er« hielt einen kostbaren Ring. l.000.000 Reichs« thaler, den Feldmarschallsstab. die Würde eines Staats» und (Zonferenzministelö und in sein Wappen den Stephanschurm — von welchem aus er die Bewegungen der Feinde zu beobachten pflegte — zum ewigen Andenken. Dle Kaiserin verehrte ihm einen aus Gold und Edelsteinen zusammengesetz- ten Adler, zwischen dessen beiden Häuptern oer St. StephanStkurm sich erhob; die niederösterreichischen Stände übelreichten dem Helden einen goldenen, mit Diamanten be» setzten Degen uno die ooerösterreiänschen Stände einen goldenen, gleichfalls mit Edel» steinen nich besetzten Stab; der Magistrat
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Stadion-Stegmayer, Band 37
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Stadion-Stegmayer
Band
37
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1878
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
362
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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